PORTRÄT Stephane Lissner: Der Ämter-Multi

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Der Musikdirektor der Wiener Festwochen und Intendant der Mailänder Scala war von der Findungskommission ebenfalls vorgeschlagen worden.

Stephane Lissner ist als Musikdirektor der Wiener Festwochen (seit 2005 ist er für das Musikprogramm verantwortlich) und Intendant der Mailänder Scala (ebenfalls seit 2005) ein vielbeschäftigter Mann. Fast hätte der ehemalige Leiter der Opernfestspiele in Aix-en-Provence diese Jobs gegen einen hoch prominenten anderen tauschen können: Der 56-Jährige war - neben Alexander Pereira und Pierre Audi - Teil des Dreiervorschlages für die kommende Leitung der Salzburger Festspiele. Seine Nachteile: Der Ämter-Multi aus Frankreich ist in Wien bis 2010, in Mailand aber bis 2013 gebunden, steht dort allerdings auch immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik.

Stephane Lissner wurde am 23. Jänner 1953 als Sohn eines Russen und einer Ungarin in Paris geboren. Mit 18 Jahren gründete er sein erstes eigenes Theater, "Le Theatre Mecanique". 1977 bis 1979 war er Generalsekretär des Centre Dramatique National von Aubervilliers, 1979 bis 1983 Ko-Intendant des Centre Dramatique National von Nizza. Ab 1983 arbeitete er als Administrator des Pariser Musiktheaters "Theatre du Chatelet", an dessen Spitze er von 1988 bis 1998 stand. 1993 bis 1995 war er daneben auch Generaldirektor des Orchestre de Paris.

1996 übernahm er auch die Leitung des "Königlichen Theaters von Madrid", verließ das Opernhaus 1997 allerdings auf Grund anhaltender Streitigkeiten mit der Verwaltung und dem spanischen Kulturministerium wieder. Ab 1998 war er Ko-Intendant (zusammen mit Peter Brook) des Theatre des Bouffes du Nord in Paris und Intendant des Festival International d'Art Lyrique d'Aix-en-Provence (bis Ende 2006).

2001 gründete Lissner gemeinsam mit dem französischen Unterhaltungskonzern Vivendi Universal das Kultur-Webfenster Divento.com. Durch die Finanzschwierigkeiten von Vivendi in Mitleidenschaft gezogen, musste die Website mittlerweile allerdings wieder schließen.

Dann folgten die prominentesten Berufungen nach Wien und Mailand. 2008 war er auch für einen Posten an der Berliner Staatsoper Unter den Linden im Gespräch - genau für jenen Job als Nachfolger von Peter Mussbach, den der derzeitige Intendant der Salzburger Festspiele, Jürgen Flimm, nun übernehmen wird. Auch ans spanische Teatro Real hätte Lissner gehen können, er entschied sich aber für Mailand (den Posten in Madrid hat Gerard Mortier übernommen). Damals hatte er öffentlich bekräftigt, dass er bis "mindestens 2013" in Mailand bleiben wollte. Die Scala ist jedoch nicht erst seit damals mit Finanzierungskürzungen, Streitigkeiten mit Sängern und Streikdrohungen konfrontiert.

(APA)

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