Polen: Raiffeisen könnte auf Franken-Risiko sitzen bleiben

PK RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL AG (RBI): KARL SEVELDA
PK RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL AG (RBI): KARL SEVELDAAPA/HANS KLAUS TECHT
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Nach sechs Monaten macht der RBI-Konzern 288 Mio. Euro Gewinn. Der Verkauf der Polbank gestaltet sich schwierig.

Im ersten Halbjahr hat die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) einen Konzern-Nettogewinn von 288 Mio. Euro gemeldet. Er lag damit um 16,4 Prozent unter dem Wert vor einem Jahr. Für das gesamte Jahr stellt sich der Vorstand weiter auf einen Verlust ein. Bis Juni sind die Kreditrisikovorsorgen nochmals angestiegen, und zwar um 4,3 Prozent auf 592 Millionen Euro. Im gesamten Jahr dürften die Nettodotierungen zu den Kreditrisikovorsorgen weiter "erhöht" bleiben, es werde aber mit einem Bedarf unter Vorjahresniveau (1,716 Milliarden) gerechnet, hieß es in einer Mitteilung Mittwochfrüh.

In Polen droht "Zwangskonvertierung"

Der angestrebte Verkauf der Raiffeisen-Tochter Polbank hingegen verzögert sich. Daran soll die Franken-Kredit-Problematik schuld sein. Den polnischen Banken - darunter ist ganz prominent die RBI-Tochter Polbank - drohen Milliardenkosten, wenn ein Gesetzesentwurf zur "Zwangskonvertierung" umgesetzt wird. Diese Verzögerungen stellen laut Raiffeisen nicht den Zeitplan für die Restrukturierung nicht infrage. Allerdings könnte beim Verkauf der polnischen Polbank könnte es nun sein, dass deren Frankenrisiko "isoliert" und auf den Büchern der RBI bleibt.

Denkbar wäre es demnach, das Franken-Kredit-Portfolio vor einem Verkauf "herauszunehmen", sagte Finanzvorstand Martin Grüll. Klar sei, dass der Verkauf der Polbank in ihrer jetzigen Aufstellung nur zu einem schlechten Preis erfolgen könnte. Würde die vorm Verkauf stehende Bank von dieser Last befreit, wären ganz andere Preise möglich. Der Verkaufsprozess würde damit aber nicht neu aufgesetzt.

Die Schweizer-Franken-Kredite seien kein wirtschaftliches Risiko, sagt RBI-Chef Karl Sevelda. "Wir haben es mit einem politischen Risiko zu tun." Im Vorfeld der herbstlichen Wahlen in Polen seien auch in diesem Land die Banken zum Spielball der Politik geworden. Nach den in zwei Monaten statt findenden Wahlen sollten sich, so hofft er, die Wogen glätten. Deshalb wurden in der Bilanz auch noch keine Vorsorgen für daraus erwachsende Belastungen zur Seite gelegt. Es werde in den nächsten Wochen und Monaten intensive Gespräche geben.

Raiffeisen: 3,2 Mrd. Euro an Franken-Krediten

Die erst 2011 von Raiffeisen erworbene und derzeit wieder zum Verkauf stehende Polbank ist vom polnischen Gesetzesentwurf jedenfalls stark betroffen. Sie hatte zu Jahresmitte noch rund 3,2 Milliarden Euro an Franken-Krediten auf dem Markt. Bei Raiffeisen zeigte man sich in der Vergangenheit bei dem Thema dennoch relativ entspannt. Die Kredite wurden nämlich vor allem an Besserverdiener vergeben, und interne Berechnungen sollen gezeigt haben, dass diese sich die durchschnittliche monatliche Kostensteigerung im zweistelligen Eurobereich in der Regel leisten können. Diese Gelassenheit dürfte sich nach den jüngsten Vorstößen der Regierung aber geändert haben.

Mehr als 500.000 Polen haben Franken-Kredite im Wert von knapp 35 Milliarden Euro laufen. Die meisten davon wurden in den Jahren 2007 und 2008 aufgenommen. Seither hat der Franken gegenüber dem Zloty aber um mehr als 50 Prozent aufgewertet. Die Rückzahlungen für die Kreditnehmer wurden dadurch also entsprechend teurer.

Die RBI-Gruppe fährt bis Ende 2017 ihre Bankgeschäfte in mehreren Ostländern massiv zurück, damit will sie ihre Kapitalpolster aufbessern. Ziel ist eine harte Kernkapitalquote von 12 Prozent bis Ende 2017, derzeit liegt die Quote bei 10,7 Prozent.

RBI-Bilanz 2015
RBI-Bilanz 2015APA

(APA/Red.)

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