Österreich ist seit 50 Jahren CERN-Mitglied – und es gibt auch gute Gründe, das beizubehalten. Dagegen der wichtigste Beweggrund für einen möglichen Ausstieg bei CERN ist finanzieller Natur.
Pro:
• Internationale Spitzenforschung. Unbestritten geschieht am CERN hochkarätige Grundlagenforschung, die den Aufbau der Materie klären soll. Ohne Mitgliedschaft sind österreichische Teilchenphysiker von der Forschung de facto ausgeschlossen, da die für Experimente notwendigen hohen Energien nur in großen Teilchenbeschleunigern wie dem LHC beim CERN erzeugt werden können.
• Internationales Renommee. Ein Ausstieg aus CERN hätte die Reputation Österreichs wohl beschädigt, wie die Kritiker Hahns monierten. Bei gemeinsamen internationalen Projekten zählten die Verlässlichkeit, die Langfristigkeit und das Vertrauen.
• Wirtschaftliche Spin-offs. Österreichische Unternehmen waren in der Vergangenheit regelmäßig Zulieferer von Ausrüstung für CERN. Auch die österreichische Uniqa-Versicherung hat einen Exklusivvertrag bei CERN.
Contra:
• Hohe Kosten. Die Mitgliedschaft beim CERN kostet jährlich ein Fixum von 16 Millionen Euro, dazu kommen noch rund vier Millionen Euro für konkrete Forschungsprojekte. Das macht rund 70 Prozent der im Budget für internationale Mitgliedschaften veranschlagten Mittel aus.
• Alternative Projekte. Derzeit entstehen in europäischer Kooperation neue Großforschungseinrichtungen– von Gewebedatenbanken über Röntgenlaser bis hin zu riesigen Teleskopen. Um dort mittun zu können – und auch anderen Wissenschaftsdisziplinen den Zugang zu Großforschungsanlagen zu ermöglichen –, ist mehr Geld nötig. Bei begrenzten (Spar-)Budgets fehlen diese Mittel.
• Wissenschaft ändert sich. Früher war die Teilchenphysik die „Königin der Wissenschaften“. Heute sind etwa die Lebenswissenschaften drauf und dran, ihr den Rang abzulaufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2009)