Nur noch wenige Flüchtlinge dürfen in Mazedonien einreisen. Hinter Stacheldraht verschanzte Polizisten feuerten Tränengas auf Flüchtlinge.
Die mazedonischen Behörden haben laut Medienberichten in Skopje beschlossen, nur noch einer begrenzten Zahl von illegalen Migranten die Einreise zu erlauben. Vorrang sollen dabei laut Regierungsbeschluss die bedürftigsten Gruppen, darunter Kinder, haben.
Wie die Tageszeitung "Dnevnik" auf ihrem Internetportal berichtete, ist die Zahl der Asylbewerber, die sich in den letzten Tagen im Schnitt auf 1300 pro Tag belaufen hatte, in den letzten 24 Stunden deutlich zurückgegangen. Zwischen Donnerstag 8 Uhr früh und Freitag 8 Uhr früh wurden demnach 181 Asylanträge angenommen. Zwei Drittel der Antragsteller waren syrische Bürger.
Tränengas gegen aufgebrachte Menge
Die mazedonische Polizei ist am Freitag an der Grenze zu Griechenland mit Tränengas gegen Flüchtlinge vorgegangen. Hinter Stacheldraht verschanzte Bereitschaftspolizisten feuerten Tränengaspatronen in eine aufgebrachte Menge, die Einlass in die ehemalige jugoslawische Teilrepublik forderte, berichtete ein Reuters-Reporter.
Mehrere Tausend Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika hatten die kühle Nacht unter freiem Himmel im Niemandsland verbracht, nachdem Mazedonien am Donnerstag an seinen Grenzen im Süden und Norden wegen der hohen Anzahl von Flüchtlingen den Ausnahmezustand ausgerufen und damit die Grenzen faktisch dichtgemacht hatte.
Laut Medienberichten vom Freitag hat der Ausnahmezustand an den Grenzen samt verstärkter Grenzkontrollen etwa 4000 Flüchtlinge auf der griechischen Seite festgesetzt. In den vergangenen zwei Monaten wurden demnach in Mazedonien 41.000 Asylwerber registriert. Nach Angaben eines Polizeisprechers stiegen die Kosten des Einsatzes der mazedonischen Polizei infolge des Flüchtlingsstroms alleine an der Grenze zu Griechenland auf 800.000 Euro monatlich.
Flüchtling erstach Sonderpolizist
Nichtregierungsorganisationen kritisierten unterdessen den Ausnahmezustand: Dieser werde das Schlepperunwesen florieren lassen, warnte Mersiha Smailovic, eine Mitarbeiterin der NGO Legis. Die Schlepperkriminalität war seit Mitte Juni zurückgegangen, nachdem durch die Novelle des Flüchtlingsgesetzes den Migranten ermöglicht worden war, innerhalb von drei Tagen einen Asylantrag zu stellen und dadurch auch das Recht auf die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zu erhalten. Das wurde zur Weiterreise durch Mazedonien nach Serbien und in die EU genutzt.
Seitdem schwoll die Zahl der Flüchtlinge im Grenzort Gevgelija täglich an. In der im Süden Mazedoniens gelegenen Stadt wurde in der Nacht ein Sonderpolizist von einem Migranten erstochen. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.
Mazedonien hat sich zu einem Haupt-Transitland für Flüchtlinge entwickelt, die über Griechenland weiter in die nördlichen Staaten der Europäische Union wollen. In Griechenland waren allein im Juli 50.000 Menschen aus unterschiedlichen Staaten angekommen, weit mehr als im gesamten vergangenen Jahr.
(APA/Reuters)