Statt chemischen Düngers soll in Zukunft immer mehr Biodünger dafür sorgen, dass die Produktion auf dem Feld nachhaltig intensiviert werden kann.
Eine Basis für eine Bioökonomie ist es, die landwirtschaftliche Produktion zu sichern, ohne der Umwelt Schaden zuzufügen. Oder wie es in der Ankündigung für die Plenardiskussion der Alpbacher Technologiegespräche steht: „Die Bioökonomie greift auf lebende Systeme zurück, die in Jahrmillionen der Evolution entstanden sind.“ Manche dieser lebenden Systeme sind Bakterien. Teresa Berninger vom Austrian Institute of Technology (AIT) wird an der Diskussion in Alpbach teilnehmen und von „ihren“ Bakterien erzählen. Der „Presse“ verriet sie vorab, welchen Beitrag ihre Forschung für eine biobasierte Wirtschaft leisten kann.
„Ich beschäftige mich mit wachstumsfördernden Bakterien, die man ganz natürlich im Inneren von Pflanzen oder im Wurzelbereich von Pflanzen findet“, sagt Berninger, die zurzeit auch an der Boku Wien ihre Dissertation zu diesem Thema verfasst. „Solche Bakterien wirken schützend auf Pflanzen, und wir wollen sie in Zukunft als Biodünger einsetzen“, sagt sie.
Der Bakterienstamm, an dem Berninger forscht, funktioniert im Labor sehr gut, doch mit dem Transport auf das Feld klappt es noch nicht. Die Bakterien sind anfällig für Temperaturschwankungen und längere Lagerzeiten. Oder sie überleben im Acker nicht, weil dort viele andere Mikroorganismen als Konkurrenz vorkommen.
Sicher vom Labor auf das Feld
„Meine Aufgabe ist es, eine Rezeptur zu finden, die den Bakterien hilft, lebend auf dem Feld, an der Pflanze anzukommen, um die schützende Wirkung zu gewährleisten“, sagt Berninger. Daher testet sie im Glashaus nun verschiedene Schutzstoffe, die die Biodünger-Bakterien vor Trockenstress und anderen ungünstigen Bedingungen bewahren können. Auch an einer Verkapselung der Bakterien wird geforscht, ähnlich dem Prinzip von magensaftresistenten Kapseln.
„Der Vergleich ist passend, weil diese wachstumsfördernden Bakterien so gesund sind für die Pflanze wie probiotische Bakterien für unseren Darm.“ Die Modellpflanze in ihren Labortests ist derzeit der Mais. Aber da die Bakterien ein breites Wirtsspektrum haben, sollte die Schutzrezeptur, die Berninger entwickeln will, auch für andere Getreidesorten hilfreich sein. „Nächstes Jahr starten wir mit den Feldversuchen, in Kooperation mit einer österreichischen Saatgutfirma“, bestätigt sie.
In der AIT-Sektion Bioresources laufen noch andere Projekte, die zum Ziel haben, die heimische Produktion auf eine biologischere Basis zu stellen. Die Suche nach immer mehr solcher schützenden Bakterienstämme läuft auf Hochtouren. Dazu werden Pflanzen auf alle in und auf ihnen vorkommenden Mikroorganismen gescreent.
Auch Pilze dienen der Bioökonomie. So arbeiten AIT-Forscher mit einer Pilzart, die Substanzen herstellt, die in der Lebensmittel- und Textilindustrie zum Einsatz kommen oder mit deren Hilfe Pflanzenabfälle in Ausgangsmaterial für Biotreibstoff umgewandelt werden. (vers)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2015)