Freie E-Books auf Scribd: Der Albtraum der Verlagswelt

E-Books am iPhone
(c) AP (Mark Lennihan)
  • Drucken

Was Apples "App Store" für das iPhone ist, will Scribd für Autoren werden. Jeder darf Texte schreiben, als E-Book veröffentlichen und dafür Geld verlangen oder eben nicht. Die Verlagsbranche zittert.

Die Filesharing-Plattform Scribd hat einen neuen Online-Store für Textdokumente gestartet. So können Autoren ihre Arbeiten einem breiten Publikum zu sehr günstigen Konditionen zugänglich machen. Dabei funktioniert Scribd so ähnlich wie Apples "App Store" für das iPhone. Während dort jeder Entwickler Handy-Anwendungen anbieten kann, sind es auf Scribd Texte. Vor dem Hintergrund einer stetig wachsenden Online-Leserschaft - Scribd verzeichnet mittlerweile 60 Mio. Leser, Tendenz stark steigend - bieten immer mehr Online-Verlage und Internetportale solche Upload-Services an. Die klassische Verlagsbranche befürchtet weitere Umsatzeinbußen.

Scribd bald als iPhone-App

"Angebote wie diese werden intensiv genützt. Sehr viele Autoren bevorzugen aber immer noch eine Veröffentlichung auf herkömmlichem Weg. Das Selbstverständnis der Autoren sowie die Textform sind ausschlaggebend, ob ein anonymeres Herantreten an die Öffentlichkeit für einen Verfasser in Frage kommt", sagt Johannes Krüger, Geschäftsinhaber des New Book Online-Verlags. Junge Autoren können ihre Arbeiten auf diese Weise schnell und ohne Mühe veröffentlichen. Um Texte zur Verfügung zu stellen, werden Dateien einfach im Standardformat PDF auf einen Scribd-Server geladen. Die Urheber können dann die Höhe des Nutzungsentgelts selbst festlegen und behalten 80 Prozent des erzielten Ertrages für sich. Scribd wird bald auch eine eigene Applikation für Apples iPhone zur Verfügung stellen.

Angst vor Google- und Amazon-Dominanz

Damit unterscheidet sich das Angebot wesentlich von anderen Anbietern wie Amazon, die weniger Flexibilität an den Tag legen. "Eine mögliche Verengung der Publikationskanäle durch die Marktdominanz von Amazon und Google ist ein Grund, warum Verfasser gerne mit uns zusammenarbeiten", sagt Jared Friedman, CTO von Scribd, in der New York Times. Angesichts des härter werdenden Wettbewerbs am E-Book-Markt werden bei Amazon hochgeladene Arbeiten in einem Format angeboten, das nur vom hauseigenen E-Reader Kindle ausgelesen werden kann. Zudem erhalten die Autoren einen erheblich geringeren Anteil der erzielten Erlöse. "Große Marktteilnehmer wie Amazon versuchen zum Zwecke der Kundenbindung, ihre eigenen Endgeräte an den Mann zu bringen. Langfristig werden E-Reader jedoch alle gebräuchlichen Dateiformate auslesen können müssen", meint Krüger.

Aktueller als klassische Verlage

Bis etablierte Verlagshäuser die Arbeiten von unbekannten Autoren veröffentlichen, vergeht meist viel Zeit. Im Falle von aktualitätsbezogenen Inhalten gereicht dies oft zum Nachteil der Verfasser. "Das sinnliche Leseerlebnis durch den Genuss eines Buches wird aber auch durch E-Reader nicht ersetzt werden können. Aufgrund der vielen alternativen Einsatzgebiete betrachte ich den E-Reader jedoch als Zweitbuch", so Krüger.

Trotz aller Vorteile haben auch Anbieter wie Scribd gröbere Hindernisse zu überwinden. So stellen beispielsweise nicht autorisierte Uploads ein zentrales Problem dar. Daher wird versucht, urheberrechtlich geschützte Arbeiten in einer Datenbank zusammenzufassen und zu filtern.

 

(pte)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.