EU unterstützt Bauern in Milchkrise

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Die Preise für Milch- und für Schweinefleisch sind derzeit im Tiefflug. Die Proteste der europäischen Milchbauern für höhere Milchpreise beschäftigten am Wochenende sogar die höchsten Kreise der Formel1.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat am Samstag belgische Milchbauern getroffen, da er befürchtet hatte, dass deren Proteste die Zufahrtsstraßen zum Formel-1-Grand-Prix von Belgien in Spa-Francorchamps blockieren könnten. Der Brite traf den belgischen Bauernobmann vor einer Plastikkuh und nahm anschließend einen kräftigen Schluck Milch. Blockaden gab es nach dieser Aktion in Spa keine.

Die EU-Kommission will den Bauern in Europa nun bei einem Sonderlandwirtschaftsrat am 7. September Unterstützung in der gegenwärtigen Milchkrise gewähren. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sagte am Montag nach einem Treffen mit der lettischen Regierungschefin, Laimdota Straujuma, bis dahin werde die EU-Kommission in der Lage sein, nicht nur Lettland, sondern auch den anderen EU-Staaten zu antworten. In Österreich betonte auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) den Ernst der Lage für Milch-, aber auch für Schweinebauern. Es handle sich um eine Ausnahmesituation, die Auswirkungen des Russland-Embargos seien noch spürbar. Den Milchbauern habe der starke Preisrückgang im ersten Halbjahr zu schaffen gemacht. Die aktuellen Niedrigpreise bei Schweinefleisch seien vor allem durch die sommerliche Hitze und die Schwemme von deutschem Schweinefleisch nach dem Ende der von der EU geförderten Lagerhaltungsperiode verursacht worden.

Betriebe vor dem Zusperren

Der oberösterreichische Agrar-Landesrat, Max Hiegelsberger (ÖVP), hatte gestern davor gewarnt, dass viele Schweinebauern aufgrund des Preisverfalls in den kommenden Jahren möglicherweise zusperren müssten. Die Betriebe könnten ihre Produktionskosten immer weniger decken und Verluste machen. Ein Betrieb mit etwa 100 Schweinen würde heuer etwa ein Minus von 30.000 Euro einfahren. Voriges Jahr waren es noch rund 14.000 Euro. Bei Deutschlands größtem Milchverarbeiter, dem Deutschen Milchkontor (DMK), sieht man derzeit wenig Chancen, dass der Milchpreis kurzfristig nach oben geht. Die Durststrecke werde mindestens noch bis Anfang nächsten Jahres andauern.

Entspannung durch USA

Bei dieser „Weltmilchmarktkrise“ steige die Milchproduktion im Vergleich zur Nachfrage überproportional an. 2014 seien geschätzt sechs bis sieben Milliarden Kilogramm Milch zu viel produziert worden. Die Molkereien zahlen den Bauern derzeit knapp 27 Cent pro Kilo Milch.

Das DMK sieht aber auch leichte Anzeichen für eine Entspannung. So sei die Binnennachfrage in den USA offenbar um rund 15Prozent gestiegen. Dadurch fließt aus den USA weniger Milch auf den Weltmarkt. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)

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