Westbalkanstaaten buhlen um Infrastruktur-Millionen der EU

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Neue Verkehrsnetze sollen den Westbalkan mit der EU verbinden. Besonders Serbien ist auch für Privatinvestoren interessant.

Wien. Nur eine Nebenrolle werden Infrastrukturprojekte bei der heutigen Westbalkan-Konferenz spielen. Dabei sind die Schienen- und Straßenwege für die westlichen Balkanstaaten überaus wichtig. Serbiens Verkehrsminister, Zorana Mihajlović, erwartet sich von den Projekten gar eine Stärkung der politischen Integrität und Stabilität in der Region. Denn die Transportnetze sollen nicht nur die EU-Beitrittskandidaten miteinander verbinden, sondern auch als Anschlusspunkt an die Verkehrskorridore der EU dienen.

Eine Milliarde Euro wolle Brüssel in die Infrastruktur der Region pumpen, kündigte Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn im März an. Mehr als zehn zu finanzierende Projekte werden die sechs Staaten am Donnerstag vorlegen. Etwa verständigten sich Serbien und Albanien bereits auf den Bau einer insgesamt 385 Kilometer langen Autobahn. Sie wird Belgrad mit dem serbischen Niš und einer vorhandenen Strecke vom kosovarischen Prishtina bis hin zur albanischen Hafenstadt Durres verbinden. Auch die Erneuerung der 485 Kilometer zählenden Eisenbahnlinie von Belgrad zur Küstenstadt Bar in Montenegro soll EU-Zuschüsse erhalten. Die Strecke ist Teil eines Zugnetzwerks, das von Österreich nach Griechenland führt.

Weil heimische Finanzierungsmöglichkeiten fehlen, wird die Region auch für ausländische Privatinvestoren wieder interessanter. Die österreichische Soravia-Gruppe etwa ließ erst kürzlich 40 Millionen Euro für die Sanierung der ehemaligen Staatsdruckerei in Belgrad springen. Auch in mazedonische Immobilien hat der Konzern bereits investiert. Vor allem in Serbien stecke viel Potenzial, erklärt Geschäftsführer Hanno Soravia. Der serbische Markt sei nicht nur größer, sondern im Hinblick auf Korruption auch sicherer als etwa der mazedonische. Ausschlaggebend dafür sei Serbiens Premier, Aleksandar Vučić. „Er macht im Gegensatz zu anderen Politikern am Balkan wirklich etwas für die Wirtschaft.“ (maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2015)

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