Straches "Erziehungstipps" sorgen für Unmut

EU-WAHLKAMPFAUFTAKT DER FPOE: STRACHE
EU-WAHLKAMPFAUFTAKT DER FPOE: STRACHE(c) APA (Rubra)
  • Drucken

Heinz-Christian Strache propagiert Handgreiflichkeiten für die "blöden Lausbuben" von Ebensee. Kinderschützer sind empört über den FP-Chef, der Gewalt als Mittel der Problemlösung sieht.

Über Gewalt als Erziehungsmaßnahme wird in Österreich nicht mehr viel diskutiert. Es ist klar, dass sie vorkommt. Und es ist klar, dass sie abzulehnen ist. Umso größer ist die Verwunderung des Kinderschutzbundes, dass auf dieser Ebene niemand auf die kürzlich getätigten Aussagen von FP-Chef Heinz-Christian Strache reagierte.

Der Grund für die Kritik sind Straches Erziehungstipps für die "blöden Lausbuben" von Ebensee. Strache, selbst zweifacher Vater, hatte am Wochenende empfohlen, die für die Neonazi-Störaktion in der KZ-Gedenkstätte verantwortlichen Jugendlichen "an den Ohren" zu ziehen und ihnen eine "ordentliche Tachtel" zu gegeben, sie aber nicht "wochenlang in U-Haft" zu nehmen. Für Christian Vielhaber, Obmann des Österreichischen Kinderschutzbundes, sind diese Aussagen ein Affront gegenüber 20 Jahren Gewaltverbot.

»"Wir feiern dieses Jahr 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot gegen Kinder in Österreich und erleben den Bundesparteiobmann einer im Parlament vertretenen Partei, der statt Hilfe für die Jugendlichen einzufordern, Gewalt als Mittel der Problemlösung anbietet."«

Christian Vielhaber

Als Abgeordneter öffentlich den Einsatz von Gewalt zu befürworten, "ist ein Affront gegen demokratisches Bewusstsein". Mindestens ebenso betroffen zeigt sich Vielhaber aber auch von den "nicht vorhandenen Reaktionen auf diese fragwürdige Wortspende". Weder in den Printmedien, noch in den Aussendungen der anderen politischen Parteien seien Straches Aufforderungen zur gesunden Tachtel als Erziehungsmittel problematisiert worden. "Ein peinliches Versäumnis, das zeigt, wie wenig gefestigt Kinderschutz in Österreich wirklich ist", bemängelt der Obmann des Kinderschutzbundes.

"Kein legaler Vorschlag"

Gewalt ist keine Erziehungsmethode, sagte auch Hedwig Wölfl vom Verein "die möwe". Der Vorschlag von Strache sei nicht legal. "Das sollte nach 20 Jahren Gewaltverbot in Österreich klar sein. Es ist nicht erlaubt, Kinder zu schlagen." Diese Ansätze aus der schwarzen Pädagogik seien keine Erziehungsmethoden.

Der Auslöser

Während der Gedenkfeiern vor einer Woche im ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager in Ebensee hatten fünf einheimische Jugendliche für einen Eklat gesorgt. Sie attackierten französische Besucher und Holocaust-Überlebende durch Steinwürfe, schrien „Sieg Heil" und erhoben die Hand zum Hitlergruß. Zwei von ihnen befinden sich seit einer Woche wegen Wiederholungsgefahr in Haft.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.