Salzburg: Altersweisheit trifft jungen Elan

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Das Gustav-Mahler-Jugendorchester beeindruckte mit Mozart und Dvořák unter dem souveränen Herbert Blomstedt.

Eine Zusammenstellung von Mozarts großer Es-Dur-Symphonie (KV 543) mit Dvořáks Symphonie „Aus der neuen Welt“ kann leicht Gefahr laufen, in Routine abzugleiten. Nicht so, wenn ein altersweiser Interpret wie Herbert Blomstedt dafür aufgeboten ist: Beeindruckend, mit welch souveräner Gelassenheit er die exzellenten Musiker des Gustav-Mahler-Jugendorchesters durch die Klippen dieses späten, nicht nur in der Streicher-Bläser-Balance heiklen Mozarts führte. Ungerührt von allen stilistischen Diskussionen der vergangenen Jahrzehnte setzte der Maestro in jeder Phase des Geschehens auf ein natürliches wie spannungsreiches Musizieren. Da war kein Akzent aufgesetzt, wurde man nicht mit unkonventionellen Tempi überrascht, drängte sich keine Mittelstimme ungebührlich vor, hatte nichts auch nur den Deut von Willkür, gar Selbstdarstellung.

Erreicht hat dies Blomstedt mit einer an Knappheit kaum zu übertreffenden Gestik. Was wieder einmal bestätigte, dass nicht das Spiel der Hände, schon gar nicht übertriebene Gebärden die Waffen des Dirigenten sind, sondern seine Augen. Das setzt freilich voraus, dass man die Partitur im Kopf hat und nicht gezwungen ist, fortwährend darin zu blättern. Blomstedt konnte sich, auswendig dirigierend, auf den Blickkontakt mit seinen Musikern konzentrieren, die ihm dies mit ihrem engagierten Spiel dankten.

Auch bei der gleichfalls mit pulsierendem Elan gebotenen Dvořák-Symphonie nach der Pause konzentrierte sich Blomstedt auf eine unprätentiöse Darstellung des melodischen Flusses, ließ Details feinnervig modellieren, wählte in sich stimmige, zudem den Finalcharakter des Werks betonende Tempi und gab zudem seinen Musikern stets ein Gefühl größter Geborgenheit. Auch dann, wenn nicht alle Phrasen mit der gewünschten Präzision glückten. Aber ein kurzer, aufmunternder Blick des Dirigenten, und schon bei der Wiederholung oder einer ähnlichen Passage war die musikalische Welt wieder in Ordnung. Dirigentenpsychologie vom Feinsten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2015)

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