Auch Österreicher nahen an einer großen Protestaktion in München teil. Die Bauern fordern einen "Mindeslohn für Milchbauern".
Die Milchbauern haben die Landluft mit nach München gebracht. Wo sonst Cabrios spazieren fahren, reihten sich am Dienstag am noblen Odeonsplatz in der Innenstadt Hunderte Traktoren - einige auch aus Österreich - aneinander. Viele Bauern kamen direkt von ihren Höfen, um sich zur größten Protestaktion der Landwirte seit Jahren mitten in der bayerischen Hauptstadt zu versammeln.
Etliche waren aus Bayern, das als wichtigstes Erzeugerland für Milch besonders vom Preisverfall für die Milch betroffen ist. Aber auch aus Norddeutschland und Salzburg sind Milchbauern nach einer einwöchigen Sternfahrt in München angekommen. Im Gepäck haben die Landwirte ihre Milchkannen, Kuhglocken - und eine große Portion Wut. Seit Monaten müssen sie zuschauen, wie ihre Einnahmen aus der Milcherzeugung dahinschmelzen.
30 Cent pro Liter
Während sie Ende 2013 noch 41 Cent für das Kilo Rohmilch erhielten, sind es inzwischen in Deutschland oft nur noch 27 Cent, in Österreich aktuell 30 bis 33 Cent. Das bedeutet deutliche Mindereinnahmen.
"Es geht um unsere Existenz", ruft Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter den Bauern zu, die trotz glühender Hitze stundenlang vor der Bühne ausharren und die Reden dort mit einem Konzert aus Kuhglocken begleiten.
"Milchmenge muss reduziert werden"
Aus Österreich nahmen einige IG-Milch-Bauern am Protest in München, den der Bundesverband deutscher Milchviehhalter in Deutschland organisiert hatte, teil. Teilweise liefern die heimischen Bauern auch ihre Milch an bayerische Molkereien. Der Salzburger Milchbauer Stefan Scheipl aus Neumarkt machte sich mit seinem Traktor auf den Weg, "weil die Milchmenge in der EU reduziert werden muss", wie er der APA sagte. Dafür setze sich der Bundesverband der deutschen Milchviehhalter ein wie die IG Milch. Beide Vereine gehören zum European Milkboard.
"O Herr beschützte unseren Bauernstand vor CSU und Bauernverband", hat eine Bäuerin auf ihr Transparent geschrieben. Dem Bauernverband werfen die Milchbauern vor, sich für die Abschaffung der Milchquote stark gemacht zu haben. Nun mache das Überangebot die Preise kaputt.
"Mindestlohn für Milchbauern" gefordert
Der Milchviehhalter-Verband fordert deshalb zumindest befristet eine Deckelung der Milchmenge, damit sich die Preise wieder erholen - und langfristig einen "Mindestlohn für Milchbauern" von mindestens 40 Cent. Auch Bäuerin Hollfelder hofft, dass sie ihren Betrieb eines Tages an ihre Kinder übergeben kann, denen sie vorsichtshalber aber erstmal eine andere Ausbildung empfohlen hat. "Wir lieben doch diesen Beruf."
Strikt gegen eine Quote ist dagegen der europäische Milchindustrie-Dachverband EDA (European Dairy Association). "Das ist genau das, was wir nicht brauchen", sagte EDA-Generalsekretär Alexander Anton zu AFP. Das System würde großen bürokratischen Aufwand erfordern. Außerdem lasse es sich höchstens in Europa durchsetzen - die hohe Milchproduktion sei aber ein weltweites Phänomen, mit Produzenten auch in Neuseeland oder Argentinien.
(APA/AFP)