Wiental-Terrasse: Mittagspause über dem U-Bahn-Gleis

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Seit Dienstag ist Margareten um 1000 Quadratmeter gewachsen: Eine konsumfreie Terrasse über dem Wienfluss soll den Bewohnern ein wenig Freiraum bringen.

Wien. Rechtzeitig vor der Wahl ist nach der Mariahilfer Straße ein weiteres Prestigeprojekt der grünen Planungsstadträtin Maria Vassilakou fertig geworden. Oder zumindest ein Drittel davon: Am Dienstag wurde die erste von drei geplanten Wientalterrassen eröffnet – unweit der U4-Station Pilgramgasse (beim Ausgang Ramperstorffergasse) ragt die neue Terrasse nun in den Wienfluss.

Mit einem Schlag ist der fünfte Bezirk, der wie alle innerstädtischen Bezirke unter Grün- und Freiflächenmangel leidet, um mehr als 1000 Quadratmeter gewachsen. Das ist nicht wenig, auch wenn die Terrasse, die sich auf einer Länge von 76 Metern und mit einer Breite von 13,5 Meter über die Gleise der U-Bahn und den Wienfluss legt, fast ein wenig kleiner wirkt.

Jedenfalls aber sehr urban. Tatsächlich trifft dieses inflationär verwendete Wort auf diesen neuen und bewusst konsumfrei gehaltenen Freiraum (Gratis-Wlan inklusive) ganz gut zu: Wer hierher kommt, in der Mittagspause etwa oder zum Treffen mit Freunden, fühlt sich wirklich mitten in der Großstadt: Der Blick auf die Häuserfront und den dichten Verkehr auf der Linken Wienzeile (den man erstaunlicherweise kaum hört), das laute Rattern der U4 unter sich.

In Bezug auf den Erholungsfaktor ist man hier natürlich weit vom ewigen (und verkehrsfreien) Vorbild Museumsquartier mit seinen Höfen entfernt. Auch die Freiräume auf dem Campus der Wirtschaftsuni wirken – mit Blick auf den grünen Prater – ein wenig einladender.

Die Wientalterrasse.
Die Wientalterrasse.(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Keine billige Kopie

Dass die Wientalterrasse kaum an andere öffentlichen Freiräume in Wien erinnert, kann man aber durchaus auch positiv sehen: Immerhin hat man nicht einfach nur bekannte Ideen kopiert. Der Holzbelag, der über die riesige Stahlbetonkonstruktion gelegt wurde, ist zum Beispiel in einem hellen Braun gestaltet, das man so in der Stadt selten sieht. Die Sitzmöbel, ebenfalls aus hellem Holz, teilweise mit, teilweise ohne Lehne, erinnern weder zu sehr an die herkömmliche Parkbank noch sind sie den MQ-Enzos oder anderen Sitzmöbeln in der Stadt (wie jenen auf der Mariahilfer Straße) nachempfunden. Ob die großen und kleinen Polster, die hier am Eröffnungstag bereitlagen, wetterfest sind und lang bleiben werden? Man wird sehen.

Nett sind die Tröge mit den Schilfpflanzen, die eine Verbindung mit dem Wienfluss herstellen sollen (den man sitzend auf der Terrasse gar nicht wirklich sehen kann). Noch sind die Pflanzen zu zart und zu klein, um als Grünraum durchzugehen, überhaupt ist es eine gute Idee, dass man sich vom Wording „hängende Gärten“, das in der Planungsphase gebraucht wurde, verabschiedet hat: Das Bild eines (hängenden) Gartens kommt einem hier so gar nicht in den Sinn, „Terrasse“ ist da die weitaus bessere Assoziation.

Ob die Wientalterrasse tatsächlich, wie Vassilakou optimistisch meinte, zu einem „kleinen, neuen Wahrzeichen“ werden wird, sei dahingestellt. Für die Bewohner der umliegenden Grätzel und Gäste der nahen Hotels ist es auf jeden Fall ein netter, neuer, gut erschlossener (auch die Busse 12A, 13A und 14A sind nicht weit) Freiraum.

Zeitgleich und direkt nebenan wurde am Dienstag auch ein (namenloser) Steg für Fußgänger und Radfahrer über den Wienfluss eröffnet. Damit sind Terrasse und U-Bahn-Station für viele Mariahilfer bequem und ohne den Umweg über die Pilgrambrücke erreichbar. Terrasse, Steg und andere Maßnahmen (etwa eine Ampelanlage beim Steg auf Mariahilfer Seite) kosteten 4,3 Mio. Euro.

Neu gestaltet wurde auch die Grünfläche neben der Terrasse, hier sind ebenfalls neue Sitzflächen entstanden. Unter der Terrasse selbst wurden Brutkästen angebracht, in denen sich Sperlinge und Mauersegler ansiedeln sollen.

Für die beiden weiteren Wientalterrassen (eine stadtauswärts vor der Reinprechtsdorfer-, eine weitere bei der Nevillebrücke) gibt es übrigens noch keinen Zeitplan.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2015)

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