Erhard Busek: „Wirklich unverständlich“

Erhard Busek
Erhard Busek(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Erhard Busek, einst Wiener und später bundesweiter Obmann der ÖVP, findet, dass Ursula Stenzel überhaupt nicht zur FPÖ passt.

Die Presse: Ursula Stenzel tritt für die FPÖ an. Haben Sie mit so etwas gerechnet?

Erhard Busek: Mich überrascht das aus der Natur und der bisherigen Linie der Frau Stenzel, die ich an sich sehr geschätzt habe. Dass die Kränkung über ihre Entfernung aus der ÖVP so weit geht, ist schlimm. Wenn sie eine eigene Liste macht, hätte ich das gerade noch verstanden. Aber mit der FPÖ? Das ist mir wirklich unverständlich.

Passt sie denn zur FPÖ?

Nein, weder von der Herkunft her noch ideologisch.

Stenzel sagt, die FPÖ habe „in gewisser Weise bereits jetzt die Volkspartei mit einer starken sozialen Kompetenz abgelöst“. Hat sie da recht?

Das ist gar nicht der Fall. Von der Bedeutung her aber hat möglicherweise die FPÖ die ÖVP in Wien abgelöst. Das muss ich schmerzvoll sagen.

Stenzel lobt auch die Asylpolitik der FPÖ...

...Dann frage ich sie, ob sie für Zäune rund um Österreich ist. Das soll sie mir erklären!

Setzt Frau Stenzel also eine Maske auf, um für die FPÖ zu kandidieren? Ist das gar nicht die echte Ursula Stenzel?

Zu ihren Gunsten sage ich, dass offensichtlich die Kränkung so groß ist, dass sie bereit ist, zur Kompensation jeden Preis zu zahlen.

War es vielleicht ein Fehler von der ÖVP, Stenzel abzulösen?

Die Ablöse ist schlecht gemacht worden. Das muss man auch sagen.

Nun waren die Wahlerfolge der Wiener ÖVP ja schon in den vergangenen Jahren sehr überschaubar. Was würden Sie der Partei denn raten für diese Wahl?

Da wird nicht mehr viel zu machen sein, die Gelegenheiten wurden verpasst. Man muss auch die Bundes-ÖVP in die Pflicht nehmen. Die Weigerung mancher Spitzenpolitiker der ÖVP, in die Wiener Partei zu gehen, ist unverständlich. Konkret wurde mir von Mitterlehner gesagt, dass Kurz und Mahrer gefragt wurden, sie hätten aber abgelehnt. Das finde ich unmöglich! Ich bin seinerzeit von Taus gefragt worden, ich wollte auch nicht gehen, aber ich habe absalutiert und es gemacht.

Ist das Problem also, dass bestimmte Leute keine Verantwortung für die Wiener ÖVP übernehmen wollen?

Die beiden Herren schauen zu sehr, dass sie keinen blauen Fleck kriegen. Das kann man in der Politik aber nicht. Man muss dort hingehen, wo man gebraucht wird.

Bei der Nationalratswahl 2013 haben Sie Neos gewählt, bei der Europawahl 2014 ÖVP. Wen wählen Sie im Herbst in Wien?

Das müssen Sie mir überlassen. Aber bei Nationalratswahlen wähle ich sicher Reinhold Mitterlehner. [ Fabry ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2015)

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