Leopoldstadt: Praterstraße soll Flaniermeile werden

(c) Fabry Clemens
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Die Grünen wollen den Autoverkehr in der Praterstraße auf je eine Fahrspur pro Richtung reduzieren. Eine komplette Umgestaltung soll die Straße wieder attraktiver machen.

Wien. Auch wenn sie einige architektonische (Sofitel), gastronomische (Mochi) oder kulturelle (Johann-Strauß-Wohnung) Highlights hat, ist sie nicht gerade die attraktivste aller Wiener Einkaufsstraßen: die Praterstraße in der Leopoldstadt, die den Donaukanal mit dem Praterstern verbindet.

Das soll sich, geht es nach den Grünen, ändern. Die Praterstraße soll wieder zu einem Boulevard werden, so wie früher, zu einer Flaniermeile, auf der Fußgänger und Radfahrer (mehr) Platz bekommen. Die Grünen Leopoldstadt und die Grüne Wirtschaft haben am Mittwoch ihre Vorschläge zur Attraktivierung der Straße vorgestellt.

Wenig überraschend soll der Autoverkehr stark reduziert werden, um mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen: Zwei Autospuren – also jeweils eine pro Fahrtrichtung – seien genug, findet die grüne Klubobfrau der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger.

Radweg zu schmal

Was nach einer recht drastischen Maßnahme klingt – bisher haben die Autos an manchen Abschnitten der Praterstraße inklusive Parkstreifen bis zu sieben Spuren – sei machbar, sagen die Grünen und verweisen auf eine Studie des Verkehrsplaners Ulrich Leth: Das derzeitige Verkehrsaufkommen mache eine Reduzierung auf eine Fahrspur pro Richtung möglich. Die Hauptroute für den Verkehr vom und zum Praterstern sei ohnehin die Franzensbrückenstraße, so Lichtenegger. Der dadurch geschaffene Platz soll etwa den Radfahrern zugutekommen: Der bisherige Radweg mit einer Breite von 1,4 Metern entspreche ohnehin nicht mehr den internationalen Planungsstandards. In einer umgestalteten Praterstraße könnten fast durchgehend zwei je vier Meter breite Zweirichtungsradwege entstehen, heißt es in der Studie.

Überhaupt soll die Oberfläche nach den Wünschen der Grünen komplett umgestaltet werden – der letzte, große Umbau erfolgte in den 1970ern im Zuge des U1-Baus – und der Nestroyplatz und die Kreuzung mit der Aspernbrückengasse zu attraktiven und autofreien Plätzen für die Bewohner werden.

Um die Praterstraße auch als Einkaufsstraße aufzuwerten, schlagen die Grünen vor, dass die Geschäftslokale (ähnlich wie in einem Einkaufszentrum) von einem Betreiber vermietet und gemanagt werden. Vorbild ist hier die Seestadt Aspern. Um Leerstände zu verhindern, sollen Pop-up-Stores entstehen und Ärzte, Notare, Designer aus oberen Stockwerken in die Erdgeschoßflächen ziehen – was wiederum Wohnraum schaffen würde.

Diese Ideen seien nicht „der Weisheit letzter Schluss“, so Lichtenegger, sollen aber den Diskussionsprozess in Gang bringen. Derzeit sammelt man Unterschriften für eine Umgestaltung, um auch SPÖ-Bezirksvorsteher Karlheinz Hora zu überzeugen. (mpm)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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