Top 23: Diese Ökonomen prägen Österreich

Zum zweiten Mal hat die "Presse" gemeinsam mit der "Frankfurter Allgemeinen" und der "Neuen Zürcher Zeitung" die einflussreichsten Ökonomen des Jahres erhoben. 23 Ökonomen haben es heuer in das Ranking geschafft, darunter auch mehrere aus unserem Nachbarland.
Bild: WU Wien

Das Ranking ergibt sich aus folgenden Teilbereichen:
Medien Das Schweizer Institut Media Tenor International hat für uns analysiert, wie häufig welche Ökonomen von August 2014 bis Juli 2015 zu welchen Themen in den Medien mit fachlichen Einschätzungen genannt wurden.
Politik "Welche sind die Ökonominnen und Ökonomen, deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen?": Diese Frage beantworteten 34 Parlamentarier und Führungskräften von Ministerien.
Wissenschaft Hier zählt die Zahl der Zitate aus den vergangenen Jahren. Diesen Index hat der Fachverlag Elsevier aus seiner Forschungsdatenbank Scopus berechnet.
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Finanzministerium, Wien
Der Neueinsteiger Brandner schließt das Ranking für 2015 ab. Er ist seit 10 Jahren als Fachexperte für Wirtschafts- und Finanzmarktforschung im Finanzministerium tätig. Der umtriebige Ökonom ist Experte auf den Gebieten der Geld- und Fiskalpolitik.

Nationalbank, Wien
Als Chefökonomin der Nationalbank kann Ritzberger-Grünwald auf Top-Daten zurückgreifen. Unter ihrer Führung wird die Analyse-Abteilung der OeNB immer besser. Dass sie als Chefökonomin der Nationalbank in der Politik kaum Gehör findet, ist allerdings bedenklich.

Ifo-Institut, München
Klaus Wohlrabe gilt im Münchner Ifo-Institut als "Nachwuchshoffnung". Der Neueinsteiger aus Deutschland ist ein Spezialist für BIP-Prognosen und Analysen. Der heimischen Politik ist Wohrabe zwar noch kein Begriff, aber er punktet bei Medien und wissenschaftlichen Zitaten.

Blogger, Wien
Kurt Bayer ist ein Praktiker erster Güte mit Erfahrung in der Weltbank, dem IMF, der OECD und der EU. Heute fällt Bayer durch ein hoch interessantes Internet-Blog auf (kurtbayer.wordpress.com), in dem er das wirtschaftliches Zeitgeschehen in Europa und der Welt kommentiert.

IMK, Düsseldorf
Gustav Horn ist der Leiter des Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der als gewerkschaftsnah bekannten Hans-Böckler-Stiftung mit Sitz in Düsseldorf. Der Neueinsteiger erzielt heuer auf Anhieb Punkte in allen drei Kategorien.

WU Wien
WU-Professor Stefan Pichler ist ein weiterer Neueinsteiger ins Ranking. Der Experte für Banken und Finanzen ist in der Welt der Märkte und der Zinsen zuhause und beschäftigt sich besonders intensiv mit dem Vorgehen und den Techniken der großen Ratingagenturen.

WU Wien
Der seit 2009 emeritierte Breuss publiziert fleißig und hat sich intensiv mit dem umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und der wirtschaftlichen Integration in Europa beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr (Platz 12) verliert er allerdings ein bisschen Boden und landet auf Rang 17.

Wifo, Wien
Mahringer mangelt es zwar an politischem Einfluss – dafür ist der Spezialist für den Arbeitsmarkt in Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit ein gesuchter Gesprächspartner der Medien. Mahringer verteidigt heuer seinen 16. Platz vom Vorjahr.

Wifo, Wien
Wifo-Mitarbeiter Hans Pitlik ist in der Politik zwar ein unbeschriebenes Blatt – und auch in den Medien noch kein Dauergast. Aber der Experte für Verwaltung und das öffentliche Budget profitiert von der großen Aufmerksamkeit für seine Forschungstätigkeit.

Universität Würzburg
Peter Bofinger zählt in Deutschland zu den „Wirtschaftsweisen“, was ihm auch in der österreichischen Politik große Aufmerksamkeit einbringt. Der bekannteste Vertreter des Keynesianismus in Deutschland belegt im Ranking der „FAZ“ heuer Rang sechs – in Österreich Rang 14.

IHS, Wien
Helmut Hofer ist der auffälligste Ökonom des IHS, wo er für die Konjunkturprognosen verantwortlich ist. Hofer gilt als Experte für Lohnstrukturen und den Arbeitsmarkt – und erfreut sich als Medien-Gesprächspartner großer Beliebtheit. Im Vergleich zu 2014 macht er zwei Plätze gut.

ZEW, Mannheim
Clemens Fuest ist ein Neueinsteiger. Der Präsident des Zentrums für Europäusche Wirtschaftsforschung an der Uni Mannheim ist auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats im deutschen Finanzministerium. Ab 2016 soll er Hans-Werner Sinn als Ifo-Präsident ablösen.

Industriellenvereinigung, Wien
Wie auch im vergangenen Jahr ist Helmenstein der einzige Ökonom einer Lobbyorganisation, der es ins Ranking schafft. Der Chefvolkswirt der Industriellenvereinigung profitiert bei den Zitaten immer noch von seiner frühen Arbeit zum Thema „Brain Drain“.

Economica Institut, Wien
Felderer ist und bleibt der „Elder Statesman“ unter den österreichischen Ökonomen. Die Politik schwört noch immer auf ihn, was sicherlich auch seiner Rolle als Chef des Fiskalrats geschuldet ist: Felderer ist der Schuldenwächter der Republik und legt im Ranking einen Rang zu.

Wifo, Wien
Im vergangenen Jahr war die Steuerexpertin Schratzenstaller noch die einzige Frau im Ranking – diese Quote hat sich heuer verdreifacht. In der Politik findet sie inzwischen fast so viel Gehör wie ihr Kollege Schulmeister. Die Ausbeute bei wissenschaftlichen Zitaten ist eher mager.

Wirtschaftsuniversität, Wien
Die WU-Professorin Sigrid Stagl ist der Shooting Star des heurigen Rankings: Von den Medien wird sie zwar fast komplett übersehen, nicht jedoch von der Politik. Kombiniert mit einer sehr kräftigen Ausbeute an wissenschaftlichen Zitaten erzielt Stagl den höchsten Neueinstieg 2015.

Walter-Eucken-Institut, Freiburg
Wie 2014 schafft es Lars Feld durch seine Forschungsstärke ins vordere Feld – auch in Österreich. Feld ist Professor an der Uni Freiburg und Leiter des ordoliberalen Walter Eucken Instituts. Der Sieger des „FAZ“-Rankings von 2013 landet heuer auch in Deutschland auf Rang sieben.

Wifo, Wien
Auch wenn er es nicht glauben will: Stephan Schulmeister ist die klare Nummer Eins wenn es um den Einfluss auf die Politik geht. Das ist auch keine Eintagsfliege: Auch 2014 führte der Keynesianer Schulmeister das Politik-Ranking bereits an. Bei Forschung und Medien scheitert der vehemente Kritiker des Neoliberalismus allerdings am Einzug in die Top Ten.

Wifo, Wien
Nachdem Bernhard Felderer und Christian Keuschnigg das Instituts-Feld geräumt haben und das IHS derzeit nicht von einem Ökonomen geführt wird, hat Wifo-Chef Karl Aiginger die (fast) uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Medien. Bei Forschungszitaten und Politikeinfluss schafft er die Top Ten. Sein Institut ist wie auch 2014 im Ranking sehr breit vertreten.

Universität St. Gallen
Mit seinem Ausscheiden als IHS-Chef ist Christian Keuschnigg auch im Ranking zurückgefallen – in dem er 2014 noch den zweiten Platz belegte. Der 56-jährige Tiroler profitiert aber auch von der hohen Aufmerksamkeit rund um seinen Abgang – und liegt weiter vor Wifo-Chef Aiginger.

DIW, Berlin
Der 44-jährige Marcel Fratzscher gilt als Vertrauter des deutschen Vizekanzlers Sigmar Gabriel (SPD) und glaubt, dass es in Deutschland eine „Investitionslücke“ gibt. Auch wenn Fratzscher in Österreich kaum politischen Einfluss hat, bringt ihm seine Forschungsstärke Rang drei.

Ifo-Institut, München
Der Ökonom mit dem markanten Bart ist aus Talkshows zum Thema Griechenland kaum wegzudenken – und zwar weder in Deutschland (wo er das Ranking der „FAZ“ anführt), noch in Österreich. Starke Wertungen bei Wissenschaft und Politik bringen Sinn Platz zwei.

Univerisität Linz
Der 1949 in Konstanz am Bodensee geborene Friedrich Schneider lebt und lehrt seit 30 Jahren in Linz. Die Titelverteidigung hat er den enorm vielen Zitaten in wissenschaftlichen Journals zu verdanken. Obwohl Schneider weder in Wien – noch an einem der großen Institute arbeitet, hat er sich als Experte für Schattenwirtschaft und Pfusch einen Namen gemacht.