Ebensee: U-Häftlinge zeigen Reue

(c) Reuters (Dominic Ebenbichler)
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Die beiden Jugendlichen, die als „Rädelsführer“ der Aktion gelten und in Untersuchungshaft sitzen, sich bei den Opfern ihres Angriffes entschuldigen. Neue Polizisten sollen Extremisten bekämpfen.

Linz.Durch ihre Attacke auf Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung und KZ-Überlebende im oberösterreichischen Ebensee vor zwei Wochen haben sie eine Debatte über politischen Extremismus ausgelöst, die vom Bundespräsidenten abwärts die ganze Politik beschäftigt. Jetzt wollen die beiden Jugendlichen, die als „Rädelsführer“ der Aktion gelten und in Untersuchungshaft sitzen, sich bei den Opfern ihres Angriffes entschuldigen.

Die beiden 16-Jährigen wollen mit jenen Italienern und Franzosen Kontakt aufnehmen, die durch ihre Angriffe in der Gedenkstätte schockiert wurden. In einem Stollen der ehemaligen KZ-Anlage hatten die beiden am 9. Mai gemeinsam mit drei weiteren Jugendlichen einer Besuchergruppe Nazi-Parolen entgegengebrüllt, die Hand zum Hitlergruß erhoben und mit Softguns auf die Besucher – darunter auch einige Überlebende des Lagers – geschossen. Verletzt wurde dabei niemand, aber einige Teilnehmer der Gedenkveranstaltung reisten sofort ab. Den Tätern droht ein Strafverfahren wegen Wiederbetätigung und bis zu fünf Jahre Haft.

Jetzt wollen die beiden Hauptverdächtigen in einem Brief an die Betroffenen ihre Reue bekunden und anbieten, im Rahmen eines außergerichtlichen Tatausgleichs Wiedergutmachungsarbeit in der Gedenkstätte Ebensee oder im ehemaligen KZ Mauthausen zu leisten. Der Präsident des französischen Mauthausen-Komitees, Daniel Simon, hat am Freitag gegenüber Ö1 signalisiert, die Entschuldigung zu akzeptieren.

Innenministerin Maria Fekter hat am Freitag in Linz angekündigt, künftig mehr gegen politischen Extremismus unternehmen zu wollen: „Wir orten, dass sich sowohl Linke als auch Rechte verstärkt in Szene setzen“, so die Innenministerin.

Um gegen diese Strömungen vorgehen zu können, würden zusätzliche Polizisten speziell zur Extremismusbekämpfung geschult: 170 hätten diese Ausbildung bereits abgeschlossen, 300 sollen es werden. Langfristig solle in jedem Bezirk ein Extremismusexperte stationiert sein.

Demo gegen rechts am Sonntag

In Ebensee selbst versucht Bürgermeister Herwart Loidl (SP) den Namen seiner Gemeinde, der inzwischen symptomatisch für rechte Tendenzen unter Jugendlichen steht, reinzuwaschen: Für Sonntag, 17 Uhr, hat er eine Demonstration gegen Rechtsextremismus organisiert, zu der sich bereits zahlreiche Jugendorganisationen, Vereine und kirchliche Institutionen angesagt hätten.

Wie viele Menschen am Sonntag tatsächlich an der Kundgebung teilnehmen werden, kann Loidl noch nicht abschätzen: „Wir hoffen, dass sie möglichst groß wird.“ Und noch einen Wunsch hat der Bürgermeister: „Ich hoffe, dass es zu keinen rechten Störaktionen mehr kommt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2009)

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