Privates Eckerl mit Blick auf die Au

Baugeschichte. In Wien wohnen oder auf dem Land bauen? Am besten beides – beschloss ein Bauherrenpaar und lässt sich am Rand von Laa an der Thaya im Weinviertel ein Fertighaus aufstellen.

Seit dem heurigen Juli sind Sabine Fibi und Andreas Schmidt noch öfter als sonst unterwegs zwischen Wien und dem nördlichen Niederösterreich. Die beiden wohnen seit Jahren in der Bundeshauptstadt und bauen gerade in Laa an der Thaya, im Weinviertel, an ihrem Haus. Noch sind die Handwerker mit Arbeiten an der Bodenplatte beschäftigt, bald aber soll darauf, auf einem 780 Quadratmeter großen Grundstück, ein Fertighaus stehen.
„Wir haben lang überlegt, ob wir in Wien eine größere Eigentumswohnung kaufen oder ein Haus auf dem Land bauen sollen“, erzählt Sabine Fibi. Sie fahren immer wieder ins Weinviertel, wo beide aufgewachsen sind, Familie und viele Freunde wohnen. „An den Wochenenden sind wir sehr oft bei den Eltern. Irgendwann wollten wir die Möglichkeit haben, das Wochenende draußen zu verbringen, ohne uns bei ihnen einquartieren zu müssen“, sagt Fibi. So fiel die Entscheidung für das Haus – die 55 Quadratmeter große Wohnung in Währing behalten die beiden trotzdem, schließlich arbeiten sie auch in der Stadt und werden weiterhin zwischen Wien und Niederösterreich pendeln.
In Sachen Grundstück wurden sie in Laa an der Thaya fündig. „Einerseits haben wir dort unsere Wurzeln, unsere Leute“, sagt Andreas Schmidt, „andererseits war das Haus dort zu finanzieren. Im Speckgürtel, näher bei Wien zu bauen, wäre für uns nicht leistbar gewesen.“

Bauplatz am Bach

Vor zwei Jahren fragten die beiden bei der Stadt Laa wegen Bauplätzen an, ein Jahr mussten sie warten, bis die Parzelle ihrer Wahl auch aufgeschlossen war, seit einem Jahr sind sie Grundbesitzer. Und zwar glückliche, auch wenn manche Bekannte skeptisch waren, nicht zuletzt, weil die Gegend dort beliebte Hundespaziergangszone und berüchtigtes Gelsenwohngebiet ist: „Wir mögen die Lage, es ist total schön. Nicht mitten in einer Siedlung, sondern am Stadtrand, dahinter gleich der Mühlbach, mit Blick auf die Au“, beschreibt Fibi das Grundstück.
Wenn die Bodenplatte fertig ist, werden die Flächenkollektoren für die Wärmepumpe verlegt, Anfang Oktober soll dann das Fertighaus mit 155 Quadratmetern Wohnfläche geliefert und aufgebaut werden. „Eines war uns immer klar: Unsere handwerklichen Fähigkeiten lassen es nicht zu, viel selbst zu machen“, schmunzelt Schmidt. Was außerdem für die Fertigteilbauweise gesprochen hat: „Es geht dann einfach sehr schnell, wenn man sich einmal für ein Modell entschieden hat.“
Dass die beiden sich tatsächlich rasch auf ein Haus einigen konnten, liegt zum einen daran, dass Fibi über ein, zwei Jahre hinweg das Internet zum Thema Fertighaus gründlich durchforstet hat. „Ich habe da ganz auf Sabine vertraut“, sagt Schmidt, „ich glaube, sie kennt jedes Fertighaus, das auf dem Markt ist.“ Zum anderen stand der Beschluss rasch fest, weil „wir uns eigentlich nicht immer wirklich einig sind, wie etwas aussehen soll. Das Haus hat uns beiden gefallen“, ergänzt Fibi.
Ein rechteckiger, einstöckiger Bau mit Flachdach, schlicht und einfach, soll es werden, mit einem Anbau für das Auto, der an einer Längsseite des Grundstücks ausgerichtet gleichzeitig als Sichtschutz zum Nachbarn fungiert. Die Garage der anderen Nachbarn, ebenso angeordnet, sorgt für eine U-förmige, geschützte Terrasse hin zum Garten, mit Blick auf Bach und Au. „Uneinsichtige Innenhöfe kennen und mögen wir beide von den Häusern unserer Eltern her. Es ist schön, dass sich ein privates Eckerl ergeben hat, das nicht von allen Seiten einsichtig ist.“

Nur kleine Änderungen

Der Grundriss des Gebäudes ist klassisch, unten gibt es einen offenen Koch- und Essbereich, einen großzügigen Wohnraum, der auf die Terrasse führt, ein Arbeitszimmer, zusätzlich Technik- und Sanitärräume. Im Obergeschoß finden drei Zimmer Platz, ein großes Bad, ein Schrankraum. „Wir haben beim Haus eigentlich keine groben Änderungen vornehmen müssen“, sagt Fibi. „Es hat bis auf Kleinigkeiten alles gut gepasst, außerdem wussten wir, dass größere Umplanungen eventuell viel kosten können.“

Keine Hürden, viel Stauraum

Eine gewisse Barrierefreiheit war eine wichtige Anforderung an das Haus – so kann man, sollte es im Alter notwendig werden, nur im unteren Geschoß wohnen. Außerdem ein Kriterium: viel Stauraum – es gibt ja keinen Keller –, genauso eine ökologisch und energetisch sinnvolle Lösung.
„Du kennst jetzt jedes Fertighaus, Sabine“, sagt Schmidt, „ich jede Form der Energiegewinnung.“ Beheizt wird das Niedrigenergiehaus mittels Wärmepumpe mit Flächenkollektoren, zusätzlich gibt es einen integrierten Kaminofen – „aber eher nur, weil das eben nett ist. Für die Wärme wär's nicht notwendig.“
Lang überlegt haben die beiden, ob sie eine Wohnraumlüftung einbauen lassen sollen. „Wir waren unsicher, haben ganz verschiedene Meinungen gehört. Von ,größter Blödsinn‘ bis hin zu ,Das ist das Beste an meinem Haus‘“, erzählt Fibi. Nachdem aber ihr Bruder vom großen Kritiker zum großen Befürworter mutiert war – wegen eines Umbaus wurde die Wohnraumlüftung abgestellt, da merkte er, was er an ihr hat – fiel die Entscheidung dafür aus. „Und schließlich ist das ja auch wegen der Gelsen nicht schlecht, wenn man sich das Lüften im Sommer dadurch erspart“, grinst Schmidt.

Auf den Bauch hören

Noch steht das Haus ja nicht, aber gibt es denn schon Tipps, die sie aus ihrer bisherigen Erfahrung Häuslbauern in spe mitgeben können? „Auch wenn man eigentlich alles Profis überlässt, sollte man sich über die einzelnen Bauabschnitte gründlich informieren“, zieht Andreas Schmidt ein erstes Fazit. „Sich einlesen, wie etwas abläuft, nicht blind vertrauen. In mancherlei Hinsicht sind wir vielleicht ein wenig naiv an die Sache herangegangen.“
Fibi empfiehlt Häuslbauern, auf ihr Bauchgefühl zu hören: „Ich kann nur raten, es anzusprechen, wenn man ein ungutes Gefühl hat. Auch wenn man sich in der Thematik nicht so auskennt. Erstaunlich oft liegt man damit trotzdem richtig.“
Einziehen wollen die beiden im Februar, März nächsten Jahres, schließlich muss, nachdem das Haus steht, auch noch der Innenausbau erledigt, die Einrichtung geplant werden. Worauf sie sich am meisten freuen? Auf das Sitzen auf der 40 Quadratmeter großen Terrasse, wenn dann alles fertig ist, da sind sie sich wieder einig. „In einem gemütlichen Sessel“, sagt Andreas Schmidt, „umgeben von den vielen Pflanzen, mit denen ich die Terrasse vollstellen werde“, ergänzt Sabine Fibi.

Info

Auf einem 780 Quadratmeter großen Grundstück am Stadtrand von Laa an der Thaya in Niederösterreich lassen die Bauherren Sabine Fibi und Andreas Schmidt ihr Haus errichten.
Das Gebäude hat 155 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Stockwerken und wird in Fertigbauweise montiert.
Die Architektur des rechteckigen Baus ist schlicht, mittels geschickter Anordnung von Nebengebäuden werden im Freibereich uneinsichtige Ecken geschaffen.

Bei der Heizung für das Niedrigenergiegebäude entschieden sich die beiden für eine Wärmepumpe mit Flächenkollektoren, außerdem bekommt das Haus eine kontrollierte Wohnraumlüftung.

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