Bei jedem Schritt drückt unser Gewicht auf die Knie

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Sehr viele Menschen haben Probleme mit den Knien. Einer der bedeutendsten Faktoren für eine Knie-Arthrose ist Übergewicht. Aber auch gewisse Sportarten können angeschlagenen Gelenken schaden.

Freizeitsportler, Übergewichtige und Ältere können ein Lied davon singen: Probleme mit den Knien gehören zu den häufigsten Beschwerden von Hobbysportlern, aber auch für viele Senioren sind die Knie ein Knackpunkt – immerhin sind sie unsere anfälligsten Gelenke. Was nicht verwundert, wenn man sich die Anatomie des Knies vorstellt: Die runden Enden des Oberschenkelknochens und das Plateau des Schienbeinknochens fügen sich nicht gerade harmonisch ineinander, werden erst durch einen aufwendigen Apparat an Bändern, Sehnen, Muskeln, Knorpeln und Kapseln zusammengehalten. Wenn man dann noch bedenkt, dass wir im Schnitt bis zum 60. Lebensjahr einmal um den Erdball gegangen sind und unser Körpergewicht bei jedem Schritt auf die Knie drückt, wundert es eher, dass jemand im Alter noch gesunde Gelenke hat.

Nicht unbedingt Fußball

Ein gesundes Gelenk dürfte vorliegen, wenn man schmerzfrei mehrere Kniebeugen machen kann. „Dann ist das Knie mit hoher Wahrscheinlichkeit in Ordnung“, meint Florian Frisee, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie an der Knieklinik in Wien. Für Menschen mit gesunden Kniegelenken gibt es eigentlich kein sportliches Tabu. Wer aber Probleme mit den Knien hat, stark übergewichtig ist oder schon lang nichts mehr sportlich getan hat, sollte sich nicht unbedingt ins Joggen, Tennis- oder Fußballspiel stürzen. „Das sind Sportarten mit hartem Aufprall oder schnellen, ruckartigen Drehbewegungen. Da wird das Knie schnell einmal über- oder fehlbelastet“, warnt Markus Figl, Kniespezialist und Facharzt für Unfallchirurgie und Sportmedizin in Wien. Schließlich wird das Kniegelenk beim Laufen bei jedem Schritt mit dem Mehrfachen des eigenen Körpergewichts belastet. Auch Skifahren ist für die Knie von Untrainierten, Übergewichtigen und bei Gelenksproblemen kein Honiglecken.

Gut hingegen, so die Sportmediziner, sei Schwimmen. Wenn auch Rückenschwimmen oder Kraulen dem Brustschwimmen vorzuziehen wären, „kann den Knien beim Brustschwimmen nichts passieren.“ Ein weiterer empfehlenswerter Sport sei das Nordic Walking, „aber bitte mit ordentlichen Schuhen“, sagt Frisee. Figl rät zudem zum Radfahren. „Das stärkt alle Muskelgruppen um die Knie. Wer dreimal die Woche je 30 Minuten in die Pedale tritt, tut seinen Knien viel Gutes.“

Gutes kann man ihnen generell mit Bewegung tun. Dabei wird der Knorpel durchblutet und mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Diese aber fehlen, wenn Bewegung fehlt – sie kann man auch locker in den Alltag einbauen: etwa Stiegen steigen, das letzte Stück ins Büro zu Fuß gehen, Dehnungsübungen in der Arbeitspause machen, aus dem Bürosessel immer wieder aufstehen, und „wenn es möglich ist, Arbeiten im Stehen erledigen, vielleicht an einem Stehpult. Denn auch Stehen trainiert die Beinmuskulatur“, weiß Figl. Jeder, der etliche Kilos zu viel hat, tut mit einer Gewichtsreduktion auch den Knien Gutes. Figl: „Jedes Kilo zu viel trägt zum schnelleren Verschleiß des Knorpels im Knie bei. Übergewicht ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Arthrose.“ Ziemlich sichere Zeichen für Knorpelverlust: Anlaufschmerzen nach dem morgendlichen Aufstehen oder nach längerem Sitzen, dicke, warme, geschwollene oder schmerzende Knie nach dem Sport.

Fisch und Leinöl

Dass gesunde Kost auch unseren Gelenken guttut, kommt fast schon einer Binsenweisheit nahe. Streng vegane Ernährung ist aber für die Gelenke nicht unbedingt optimal. „Das kann den Bewegungsapparat schon etwas anfälliger machen“, warnt Frisee. Zu viele tierische Fette sollen es aber auch nicht sein, denn sie sind erwiesenermaßen entzündungsfördernd. Entzündungshemmend sind hingegen bekanntlich Omega-3-Fettsäuren (enthalten unter anderem in Fisch und Leinöl). Gelenksfreundlich sind zudem Obst und Gemüse, nur in kleinen bis minimalen Dosen sollten Zucker und Alkohol konsumiert werden. „Bei länger anhaltenden Schmerzen“, meinen die Mediziner einstimmig, „unbedingt zum Arzt.“ Damit nicht aus einer eventuellen Bagatelle im Knie ein großer Schaden wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2015)

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