Insel für Flüchtlinge: "Ich will was Gutes tun"

(c) Bloomberg (Shawn Baldwin)
  • Drucken

Der ägyptische Unternehmer und Milliardär Naguib Sawiris über seinen Plan, in Italien oder Griechenland eine Insel für syrische Flüchtlinge zu kaufen.

Die Presse: Sie haben angeboten, Italien oder Griechenland eine Insel abzukaufen, um syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie die Flüchtlingstragödie in Europa sehen?

Naguib Sawiris: Das Ganze geht ja schon länger. Doch dieser Bub, der ertrunken am Strand lag, hat mich tief erschüttert. Auch die Art und Weise, wie die Flüchtlinge in Ungarn behandelt werden, finde ich unmöglich. Die Leute flüchten, weil es um ihr Leben geht. Und sie werden behandelt wie Tiere. Auf der einen Seite werden sie vom IS bedroht. Auf der anderen Seite steht Assad, der sie permanent aus der Luft mit Fässerbomben angreift. Egal, ob Christen oder Muslime, sie alle werden verfolgt und bedroht.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ganz spontan. Ich saß vor dem Fernseher und habe dieses tote Kind gesehen. Ich bin nicht ein Mensch, der nur dasitzt, zuschaut und sagt, das geht mich alles nichts an. Warum eine Insel? Warum Italien und Griechenland? Das sind Länder, in denen die Leute zuerst mit ihren Booten landen. Diese Staaten haben Inseln, auf denen niemand wohnt.

Wie wollen Sie das konkret anpacken?

Wenn mir Italien oder Griechenland eine Insel verkauft, dann werde ich dort provisorische Häuser bauen, einen kleinen Hafen anlegen. Die Flüchtlinge werde ich dort alle beschäftigen, sie bauen Schulen und ein Krankenhaus und Supermärkte. Andere können in der Landwirtschaft arbeiten. Wenn der Krieg in Syrien vorbei ist, können die Leute entscheiden, ob sie zurückgehen oder bleiben wollen. Ich habe in meinem Leben immer verwirklicht, was ich versprochen habe.

Ihr Vater wurde in den Sechzigerjahren enteignet und ist mit der Familie von Ägypten nach Libyen gegangen. Haben Sie sich damals als Flüchtling gefühlt?

Nein, damals nicht. Ich habe mich nur einmal aus Ägypten verjagt gefühlt, als die Muslimbrüder 2012 an die Macht kamen. Unter diesen Leuten wollte ich nicht leben.

Gab es Reaktionen auf Ihre Inselidee?

Sie kennen ja die Bürokraten – die Behörden reagieren immer langsam. Aber es haben sich viele bei mir gemeldet. Leute haben mir Adressen von möglichen Inseln geschickt. Ich habe hunderte E-Mails bekommen, mein Telefon steht nicht mehr still, mein Twitter-Account ist übervoll. Andere wollen mithelfen und Geld spenden. Das Beste wäre, wenn Angela Merkel jetzt die Premiers von Italien und Griechenland anruft und denen sagt: Herr Sawiris hat das Geld, warum lasst ihr ihn nicht machen? Dann sorgt er für 100.000, vielleicht auch 200.000 Menschen.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Mit hunderten von Millionen Euro. Ich glaube nicht, dass das Geld verloren ist. Die Häuser bleiben. Auch wenn die Kosten hoch sind, ich will einfach etwas Gutes tun.

Tun die arabischen Länder genug, vor allem die Golfstaaten?

Die Golfstaaten tun nichts. Länder wie Qatar und andere finanzieren den IS und andere Terroristen. Die Türken haben nichts gegen den IS getan. Diese Staaten sind doppelzüngig. Die Einzige, die etwas tut, ist Frau Merkel.

Was denken Sie, wenn Sie die derzeitige Entwicklung im Nahen Osten sehen?

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass sich die Lage in der arabischen Welt so katastrophal entwickeln würde. Diese IS-Terroristen sind die Soldaten des Teufels. Es geht nicht nur um staatliches Chaos. In der Region hat sich eine Terrorarmee festgesetzt. Wir werden allein mit dieser Gefahr nicht fertig werden. Unsere Region hat noch nie allein etwas zustande gebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Le Pen: Deutschland wolle EU seine Einwanderungspolitik aufzwingen.
Außenpolitik

Le Pen: Deutschland sieht in Flüchtlingen "Sklaven"

Die Chefin der französischen Front National Marine Le Pen meint, Deutschland wolle Flüchtlinge als billige Arbeitssklaven einwandern lassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.