Studenten: Sub auspiciis, und dann?

Promotion Claudia Elisabeth Wulz
Promotion Claudia Elisabeth Wulz(c) Claudia Elisabeth Wulz
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Sie sind Österreichs Spitzenstudenten, glänzten schon in der Schule mit Leistung. Ihr Lohn: eine Promotion "sub auspiciis praesidentis rei publicae". Doch was wird aus der heimischen Bildungselite? Vier Porträts.

Für Spitzenleistungen wird das heimische Bildungssystem schon lange nicht mehr vor den Vorhang gebeten. Im internationalen Vergleich erweisen sich Schulen und Unis bestenfalls als mittelmäßig – ein durchwegs düsteres Bild, das zumindest Tests wie die viel diskutierte Pisa-Studie zeichnen. Und dennoch gibt es ausgerechnet hierzulande die „Mutter aller Auszeichnungen“ – reserviert für die Allerbesten unter den Absolventen.

Die Promotion sub auspiciis praesidentis rei publicae ist die höchste Ehrung, die ein Student an einer heimischen Universität erfahren kann – und international ein Unikum. Der Promovend erhält seinen Doktortitel bei einem feierlichen Festakt in Anwesenheit des Bundespräsidenten und einen goldenen Ehrenring gleich dazu. Die Zeremonie ist gesetzlich festgeschrieben und beruht auf einer Tradition aus dem Kaiserreich. Ihre Wurzeln liegen in den feierlichen Promotionen der jesuitischen Artistenfakultät und den Dichterkrönungen des antiken Rom.


Auszeichnungswürdig? Kaum ein anderes Land der Welt kennt eine so hohe Form der Auszeichnung – vor allem keine, bei der man ähnlich strenge Maßstäbe anlegt. Im Ausland gebräuchliche Titel wie „summa cum laude“ oder „magna cum laude“ zielen lediglich auf die Promotionsleistung selbst ab – das österreichische Konzept ist ein umfassenderes. Die Promotion sub auspiciis steht bis heute nur der absoluten Bildungselite offen. Vorausgesetzt werden nicht nur ausgezeichnete Leistungen ab der Oberstufe (siehe Info-Box rechts), sondern auch ein Verhalten, das sich „sowohl an der Hochschule als auch außerhalb derselben als auszeichnungswürdig erwiesen hat“. Jugendsünden sind nicht erlaubt, den Bescheid stellt die Uni nur gegen Vorlage des polizeilichen Führungszeugnisses aus.


Ein exklusiver Klub. Die Runde der Sub-auspiciis-Absolventen ist daher bis heute klein. Seit 1955 durften sich lediglich 953 Personen den Ehrenring durch den Bundespräsidenten anstecken lassen – und das bei immerhin rund 2500 Promotionen im Jahr und derzeit rund 240.000 Studenten insgesamt.

Doch allem Schein zum Trotz: Die Realität der österreichischen Bildungselite sieht anders aus. Die Auszeichnung ist kaum bekannt, außerhalb der Uni wird sie selten gewürdigt. Der Promotion sub auspiciis hafte etwas Streberhaftes an, sagen Absolventen. Und mit Intelligenz habe sie – beim derzeitigen Bildungssystem – gar nichts zu tun. Doch wer sind diese Spitzenstudenten? Und was wird aus ihnen?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2009)

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