Claudia Elisabeth Wulz: "Ich weiß ja nur sehr wenig"

Claudia Elisabeth Wulz
Claudia Elisabeth Wulz(c) Clemens Fabry
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Sie solle Stewardess werden, schlug ihr ein Verwandter vor. Claudia-Elisabeth Wulz wurde lieber eine der ersten Frauen mit Sub-auspiciis-Abschluss.

Eigentlich ist es eine klassische Forscherkarriere, die Claudia-Elisabeth Wulz eingeschlagen hat. Bereits während ihres Studiums hat sie am CERN, der renommierten Europäischen Organisation für Kernenergie, ein Praktikum absolviert. Jetzt arbeitet sie dort an einem der zwei großen Projekte am Large Hadron Collider. Das Besondere daran? Wulz war die erst zweite Frau, die in Österreich an einer technischen Uni sub auspiciis promoviert hat. Sie galt damals, im Jahr 1986, mit fünf weiblichen Kolleginnen als Vorreiterin in der Physik.

Und hatte als solche mit einigen Vorurteilen zu kämpfen. „Warum wirst du nicht Stewardess?“, hat sie damals ein Verwandter gefragt. Und bis heute „hören mir ältere Männer oft nicht zu, wenn ich rede“, sagt Wulz. „Das ist in Österreich ein großes Problem. Es wird insinuiert, Frauen in der Technik, das ist nichts.“ In der Physik liege der Frauenanteil bis heute bei nur 25 Prozent.


Nur eine Urkunde. Durchgesetzt hat sich die Mutter zweier Kinder im wissenschaftlichen Betrieb dennoch – und zu verdanken sei das nicht ihrer Auszeichnung. „Sub auspiciis ist letztendlich nicht mehr als eine Urkunde. Was zählt, ist der Weg dorthin.“ Dass sie ihr Weg zu einem Treffen mit Präsident Kurt Waldheim geführt hat, war mehr Zufall denn Kalkül. „Sub auspiciis war nie mein Karriereziel, sondern ein netter Nebeneffekt“, sagt Wulz und wirkt dabei absolut glaubwürdig. „Ich war nie ein Strebertyp, sondern eher beliebt, weil ich denen, die Schwierigkeiten in Mathematik hatten, geholfen hab.“

Das Studium sei ihr ähnlich leicht gefallen. Das Erfolgsrezept: „Immer fokussiert bleiben. So ging meist alles glatter, als ich mir das gedacht hatte.“ Heute ist sie Wissenschaftlerin mit Herz und Seele. Das merkt man, wenn sie über Hochenergiephysik (ihr Fachgebiet), Protonen und schwarze Löcher („Keine Sorge, da geht vom CERN keine Gefahr aus“) spricht.

Besonders intelligent sei sie übrigens nicht, sagt Wulz mit zurückhaltendem Lächeln. „Man muss bescheiden sein. Ich weiß ja nur sehr wenig über das Universum. Und ich weiß, dass ich noch viel mehr lernen muss. Und trotzdem nie alles wissen kann.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2009)

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