Lufthansa: Alle schlechten Dinge sind 13

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FILE GERMANY LUFTHANSA STRIKE(c) APA/EPA/ARNE DEDERT (ARNE DEDERT)
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Deutschland. Die Piloten der Lufthansa legen wieder einmal ihre Arbeit nieder. Diesmal ist die Auslagerung von Arbeitsplätzen das Problem. Betroffen sind Langstreckenflüge.

Frankfurt/Berlin. Nimmersatt. So könnte man die Piloten der deutschen Fluglinie Lufthansa durchaus bezeichnen. Pünktlich zum Ende der Sommerferien in vielen Bundesländern legen die Kapitäne am heutigen Dienstag erneut ihre Arbeit nieder. Genauer gesagt zum 13. Mal binnen eineinhalb Jahren. Der Streik ist ab acht Uhr morgens bis Mitternacht angesetzt. Das gab die Pilotengewerkschaft Cockpit am gestrigen Montag bekannt.

Insgesamt fallen 84 von etwa 170 Verbindungen aus. Mehr als 20.000 Reisende sind von der Arbeitsniederlegung betroffen. Die Lufthansa versucht derweil den Schaden für ihre Passagiere so gering wie möglich zu halten. Deshalb sollen Flüge auf Lufthansa-Töchter wie Swiss und Austrian Airlines oder konzernfremde Fluglinien umgebucht werden.

Der finanzielle Schaden für die Airline wird sich im einstelligen Millionenbereich bewegen, wie Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank sagt. Allein in diesem Jahr hat der Konzern durch Arbeitskämpfe bereits 100 Mio. Euro verloren.

Der Konflikt der Lufthansa-Piloten schwelt bereits seit Langem. Zunächst lautete das Ziel der Gewerkschaft, Einschnitte bei der Frühpension für ihre 5000 Betroffenen zu verhindern. Mittlerweile hat sich das Problem aber in eine andere Richtung verlagert. Inzwischen kämpft man gegen eine Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Pikiert zeigen sich die Piloten vor allem deswegen, weil sie ihrem Arbeitgeber erst kürzlich ein Paket mit Einsparungen von in Summe 500 Mio. Euro vorgelegt haben. Das Unternehmen hielt währenddessen aber weiterhin an seinen Ausbauplänen im Ausland fest. „Die Verweigerungshaltung der Geschäftsleitung ist umso unverständlicher, als die weitreichenden Zugeständnisse des Cockpitpersonals in die Zeit eines prognostizierten Rekordergebnisses von mehr als 1,75 Mrd. Euro fallen“, sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl.

Problematisch erscheint den Piloten, dass die Lufthansa mit ihrer neuen Billigmarke Eurowings erst kürzlich in Österreich an den Start gegangen ist – die Europazentrale ist in Wien angesiedelt. Die Bundeshauptstadt soll ein „Ausgangspunkt für weiteres Wachstum sein und über verschiedene Basen in Europa verfügen“, teilte das Unternehmen vor einiger Zeit mit.

Folglich wird die Lufthansa auch ihre neuen Eurowings-Maschinen unter österreichischer Lizenz (AOC) anmelden, unabhängig davon, wo sie zum Einsatz kommen. Die Stellen für Piloten wurden innerhalb der Lufthansa-Gruppe ausgeschrieben, mittlerweile können sich auch Externe für die Jobs bewerben.

Eurowings soll Konzernangaben zufolge um 40 Prozent niedrigere Kosten vorweisen als die Lufthansa selbst. Daher rührt auch die Befürchtung vieler Piloten, Eurowings könnte niedrigere Gehälter zahlen. Zum Jahreswechsel wird die bisherige Billigfluglinie Germanwings durch Eurowings ersetzt.

Billige Konkurrenz

Im Billigsegment wird die traditionsreiche deutsche Airline schon seit Jahren von Billigfluglinien wie Easyjet oder Ryanair angegriffen Letztere hat sich erst heuer vorgenommen, den Marktanteil in Deutschland von rund fünf auf bis zu 20 Prozent ausbauen zu wollen. Seit Jahren werden erstmals wieder innerdeutsche Flüge (wie Köln-Berlin) angeboten. Die Strecke ist eine der am meisten geflogenen Verbindungen in Deutschland. Bei der Lufthansa geht man unterdessen von einem weiteren Druck auf die Erlöse je Ticket im zweiten Halbjahr aus. Diese sinken bereits seit 18 Monaten. Die Anleger zeigten sich am Montag jedenfalls unbeeindruckt. Die Lufthansa-Aktie notierte leicht im Plus. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2015)

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