Frank Stronach: Der Mann, der Opel kaufen möchte

Stronach
Stronach(c) REUTERS (MIKE CASSESE)
  • Drucken

Der Steirer hat mit Magna einen Weltkonzern aufgebaut und mit dem SC Magna Wiener Neustadt nach nur einem Jahr den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Die Übernahme des deutschen Autobauers könnte die Krönung sein.

Er muss niemanden mehr etwas beweisen. Am allerwenigsten sich selbst. Aber Frank Stronach macht keinen Urlaub und geht nicht in Pension. Auch wenn er demnächst 77 wird. Und genug Geld hat, um auf einer Yacht oder Insel seine schillernde Karriere Revue passieren zu lassen. Aber der als Franz Strohsack geborene Steirer, der in den 50er-Jahren nach Kanada auswanderte, will es noch einmal wissen. Sein Konzern, der Autozulieferer Magna, bietet mit den russischen Partnern Sberbank und Gaz um den schwer angeschlagenen Autobauer Opel. Noch hat der Austrokanadier, der wie sein steirischer Landsmann Arnold Schwarzenegger den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Multimilliardär verkörpert, Opel nicht in der Tasche. Konkurrent Fiat kämpft verbissen (siehe unten stehender Bericht). Aber Magna hat die besseren Karten – sowohl in Deutschland als auch bei der Opel-Mutter General Motors in den USA.

Als der junge Werkzeugmacher nach Kanada ging, brachte er neben 200 Dollar die Liebe zu Autos und viel Gespür für Geschäfte mit. In einer kleinen Autowerkstatt in Toronto fand er seinen ersten Job. Sein erstes Unternehmen Multimatic hatte nur einen Mitarbeiter: ihn selbst. 1967 gründete er den Autozulieferer Magna. Mit Armaturen, Bremsen und anderem Zubehör setze er Ende der 70er-Jahre 150 Mio. Dollar im Jahr um. Zu viel Fremdkapital und der Rückzug aus dem Tagesgeschäft brachten den Konzern an den Rand des Ruins. Der Selfmademan krempelte die Ärmel hoch und schaffte es.

Inzwischen gehört Magna weltweit zu den Top drei der Autozulieferer. Der Konzern hat nach eigenen Angaben rund 74.000 Beschäftigte in 240 Produktionsstätten in 25 Ländern. Die Stärken von Magna – nicht allein Komponenten, sondern komplette Fahrzeuge und Fahrzeugteile für andere Hersteller zu entwickeln und zu montieren– wurde jetzt in der Wirtschaftskrise zur Schwäche. Weil viel weniger Fahrzeuge von den Fließbändern rollen, muss rund die Hälfte der 11.000 Mitarbeiter in Österreich kurzarbeiten. Dass sie auch einem Gehaltsverzicht zustimmten, verdankt Stronach seinem Lieblingsmanager Siegfried Wolf.

Denn der stets braun gebrannte Tycoon kann vieles – aber nicht mit Gewerkschaften. Sein Credo, das er in einem unverwechselbaren steirischen Englisch bzw. englischen Steirisch vorträgt, lautet: Mitarbeiter sollen Mitbesitzer seiner Fabriken werden und auch so denken. Das heißt: In guten Zeiten, so die „Magna Charta“, gibt es Aktien und eine Gewinnbeteiligung, in schlechten Zeiten – nichts.

Knackige Sprüche hat Stronach nicht nur für „seine“ Fußballer – er sponserte Austria Wien und war von 1999 bis 2005 Bundesliga-Präsident – parat. Mit seiner „goldenen Regel“ – „Wer das Gold hat, macht die Regel“ – sorgt er immer wieder für Aufsehen. Dass sich der Pferdeliebhaber, Fußballfreund und Kunstmäzen, der sich auch gerne mit schönen Frauen umgibt, mit dieser „Managementtheorie“ nicht nur Freunde macht, ist klar. Das tut seiner Popularität jedoch keinen Abbruch.


Rückkehr nach Österreich. Als sich Stronach entschloss, in den 90er-Jahren nach Österreich zurückzukehren, und er südlich von Wien in Oberwaltersdorf die Zentrale von Magna Europe errichtete, sorgte er für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit. Der einstmals arme Auswanderer kehrte als Milliardär zurück – und wurde dementsprechend von Politikern und Prominenten umschwärmt. Er nützte das und schuf sich ein umfassendes Netzwerk. Stronach baute nicht nur eine Pferderennbahn mit Unterhaltungs- und Freizeitzentrum vor die Tore der Bundeshauptstadt (inzwischen einer der wenigen Flops), er schaffte in seinen Fabriken rund um Graz tausende Arbeitsplätze.

Aber nicht alles gelang: Während die Übernahme von Steyr-Daimler-Puch (jetzt Magna Steyr) die Rettung des Traditionsunternehmens bedeutete, scheiterte der Kauf des Staatsanteils an der Voestalpine nach massiven öffentlichen Protesten. Da halfen auch die guten Beziehungen zum damaligen Finanzminister und Ex-Magna-Manager Karl-Heinz Grasser nichts.

Als er vor zwei Jahren den angeschlagenen US-Hersteller Chrysler von Daimler übernehmen wollte, zog Stronach den Kürzeren. Jetzt will er mit Opel noch einmal einen großen Coup landen. Und wenn das auch scheitert? Dann gibt es noch das Projekt von „Frank's Energy-Drink“. Das Werbemotto der Limo ist original Stronach: „Keeps you yodeling all night long!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

CHINA AUTO BEIJING JEEP
International

Opel: Nun auch Interessent aus China

Neben Fiat, Magna und dem Finanzinvestor Ripplewood gibt es nun scheinbar einen weiteren Interessenten, den chinesischen Autohersteller Beijing Automotive Corp. Die Trennung von GM und Opel soll unterschriftsreif sein.
Symbolbild
International

Opel-Betriebsrat: "Magna in der Pole-Position"

Für den Betriebsrat des angeschlagenen deutschen Autobauers ist den austro-kanadische Autozulieferer "eindeutig in der Pole-Position". Aber auch Ripplewood sei interessant, Fiats Angebot sei "empörend".
Karl-Theodor zu Guttenberg
International

Internes Papier mit Brisanz: Wer will Opel zerschlagen?

Ein Vermerk auf einem internen Papier sorgt für Aufregung. Wirtschaftsminister Guttenberg soll eine Opel-Zerschlagung erwägen. Dieser lässt dementieren: Die Zitate würden von einem externen Berater stammen.
ARCHIV - Das Logo des Autoherstellers Opel ist am 18. November 2008 in Ruesselsheim zu sehen.  Der Au
International

Opel: Klarheit über Zukunft bis Mittwoch

Derzeit bessern die Bieter Magna und Fiat ihre Angebote für die Übernahme des Autoherstellers Opel nach. Es geht vor allem um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Sollte es keine entsprechenden Angebote geben, steht eine Insolvenz bevor.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.