Opel-Übernahme: Die Auktion ist eröffnet

Opel toy cars
Opel toy cars(c) REUTERS (JOHANNES EISELE)
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Der Übernahmepoker zwischen Magna, Fiat und Ripplewood um den maroden deutschen Autobauer Opel hat sich zur Auktion entwickelt. Magna und Fiat bessern ihre Angebote nach - Deutschland will Steuermittel sparen.

Berlin (ag). Der Übernahmepoker zwischen dem austrokanadischen Autozulieferer Magna, dem italienischen Autobauer Fiat und dem US-Finanzinvestor Ripplewood um den maroden deutschen Autobauer Opel hat sich zur Auktion entwickelt: Den Anstoß dazu gab Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Er erklärte am Sonntag, trotz Nachbesserung am Wochenende seien die drei Übernahmeangebote noch nicht ausreichend. „Bliebe es bei diesen Defiziten, wäre eine geordnete Insolvenz die klar bessere Lösung – auch sie könnte Chancen für die Zukunft Opels eröffnen“, sagte Guttenberg zu „Bild am Sonntag“.

Damit hat Guttenberg nicht nur die Bieter herausgefordert, sondern auch für Aufregung in der Regierung gesorgt. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat sich gegen Spekulationen über eine mögliche Opel-Insolvenz ausgesprochen. Steinmeier betonte aber, es sei gut, dass es jetzt einen echten Wettbewerb der Bieter für den angeschlagenen deutschen Autobauer gebe. Der Bieterwettbewerb nütze Opel und seinen Beschäftigten. Auch trage er dazu bei, dass die Risken staatlicher Hilfe eingegrenzt würden. „Wir sollten unsere ganze Energie darauf richten, möglichst viele Arbeitsplätze bei Opel zu retten, statt ständig mit neuen Schreckgespenstern zu hantieren“, erklärte der stellvertretende SPD-Vorsitzende und Außenminister.

Arbeitsplätze und Steuergelder

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der sich am Samstag klar für Magna aussprach, hat die drei Opel-Bieter aufgefordert, die Ernsthaftigkeit ihrer Angebote durch den Einsatz eigenen Kapitals zu untermauern. „Es kann nicht sein, dass alle Risken vom Staat abgedeckt werden. Wir wollen motivierte Unternehmer als neue Eigentümer haben, die wissen, dass sie über viel Steuerzahlergeld entscheiden, wenn sie die Firma gut oder schlecht führen. Der beste Weg, diese Motivation zu zeigen, ist, dass man selbst etwas riskiert“, sagte Koch dem „Handelsblatt“.

Die zwei Knackpunkte, auf die sich alles konzentriert, sind der Erhalt so vieler Arbeitsplätze wie möglich und die Staatsgarantien.

Fiat, nach der Abgabe der ersten Offerte eindeutig im Hintertreffen, hat schon am Samstag nachgebessert. Dann legte Fiat-Chef Sergio Marchionne noch einmal nach. „Im ungünstigsten Fall wären in Deutschland maximal 2000 Arbeitsplätze betroffen.“ Magna hatte ursprünglich von der Streichung von 2200 Stellen allein im Werk Bochum gesprochen, in ganz Deutschland sollen 2500 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen. In Summe stehen bei Magna und Fiat 9000 bis 10.000 der 55.000 Opel-Jobs zur Disposition.

Magna wiederum gab eine Standortgarantie für das österreichische Steyr-Werk in Graz-Thondorf. In dem Konzept ist auch die Erhaltung des GM-Standorts in Wien-Aspern vorgesehen. Magna stellt zudem Investitionen von 700 Mio. Euro in Opel in Aussicht, wobei der Staat teilweise Garantien geben soll. Außerdem sieht das mit der russischen Sberbank und GAZ eingereichte Übernahmekonzept einen festen Rückzahlungsplan für die Verschuldung der neuen Opel-Gesellschaft (NewOpel) und eine Dividendensperre für die künftigen Anteilseigner vor. Das könnte die Bedenken der Regierung entkräften, die zur Rettung von Opel eingesetzten Steuergelder seien möglicherweise verloren.

Beide industriellen Bieter kommen nicht ohne Staatsgarantien aus und wollen auch die drei Mrd. Euro schweren Pensionslasten von Opel nicht ganz selbst schultern.

Schon heute, Montag, will die deutsche Bundesregierung erneut zusammentreffen, um die neuen Offerte zu analysieren. Dabei könnte es zu einer Vorentscheidung kommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2009)

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