Gleich zwei Österreicher haben bei den Filmfestspielen in Cannes abgeräumt: Christoph Walz wurde für seine Rolle im Tarantino-Film "Inglourious Basterds" ausgezeichnet und die Goldene Palme ging an Hanekes "Das weiße Band".
Es war der Abend der Österreicher bei den Filmfestspielen in Cannes. Mit dem Gewinn der "Goldenen Palme", dem Hauptpreis des Wettbewerbs, für "Das weiße Band" hat der Filmemacher Michael Haneke seine bisherige Karriere am Sonntag gekrönt. Mit Christoph Waltz gewann ein gebürtiger Wiener den Darstellerpreis für seine Leistung in "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino. "Dass es heuer zwei Palmen für Österreicher gibt, ist ein Hammer", so Haneke.
Sichtlich bewegt nahm Haneke die Goldene Palme entgegen. "Manchmal stellt mir meine Frau eine typisch weibliche Frage: Bist du glücklich?", begann Haneke seine Dankesworte, "Heute kann ich das aus ganzem Herzen bejahen - und sie wohl auch. Das ist einer der glücklichsten Momente meines Lebens", sagte der 67-Jährige und bedankte sich bei der Jury mit "Tausend Dank!"
"Das weiße Band" ist Hanekes erster auf Deutsch gedrehter Film seit "Funny Games" 1997. Der zweieinhalbstündige Schwarz-Weiß-Film spielt in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkrieges und zeigt autoritäre Erziehungsstrukturen und Gewalt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Intelligente Palmen-Vergaben
Der als einer der Favoriten gehandelte Streifen "Un Prophète" des Franzosen Jacques Audiard erhielt den "Großen Preis der Jury". "Ich habe das Gefühl, dass es sich um sehr ausgewogene und intelligente Palmen-Vergaben handelt. Sie wurde zwischen 'Un prophete' und "Das weiße Band' entschieden, und Haneke hat gewonnen", meinte die französische Kulturministerin Christine Albanel in einer Reaktion.
Das Filmland Frankreich, das im Vorjahr mit der Goldenen Palme für "Entre les murs" von Laurent Cantet eine lange Durststrecke beenden konnte, holte sich noch zwei weitere Preise: Die Französin Charlotte Gainsbourg gewann für ihre Rolle in "Antichrist" von Lars von Trier den Preis der besten Darstellerin, der mit "Les herbes folles" im Wettbewerb vertretene 86-jährige französische Altmeister Alain Resnais wurde mit einem Spezialpreis der Jury für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Den Preis der Jury teilten sich zu gleichen Teilen die Britin Andrea Arnold "Fish Tank" und der Südkoreaner Park Chan-wook ("Thirst"/Durst), der Preis für das beste Drehbuch ging an Mei Feng für "Spring Fever" von Lou Ye, der Regiepreis an Brillante Mendoza für "Kinatay". Mit der Caméra d'or für den besten Debütfilm wurde Warwick Thornton für "Samson and Delilah" ausgezeichnet.
Die Preise im Überblick
Goldene Palme: "Das weiße Band" von Michael Haneke
Großer Preis der Jury: "Un Prophète" von Jacques Audiard
Preis der Jury: "Fish Tank" von Andrea Arnold ex aequo mit "Bak-Jwi" von Park Chan-Wook
Bestes Drehbuch: Mei Feng für "Spring Fever" von Lou Ye
Regiepreis: Brillante Mendoza für "Kinatay"
Spezialpreis des Festivals für das Lebenswerk: Alain Resnais
Bester Schauspieler: Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino
Beste Schauspielerin: Charlotte Gainsbourg in "Antichrist" von Lars von Trier
Caméra d'or für den besten Debütfilm: Warwick Thornton für "Samson and Delilah"
(Ag./Red.)