Sabine Gösker: „Machen wir einfach das Beste aus unserer Situation“

Sabine Gösker
Sabine Gösker(c) Ingrid Krammer
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Humanitäres Engagement. Sabine Gösker unterstützt mit ihrer Bürgerinitiative „Klosterneuburg hilft“ Asylwerber.

Es war eine Nachricht, die bei der Bevölkerung in Klosterneuburg von Anfang an hohe Hilfsbereitschaft auslöste. Im November 2014 verkündete das Bundesheer, die Magdeburg-Kaserne für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen – vorerst befristet bis Ende Mai 2015. Die Erleichterung war groß, als nach dem Ende der Frist auch das Stift Klosterneuburg als neuer Eigentümer zusagte, dass das Innenministerium sie noch eineinhalb Jahre in der bestehenden Form nutzen darf und die Flüchtlinge bleiben können. Derzeit sind dort rund 250 Asylwerber in Bundesbetreuung einquartiert.

Die Nachricht, dass in der Kaserne Asylwerber aufgenommen werden, war auch der Start für die Bürgerinitiative „Klosterneuburg hilft“ (www.klosterneuburg-hilft.at), in der mehr als 100 Ehrenamtliche Asylwerbern mit diversen Angeboten wie etwa Deutschkursen, Arztbesuchen, Behördengängen, Sport- und Freizeitgestaltung helfen. Eine der Gründerinnen ist Sabine Gösker, die in der Kategorie Humanitäres Engagement als Österreicherin des Jahres nominiert ist. Sie selbst ist die Koordinatorin der Initiative, kümmert sich um die Website und ist für Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Mit Migration und Neustart kennt sich die 48-Jährige aus. Die gebürtige Deutsche zog 1995 nach Bangkok, um für ein Hightech-Bauunternehmen zu arbeiten. Ein Jahr später folgte der Wechsel nach Singapur. 2001 ging es weiter nach Shanghai, zwei Jahre später nach Peking. 2004 kehrte sie nach Shanghai zurück, wo sie an der Jiao-Tong-Universität Fotografie studierte und anschließend als Lehrerin für digitale Fotografie an der Western International School Shanghai arbeitete. 2011 zog sie schließlich nach Klosterneuburg und gründete vier Jahre später mit Zoomplus ihr eigenes Fotostudio bzw. ihre eigene Fotoschule.

„Xenophobie existiert“, sagt Gösker. Sie existiere vor allem dort, wo der oder die Fremde einen vermeintlich sozial geringen Status habe als man selbst. „Ich habe beobachtet, dass aggressives Dagegenhalten die Fronten verhärtet und Ausländerfeindlichkeit nur schürt. Kommentare im Internet haben mich schließlich veranlasst, diese Initiative zu gründen. Um zu zeigen, dass ein Entgegenkommen ein gutes Miteinander generiert.“ Und die Initiative sei von der Bevölkerung sehr gut angenommen worden. „Sprache und Ausdruck bewirken so viel. Wir halten unsere Facebook-Gruppe polemikfrei. Sie ist eine Informationsplattform für Bürger und Flüchtlinge. Denn wer keinen Kontakt zu Asylwerbern hat, kann keine Wahrheiten über sie kennen.“

Das primäre Ziel der Initiative sei, einander fremde Menschen zusammenzubringen und dazu beizutragen, „dass ursprünglich ablehnende Bürger der Lage differenzierter gegenüberstehen, was uns auch gelungen ist“, betont Gösker. „Die Klosterneuburger widmen sich mit Herz und Verstand den selbst gestellten Aufgaben. Dabei werden sie nicht alleingelassen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.“

Zu den wichtigsten Angeboten der Initiative zählen Deutschkurse für Flüchtlinge. „Durch die beispiellose Zusammenarbeit in Klosterneuburg gelang es, auch dafür einen Raum in der Kaserne zu bekommen“, erzählt Gösker. „Dieser Raum steht an sieben Tagen in der Woche auch für Musikabende, Sportaktivitäten etc. zur Verfügung. Die Flüchtlinge sind nun einmal hier. Wir sind verpflichtet, sie aufzunehmen. Sie sind unsere Gäste, machen wir das Beste daraus.“ ?


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