Saubere und überlastete Bäche im Vergleich

Sparkling Science. Jugendliche aus Niederösterreich und der Steiermark schütten Nährstoffe in Bäche und messen, wie viele davon aufgenommen werden. Das gibt Auskunft über die Selbstreinigungskraft von Gewässern.

Dass Jugendliche kühle Bäche gern zum Baden nutzen, sah man im heißen Sommer oft. Doch auch forschen kann man an Bächen. In einem Sparkling-Science-Projekt des Wasser-Clusters Lunz, finanziert vom Wissenschaftsministerium, wird untersucht, wie viele Nährstoffe, aber auch Stoffe aus Verschmutzungen ein Bach aufnehmen kann – in Abhängigkeit von der Landnutzung rundherum.

Mit Schülern aus Niederösterreich und der Steiermark vergleichen die Forscher Gewässer aus drei unterschiedlich belasteten Gegenden: Am wenigsten verunreinigt und von Landwirtschaft beeinflusst sind die Gewässer in der Gegend um Lunz. Einen mittleren Status haben Bäche bei Wieselburg im Mostviertel. Und am stärksten belastet sind Fließgewässer im Weinviertel durch Ackerbau und Düngung. „Auch weil es eine trockene Gegend ist: Die wenigen Gewässer bekommen verhältnismäßig mehr Nährstoffe ab“, erklärt Projektleiterin Gabriele Weigelhofer. Im Feldversuch geben die Schüler künstlich gelösten Stickstoff, Ammonium, und Phosphate, wie sie im Dünger vorkommen, ins Wasser und messen, welcher Anteil dieser zusätzlichen Nährstoffe nach ein paar hundert Metern noch im Wasser zu finden ist.

Je weniger im Wasser schwebt, umso mehr konnte im Sediment, von Mikroorganismen und von den Algen aufgenommen werden: Die Selbstreinigungskraft des Baches ist also hoch. Aber wenn nach 200 Metern Wasserlauf noch alles an Nährstoffen im Wasser messbar ist, dann ist der Bach an seinen Grenzen, kann nichts mehr aufnehmen. Zusätzliche Nährstoffe werden also in untere Läufe gespült und kommen im Endeffekt ins Meer, wo sie Algenblüten und andere Probleme verursachen. „Anscheinend sind Mikroorganismen in mittelmäßig stark belasteten Bächen gut angepasst und können mehr Nährstoffe herausfiltern als die sauberen Lunzer Bäche, die Belastungen nicht gewöhnt sind“, sagt Weigelhofer. Wie viele Nährstoffe die Bachsedimente genau aufnehmen, testen die Schüler im Lunzer Labor im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Maturaarbeiten. „Und wir messen die Produktion der Treibhausgase Methan und Lachgas: Dieses Problem wurde erst vor Kurzem erkannt. Je stärker ein Bach belastet ist, umso mehr Treibhausgase scheint er abzugeben.“ (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2015)

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