Affäre: Medici: Kohn plant Neustart

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Die Bankgründerin will ohne Lizenz weitermachen. Details dazu werden diese Woche bei der Aufsichtsratssitzung festgelegt.

Wien. (höll) Das Ende der Wiener Bank Medici ist besiegelt. Laut „Presse“-Informationen wird das Institut, das wegen des Betrugsfalls Madoff in die Schlagzeilen geraten ist, in den nächsten Tagen – aller Voraussicht nach noch in dieser Woche – die Banklizenz zurücklegen. Derzeit werden die allerletzten Geschäfte abgewickelt. Die beiden Vorstände John Holliwell und Werner Tripolt sollen dem Vernehmen nach ausscheiden.

Auf Wunsch von Medici-Gründerin Sonja Kohn wird es aber eine Nachfolgegesellschaft geben. Details dazu werden diese Woche bei der Aufsichtsratssitzung festgelegt. Wie die neue Firma heißen wird, ist noch offen. „Wir haben nach der Rückgabe der Banklizenz drei Monate Zeit, einen neuen Namen zu finden“, sagt eine Sprecherin. Das neue Unternehmen soll sich künftig auf Tätigkeiten konzentrieren, für die keine Banklizenz notwendig ist. So können beispielsweise Beratungstätigkeiten durchgeführt werden.

Die Bank Medici gehörte in Europa zu den größten Vertriebsstellen von Fonds des mutmaßlichen US-Betrügers Bernard Madoff. Dabei geht es um ein kolportiertes Volumen von über drei Mrd. Euro. Neben Kohn, die 75 Prozent der Anteile hält, ist auch die Bank Austria mit 25 Prozent an Medici beteiligt. Ob die Bank Austria bei der Nachfolgefirma von Kohn dabei sein wird, ist offen. „Wir warten das neue Konzept ab“, heißt es aus der Bank. Dem Vernehmen nach ist der Mutterkonzern UniCredit davon wenig begeistert und fordert einen Ausstieg.

Anwälte der Anleger haben gegen die Medici-Organe Klagen eingebracht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Betrugs und von Verstößen gegen Wertpapieraufsichts- und Investmentfondsgesetz. Es gilt die Unschuldsvermutung. Laut „profil“ wickelte Medici Geschäfte mit Firmen in Steueroasen ab, unter anderem mit Herald Asset Management auf den Cayman Islands. Von dort sollen Zahlungen auf ein Konto in Gibraltar geflossen sein – kurz nach Bekanntwerden des Madoff-Skandals. „Herald Asset Management ist eine unabhängige Gesellschaft, die nicht zu Medici gehört“, sagt eine Sprecherin. Und Kohn lässt über ihren Anwalt ausrichten: „Es wurde niemals ein Auftrag erteilt, Gelder aus Herald Asset Management zu entnehmen. Darüber hinaus hat auch kein Transfer auf ein Konto in Gibraltar stattgefunden. Es gibt auch kein gegen Frau Kohn anhängiges Verfahren wegen Geldwäsche.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2009)

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