Milchmarkt: „Geben Preise weiter“

REWE INTERNATIONAL-VORSTANDSVORSITZENDER FRANK HENSEL IM KLUB DER WIRTSCHAFTSPUBLIZISTEN
REWE INTERNATIONAL-VORSTANDSVORSITZENDER FRANK HENSEL IM KLUB DER WIRTSCHAFTSPUBLIZISTEN(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Rewe-Chef Frank Hensel betont die Solidarität des Handels mit den heimischen Milchbauern.

Wien. „Die Situation ist bedauerlich, aber wir haben sie nicht zu verantworten.“ So reagierte Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender des Handelskonzerns Rewe, zu der seit Wochen anhaltenden Preiskrise auf dem europäischen Milchmarkt.

Vorwürfe, dass sich der Handel unsolidarisch gegenüber den Milchbauern verhalte, will der Rewe-Chef nicht auf sich sitzen lassen. Bauernbund-Präsident Jakob Auer hat den österreichischen Lebensmittelhändlern erst kürzlich vorgeworfen, die Milchpreise nach unten zu diktieren.

Hensel wiederum betont: „Der Preis wird von den Molkereien gemacht.“ Rewe, zu dessen Konzern unter anderem Billa, Merkur und Adeg zählen, nehme den Erzeugerpreis auf „und gibt ihn so an die Kunden weiter“. Dennoch ist die Tatsache nicht von der Hand zu weisen, dass man in Berlin für einen Liter Vollmilch aktuell 51 Cent zahlt, in Wien hingegen 89 Cent. Das ergab ein vergangene Woche veröffentlichter Testeinkauf der Arbeiterkammer. Im Vergleich verdienen Österreichs Bauern aktuell 30 Cent pro Liter Milch, ihre deutschen Kollegen 23 Cent.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter fand im „Presse“-Interview vergangenen Montag kritische Worte gegenüber dem Handel, den er aufrief, „im Sinn der Fairness auf der Seite der Bauern“ zu stehen und heimische Produkte stärker zu favorisieren. Die EU, hieß es in Richtung Rewe und Co,. werde die Wettbewerbssituation zwischen Erzeugern und Händlern stärker ins Visier nehmen.

In einem Punkt stimmen Hensel und Rupprechter überein. Beide sehen keinen Zusammenhang zwischen dem Preisverfall und dem Ende der EU-Milchquote. Vielmehr orten sie als Grund die Einbrüche auf den internationalen Märkten. „Niemand kann die Mechanismen von Angebot und Nachfrage steuern“, so Hensel. Das Ende der Krise sieht er in einem natürlichen Nachfrageanstieg frühestens im neuen Jahr. Staatliches Eingreifen hält er persönlich nicht für den richtigen Schritt. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2015)

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