Statistik: Deutschland in tiefer Rezession

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Deutschland(c) AP (Frank Augstein)
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Im Vorjahresvergleich ergibt sich für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal ein reales Minus von 6,7 Prozent. Vor allem der Rückgang der Exporte zwang die deutsche Wirtschaft in die Knie.

Deutschland steckt in der tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte, allerdings erwarten Experten nun ein Ende des freien Falls. Im ersten Quartal 2009 brach das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Schlussquartal des Vorjahrs um 3,8 Prozent ein, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Damit wurde eine erste Prognose von Mitte Mai bestätigt.

Es ist der vierte Quartalsrückgang in Folge und mit Abstand der größte seit Beginn der vierteljährlichen Erhebung im Jahre 1970. Im Vorjahresvergleich ergibt sich für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal ein reales Minus von 6,7 Prozent, kalenderbereinigt sogar von 6,9 Prozent.

Minus 9,7 Prozent bei Exporten

Wichtigste Ursache für den Rückgang der Wirtschaftsleistung im direkten Vergleich des ersten Quartals 2009 zum letzten Quartal 2008 war der Einbruch bei den Exporten. Sie gingen um 9,7 Prozent zurück, die Importe sanken dagegen nur um 5,4 Prozent. Damit fiel der lange Zeit als Konjunkturlokomotive wirkende Außenhandel nicht nur als Stütze aus, sondern drückte die Wirtschaftsleistung. Der Außenbeitrag, die Differenz zwischen Export und Import, trug allein 2,2 Prozentpunkte zum Schrumpfen der Wirtschaft bei.

Auch die Investitionen brachen um 7,9 Prozent ein, in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge investierten die Unternehmen sogar 16,2 Prozent weniger als im Vorquartal. Der Bau verzeichnete dagegen nur ein unterdurchschnittliches Minus von 2,6 Prozent. Einziger Lichtblick ist der private Konsum, der innerhalb eines Vierteljahres um 0,5 Prozent zulegte. Der Staatsverbrauch stieg um 0,3 Prozent.

Arbeitsmarkt wird erst reagieren

Auf dem Arbeitsmarkt - dessen Entwicklung der Konjunktur hinterherläuft - hat die Rezession im ersten Quartal 2009 noch keine großen Bremsspuren hinterlassen. Die Wirtschaftsleistung wurde laut Bundesamt von 39,9 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 0,1 Prozent oder 48.000 Menschen mehr als ein Jahr zuvor. Dabei sei aber auch zu berücksichtigen, dass die Kurzarbeit die Folgen der Wirtschaftskrise für den Arbeitsmarkt abgefedert habe.

Volkswirte erwarten nun langsam eine Stabilisierung. "Die jüngsten weichen und harten Daten deuten auf ein Ende des freien Falls der Industrie hin", schrieb UniCredit-Volkswirt Alexander Koch in einer Kurzanalyse. "Trotzdem wird die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal noch einmal schrumpfen, allerdings bei weitem nicht mehr in dem Tempo wie in den ersten drei Monaten", ergänzte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. UniCredit erwartet für das zweite Quartal ein Minus von 0,5 Prozent zum Vorquartal.

Konsum ist Stütze

Allerdings dürfte die Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Quartalen je nach Sektor unterschiedlich ausfallen. Der private Konsum werde keine Stütze der Konjunktur sein, da der trostlose Arbeitsmarkt und der zu erwartende Rückschlag bei Autoverkäufen wahrscheinlich die Konsumneigung dämpfen, wie bei UniCredit prognostiziert wird. Auch die Commerzbank meinte, die Hoffnungen auf eine Stabilisierung lägen in den kommenden Quartalen neben einem Ende des spürbaren Lagerabbaus "wieder einmal bei einem Ende der Talfahrt des Welthandels."

Das Volkseinkommen lag im ersten Quartal 2009 um 7,4 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Die darin enthaltenen Arbeitnehmerentgelte stiegen allerdings um 0,9 Prozent an, die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sanken dagegen um kräftige 20,9 Prozent. Die Sparquote der privaten Haushalte lag den Angaben zufolge bei 15,3 Prozent, das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum.

(APA)

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