Bud will Pilsner schlucken

(c) Bloomberg (Luke Sharett)
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Konzentration in der Brauerei-Industrie: Anheuser-Busch will SABMiller übernehmen. Harte Kartellauflagen werden erwartet.

Leuven/London. Die Börsen spielten sofort verrückt – kein Wunder, zeichnet sich doch in der Getränkeindustrie eine Megafusion ab, aus der ein Konzern mit einem Börsewert von 279 Mrd. Dollar hervorgehen könnte. Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev (Beck's, Budweiser, Stella Artois) will der Nummer zwei, dem britischen Konzern SABMiller (Pilsner Urquell), ein Übernahmeangebot unterbreiten, teilten die Firmen am Mittwoch mit.

Finanzielle Details sind noch nicht bekannt – so der Deal überhaupt zustande kommt, da es harte Kartellauflagen geben dürfte. Aus dem Hause des fusionierten Unternehmens würde künftig etwa jedes dritte Bier kommen, das auf der Welt getrunken wird. Anheuser-Busch ist vor allem in den USA und in Lateinamerika dominant, SABMiller in Afrika stark vertreten. Das würde Experten zufolge gut zusammenpassen, auch weil beide Regionen noch wachsen. In Asien würden die Unternehmen zudem stärker werden.

Die Aktionäre reagierten aber schon euphorisch auf die Aussicht eines Zusammenschlusses, der in der Regel mit Kostensenkungen und einer größeren Marktmacht einhergeht. SABMiller-Papiere verteuerten sich um bis zu 24 Prozent, so stark wie noch nie in der Firmengeschichte. Anheuser-Aktien kletterten um sieben Prozent, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurden.

Spekulationen um die beiden Bier-Riesen gab es schon länger. Nun sei der größte Anheuser-Aktionär, die brasilianische Finanzgruppe 3G, zu Gesprächen bereit, berichtete die „Financial Times“. 2014 war SABMiller, selbst 2002 aus der Fusion von South African Breweries mit der Miller Brewing Company entstanden, beim Versuch gescheitert, die weltweite Nummer drei, Heineken, zu schlucken. Der viertgrößte Anbieter ist Carlsberg. Anheuser-Busch InBev wiederum entstand aus der Fusion der US-Firma Anheuser-Busch mit der belgischen InBev.

SABMiller hatte zuletzt im Frühjahr ein Umsatzplus von drei Prozent eingefahren. Die Nachfrage zog vor allem in Lateinamerika und Afrika an. Schwierigkeiten gab es dagegen in Europa und China. SAB hat das größte Geschäft in den Schwellenländern.

Weiterer Deal in Zahnmedizin

Schon weiter ist ein milliardenschwerer Deal auf dem Markt für Zahnmedizintechnik: Der US-Hersteller Dentsply International will den an der Nasdaq notierten Konkurrenten Sirona Dental Systems für 5,5 Mrd. Dollar (4,86 Mrd. Euro) in Aktien übernehmen, teilte Sirona Dienstagabend mit. Das Unternehmen entwickelt und produziert hauptsächlich im deutschen Bensheim. Die Vorstände beider Unternehmen hätten einem Fusionsvertrag zugestimmt, hieß es weiter.

Mit dem Zusammenschluss soll der weltgrößte Anbieter für professionelle Dentalprodukte und -technologien entstehen. Das neue Unternehmen mit dem Namen Dentsply Sirona werde mit rund 15.000 Mitarbeitern auf einen Jahresumsatz von etwa 3,8 Mrd. Dollar kommen. (ag/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2015)

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