US-Notenbank berät über Zinswende

Fed-Chefin Janet Yellen
Fed-Chefin Janet Yellen Reuters
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Beobachter erwarten den Ausstieg aus der Nullzins-Ära erst zum
Jahresende.

In der Welt der Wirtschaft schauen am Donnerstag alle nach Washington. Dort wird die amerikanische Notenbank Fed um 20.00 Uhr österreichischer Zeit bekannt geben, ob sie ihre Zinsen anheben wird oder nicht. Beobachter sind uneins, ob die Währungshüter den Ausstieg aus der Nullzins-Ära bereits jetzt wagen oder den Zeitpunkt noch hinauszögern.

Trotz guter Konjunkturlage sprechen die Folgen des Börsenbebens in China und die Sorgen um die Weltwirtschaft nach Ansicht der meisten Ökonomen derzeit gegen eine Erhöhung. Die Fed hält den Leitzins seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Ende 2008 in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent. Sie hat mit dem billigen Zentralbankgeld die Konjunktur angekurbelt und die Börsen auf immer neue Rekordstände katapultiert.

Anhebung wäre historisch

Die Währungshüter wollen jedoch Übertreibungen an den Märkten sowie eine Überhitzung der Wirtschaft verhindern. Sie haben daher eine geldpolitische Straffung noch 2015 in Aussicht gestellt. Viele Beobachter rechnen damit, dass Fed-Chefin Janet Yellen die Zinswende erst zum Jahresende vollziehen wird.

Eine Zinsanhebung wäre ein historischer Schritt. Während der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 hatte die Fed die Zinsen auf fast null gesenkt. Damit wollte sie die US-Wirtschaft aus der Krise hieven. Denn wenn Privatleute und Unternehmer zu sehr niedrigen Zinsen Kredite bekommen, dann können sie mehr Geld ausgeben und mehr Geschäfte machen. Die Zinssenkung war also eigentlich eine Notmaßnahme. Sie existiert aber bis heute.

Niedrige Zinsen führen zu Vermögensblasen

Was die Fed macht, betrifft nicht nur Amerikaner: Die USA sind die größte Wirtschaftsnation. Und in einer globalisierten Welt hängt jeder von jedem ab. Was in den USA passiert, betrifft also alle.

Experten haben unterschiedliche Meinungen darüber, was die Fed machen sollte.Befürworter einer Zinsanhebung - etwa um 0,25 Prozentpunkte - verweisen auf ein mittlerweile robustes US-Wachstum und die sinkende Arbeitslosenquote, die mit 5,1 Prozent nahe am Zielwert der Notenbanker liegt. "Die Fed muss die Zinsen der Realität anpassen", meint David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. "Zu niedrige Zinsen führen zu Vermögensblasen, die später platzen und die Banken in Not bringen können", sagt der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn.

Die Gegner betonen, dass die wirtschaftliche Erholung noch nicht robust genug sei. Sie fürchten, dass wichtige Investitionen ausbleiben könnten, wenn Kredite für Firmen und Hauskäufer teurer werden. "Es gibt viel versteckte Arbeitslosigkeit, eine realistischere Quote läge wohl bei fast zwölf Prozent", sagte der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz der "Wirtschaftswoche". Hinzu kommen Alarmsignale an den asiatischen Börsen.

(APA/Reuters)

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