Rapid: Fußballsiege allein genügen nicht

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Die Europa League im Happel-Oval ist nur bedingt ein Erlebnis, sie spült aber Geld in die Klubkasse. Mit dem neuen Stadion will der „zugkräftigste Verein des Landes“ vollends begeistern.

Wien. Während bei Rapids Europa-League-Spiel gegen Villarreal über 30.000 Fans die Drehkreuze des Happel-Stadions passiert haben, ist das Zuschauerinteresse an Heimspielen der Grün-Weißen in der Fußballbundesliga weitaus geringer. Zu den bisherigen vier Ligaspielen im Prater kamen im Schnitt knapp 15.000 Zuschauer. Das ist unumstritten der Liga-Bestwert – aber sicherlich bei Weitem nicht das, was sich die Klubchefs vom „zugkräftigsten Verein des Landes“, wie SCR-Geschäftsführer Christoph Peschek sagt, erwarten.

Es ist eine kritische Messung bzw. Bestandsaufnahme, die der Verein durchführt. Denn was passiert, wenn das neue Allianz-Stadion ab kommender Saison bespielt wird und das Interesse an der Novität irgendwann verebbt ist? Was, wenn dann die Spielstärke nicht neue, weitere Gäste fasziniert und anlockt? Neue Spielstätten verlangen automatisch auch Erfolg.

Kommt neues Happel-Oval?

Als enttäuschend wollte Peschek den bisherigen Fanbesuch nicht verstanden wissen. Doch es bestehe eben ein Unterschied zwischen dem Prater und Hütteldorf, der Heimat. Distanz, Anreise, Wohlfühlgefühl, Stadionflair, da lägen Welten zwischen den Bezirken. Das Happel-Oval ist als kurzfristiges Ausweichquartier optimal, aber mehr auch nicht. Sollte es die Stadt Wien (im Zusammenspiel mit dem ÖFB?) tatsächlich renovieren lassen, dieses Gerücht hält sich vor der Wien-Wahl hartnäckig, wäre es freilich wieder das Zugpferd – auch für Europa-League-Endspiele.

Bis Saisonende trägt Rapid Heimspiele im Happel-Stadion aus. Vergangene Saison begrüßte der Verein durchschnittlich 17.000 Zuschauer pro Partie, die höchste Zahl seit der Saison 1952/1953 mit 18.000. Finanziell wirkt sich das aber kaum aus, laufende Kosten der Baustelle sowie ein nicht gerade günstiger Mietvertrag im Happel-Stadion drücken gehörig auf das Budget. Geld fließt erst mit dem neuen Stadion, Rapid kalkuliert mit einem zusätzlichen Cashflow von drei bis vier Millionen Euro pro Jahr.

28.500 Plätze und Hospitality

Bei dieser Hochrechnung geht man laut Peschek von einer Stadionauslastung von 80 Prozent aus, basierend auf der Kapazität für internationale Spiele von rund 24.000 Plätzen. In nationalen Partien sind Stehplätze erlaubt, weshalb dann 28.500 Zuschauer zugelassen sind.

Im neuen Allianz-Stadion werden fortan ausnahmslos alle Rapid-Spiele ausgetragen, selbst wenn man sich für die Champions League qualifizieren und auf ganz große Kaliber treffen sollte. „Wir haben dort den bestmöglichen Heimvorteil und auch beste Voraussetzungen im Hospitality-Bereich“, erklärte Peschek.

Vollmitglieder (derzeit 9500) und Abonnenten (9800), die eine Schnittmenge von 16.000 bilden, genießen bei Rapid in internationalen Partien ein Vorkaufsrecht. Zieht man die für Auswärtsfans und Uefa reservierten Tickets ab, dürfte ab nächstem Jahr bei Europacupspielen ungeheure Knappheit herrschen, zumal die Zahl der Abonnenten in der kommenden Saison steigt.

Deshalb könnte bei Abos für 2016/17 sogar nun eine Obergrenze eingezogen werden. „Wir prüfen gerade alles im Detail. Ende September wird das Prozedere für den Abo-Verkauf bekannt gegeben“, sagte Peschek.

Europa im Weststadion

Das Interesse an der neuen Arena ist groß, selbst wenn sich manche Fangruppierungen gegen die Namensgebung sträuben und sich „verkauft“ wähnen. Das klassische „Weststadion“ klingt zwar sehr gut, bringt aber dem Klub rein gar nichts.

„Was das Namensrecht betrifft, haben wir einen Vertrag, über den wir uns sehr freuen, weil sonst der Stadionbau nicht möglich gewesen wäre. Im Europacup heißt das Stadion aber tatsächlich Weststadion“, verrät Peschek. Die Uefa erlaubt ja keine Stadionnamen mit Sponsorerwähnung . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2015)

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