Opel-Übernahme: Favorit Magna strauchelt im Endspurt

A worker sweeps the street next to destroyed logo of German car manufacturer Opel at a former car dea
A worker sweeps the street next to destroyed logo of German car manufacturer Opel at a former car dea(c) Reuters (Pawel Kopczynski)
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Würde das Magna-Konzept umgesetzt, "wäre das neue Unternehmen vom ersten Tag an überschuldet", kritisieren Berater der deutschen Regierung. Die Chancen des italienischen Konkurrenten Fiat steigen wieder.

Innerhalb der deutschen Bundesregierung gibt es schwere Bedenken gegen das Konzept des österreichisch-kanadischen Opel-Bieters Magna. Damit steigen die Chancen des italienischen Konkurrenten Fiat wieder. Aber auch dessen Konzept wird zerpflückt. Die Experten der Regierung empfehlen, am Mittwoch keinesfalls eine Entscheidung zu fällen: "Eine Vorfestlegung wäre eine Katastrophe", heißt es laut "Handelsblatt" in Beraterkreisen.

Besonders kritisch betrachtet wird demnach das Konzept des Autozulieferers Magna, das bislang als Favorit gehandelt wurde. Würde das Magna-Konzept umgesetzt, "wäre das neue Unternehmen vom ersten Tag an insolvent", zitiert die Zeitung Berater. Denn Magna fordert Bürgschaften der öffentlichen Hand für Kredite im Umfang von 4,5 Mrd. Euro und will weitere 700 Millionen Euro selbst aufbringen.

"Opel wäre vom ersten Tag an überschuldet"

Allerdings handelt es sich bei diesen 700 Millionen Euro keineswegs um Eigenmittel. Für 200 der 700 Millionen verlangt Magna staatliche Bürgschaften. Und auch die anderen 500 Millionen sollen "vorrangig abgesichert" werden, berichteten Abgeordnete laut "Süddeutscher Zeitung". Das heißt: Würde das neue Unternehmen pleite gehen, müsste Magna aus der Insolvenzmasse zuerst Geld erhalten. Die Staatsbürgschaften würden in diesem Fall nicht zuerst bedient werden. Das Angebot sei in dieser Hinsicht "verheerend" und somit "unakzeptabel".

"Das nach den Plänen von Magna entstehende Unternehmen New Opel wäre somit vom ersten Tag seines Bestehens an überschuldet", zitiert auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" aus dem Beraterpapier. In der Bilanz ergäbe sich ein "negatives Eigenkapital" von 3,8 Milliarden Euro.

Keinerlei Risikobereitschaft durch Magna

Der Vorwurf an Magna: Der Autozulieferer lasse keinerlei Bereitschaft erkennen, selbst ein Risiko einzugehen. "Ein Investor kann nur dann mit Unterstützung durch die Bundesregierung rechnen, wenn er selbst ins Risiko geht und damit unter Beweis stellt, dass er an die langfristige Tragfähigkeit seines eigenen Konzepts glaubt", hieß es laut "Süddeutscher Zeitung" in Regierungskreisen.

Große Schwächen orten die Fachleute auch hinsichtlich der Pensionslasten. Zur Abdeckung der Risiken hat Magna zusätzliche Sicherheiten im Umfang von drei Milliarden Euro nachgefordert. Damit sind laut "Handelsblatt" nach Angaben der Regierungsberater aber nur etwa 70 Prozent der tatsächlichen Pensionsverpflichtungen abgedeckt.

Fiat kommt besser weg

Daher wird das Fiat-Angebot zunehmend als das seriösere angesehen. Fiat ist bereit, seine gesamte Autosparte in das neue Unternehmen einzubringen. Der Eigenkapital wird auf 6,8 Milliarden Euro geschätzt. In diesem Fall würde das neue Unternehmen mit Opel und anderen Tochtergesellschaften von General Motors (GM) schuldenfrei beginnen. Allerdings wäre der Hauptaktionär Fiat durch Milliardenschulden belastet.

Aber auch das Fiat-Konzept hat Haken. So benötigt Fiat sechs Milliarden Euro Staatsbürgschaften - eine Milliarde Euro mehr als Magna. Zudem ist Fiat laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" derzeit "nur bedingt bereit, sich an der Überbrückungsfinanzierung für eine staatliche Treuhandlösung zu beteiligen". Sowohl Magna als auch Fiat setzen darauf, dass GM sich mit 3,5 Milliarden Euro an der Restrukturierung beteiligt.

Neuer Bieter aus China wohl chancenlos

Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, will der chinesische Automobilkonzern Bejing Automotive Industry Holding Company, kurz BAIC, bei Opel einsteigen und dabei auf einen Abbau von Stellen in Deutschland verzichten. Zudem habe BAIC auch eine Garantie für den Bestand aller deutschen Werke abgegeben - das allerdings nur für zwei Jahre. Außerdem würden die Pekinger mit weniger Staatsbürgschaften auskommen als die anderen Kandidaten.

(phu)

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