Minnesang der Grille zielt auf fünf Neuronen

Insekten verlassen sich bei Partnerwahl auf Akustik.

Ob Mensch, Vogel oder Grille: Die akustische Kommunikation ist bei ihrer Partnersuche relevant. Mit einem Lied lockt das Männchen das Weibchen an; zwei Charakteristika zeichnen so ein Lied aus: einerseits die Amplitude, also die Lautstärke, andererseits die Frequenz, die der Tonhöhe entspricht. Während die Verarbeitung der Frequenz bereits in den Gehörorganen beginnt, werden die Merkmale der Lautstärke wie Rhythmus oder Pulsrate im Gehirn verarbeitet.

Grillen benutzen „relativ einfache, musterhafte Pulssequenzen“, erklärt Konstantinos Kostarakos vom Institut für Zoologie der Uni Graz, um um Paarungspartner zu werben. Chirps werden diese Sequenzen genannt, also Getschilpe. Identifizieren müssen die Insekten dabei nicht nur, ob die akustischen Signale tatsächlich von Artgenossen stammen, sondern auch, ob nicht sogar ein Fressfeind lockt. Wie die Mittelmeerfeldgrille Gryllus bimaculatus Chirps auf Ebene der Nervenzellen unterscheidet, fand Kostarakos nun in einer internationalen Forschergruppe mit den Universitäten Cambridge und Leipzig heraus.

Elektroden im Grillengehirn

Die Aktivität im Grillengehirn wurden mithilfe von Mikroelektroden aufgezeichnet. Waren die weiblichen Grillen dem Gezirpe der Männchen ausgesetzt, wurden nur fünf auditorische Gehirnneuronen erregt (vier Neuronen und ein Interneuron, das zwischen Nervenzellen geschaltet ist). Diese bilden ein ringförmiges Nervengeflecht im Vorderhirn.

Das internationale Forscherteam hat auch ein Modell entwickelt, wie die Neuronen miteinander interagieren: Es handelt sich dabei um eine Wechselbeziehung von spezifischen Reizantworten, Inhibitionsmechanismen und Änderungen des Membranpotenzials. (APA/trick)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2015)

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