Geschieden: Opel spaltet sich von General Motors ab

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Opel-Logo(c) AP (Michael Probst)
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Der US-Autokonzern General Motors macht den Weg frei für eine Abspaltung seines europäischen Geschäfts. Werke, Patente fallen schuldenfrei an Opel. Opel ist somit frei für einen neuen Investor.

Der Aufsichtsrat von General Motors Europe hat am Mittwoch die Übertragung aller europäischen GM-Werke und Patente an Opel beschlossen und macht damit den Weg für die Abspaltung frei. Vor dem Spitzentreffen im deutschen Kanzleramt zur Zukunft von Opel gibt es Medienberichten zufolge große Zweifel an den Konzepten möglicher Käufer.

Treuhandlösung

Neben Werken und Patenten seien auch sämtliche Rechte an Technologien von GM Europe an die Adam Opel GmbH übertragen, sagte der GM-Europe-Sprecher. Durch den Schritt solle der Weg frei gemacht werden für die sogenannte Treuhandlösung, mit der das Überleben von Opel im Falle einer Insolvenz vom GM gesichert werden könne. "Mit der Übertragung der Rechte wird Opel unabhängig von allen Entscheidungen in den USA", sagte der GM-Europe-Sprecher.

"Alle europäischen Einheiten von GM sind jetzt unter dem Dach von Opel", sagte der GM-Europe-Sprecher. Dennoch bleibe Opel vorerst zu einhundert Prozent eine GM-Tochter. Nicht übertragen worden seien die Werke des schwedischen Autobauers Saab.

Buchprüfung

Die Übertragung gilt als eine zentrale Voraussetzung für den am Abend (20:30 Uhr) geplanten Opel-Gipfel der deutschen Regierung. Dort soll entschieden werden, ob der Autobauer mittels eines Investors und Staatsbürgschaften in Milliardenhöhe gerettet werden kann.

Das Spitzentreffen wird nach Angaben der deutschen Bundesregierung nicht ergebnislos enden. "Heute kann und wird sicher nicht alles entschieden werden", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die künftigen Verhandlungen in Sachen Opel nur mit einem Investor geführt werden. Vielmehr dürften sie mit mindestens zweien geführt werden. "Ob es heute Abend zu einer Reihenfolge, einem Ranking (der interessierten Investoren) kommt, will ich lieber offenlassen", sagte Steg.

Wilhelm sagte, zentrales Thema des Treffens am Abend sei, von den Investoren und vor allem der US-Regierung "ein größtmögliches Maß an Sicherheit für die Brückenfinanzierung brauchen". Das beinhalte unter anderem die Zustimmung zum Treuhandmodell für Opel für die Zeit, bis eine endgültige Einigung mit einem Investoren unterzeichnet sei, und die Aussicht auf Einigung der jeweiligen Investoren und der US-Seite.

Chinesisches Angebot

Angebote liegen bisher vom italienischen Autobauer Fiat, dem kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna und dem US-Finanzinvestor Ripplewood vor. Seit Dienstagabend liegt der deutschen Regierung auch ein Angebot des chinesischen Konzerns Beijing Automotive Industry Holding Company (BAIC) vor.

Fiat-Präsident Luca Cordero di Montezemolo äußerte sich vor dem Treffen im Kanzleramt vorsichtig zu den Erfolgsaussichten der Turiner Unternehmensgruppe im Bieter-Wettstreit. "Was immer man heute sagt, man kann sich auch irren: Bei einer Lotterie ist es besser, die Ergebnisse abzuwarten", zitierten ihn italienische Nachrichtenagenturen. Fiat-Vorstandschef Sergio Marchionne habe in den vergangenen Wochen alles getan, um ein gutes Angebot vorzulegen. Vergangene Woche hatten zahlreiche deutsche Politiker bekundet, Magna zu favorisieren.

Bedenken

Mehrere Zeitungen berichteten unterdessen, dass es beim Bund Bedenken sowohl am Sanierungsmodell Magnas als auch am Konzept von Fiat gebe. Vor allem das Konzept Magnas zur Übernahme Opels werde kritisch beurteilt, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf eine regierungsinterne Bewertung. Würde das Magna-Konzept umgesetzt, "wäre das Unternehmen vom ersten Tag an insolvent", zitierte das "Handelsblatt" aus Regierungskreisen.

Grund für die Insolvenz vom ersten Tag an sei, dass Magna im Gegensatz zu Fiat für den Fall eines Einstiegs bei Opel nicht bereit wäre, "echtes Eigenkapital" einzubringen, zitierte die "FAZ" aus der Bewertung. Dadurch wäre das Unternehmen von Beginn an mit Schulden von 3,8 Mrd. Euro belastet.

Das Konzepte von Fiat komme in der Bewertung deswegen besser weg, weil der italienische Autobauer bereit sei, seine gesamte Autosparte in das neue Unternehmen einzubringen, berichtete die "FAZ". Kritisch werde in dem Regierungsbericht jedoch angemerkt, dass Fiat "nur bedingt bereit" sei, sich an einer Überbrückungsfinanzierung für eine Herauslösung Opels aus dem GM-Konzern zu beteiligen.

Die EU-Kommission kündigte indes ein neues Krisentreffen für Opel an. "Wir suchen einen Termin", sagte der Sprecher von Industriekommissar Günter Verheugen am Mittwoch in Brüssel. Bereits im März hatte es ein solches Treffen gegeben.

(Ag./Red.)

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