Goldenes Quartier: Signa nimmt Am Hof ins Visier

Signa-Chef Christoph Stadlhuber über Sitzmöbel, Pläne für die Innenstadt und eine Milliarde Euro aktueller Investition.

Gerade hat in Wien, auch im Goldenen Quartier, erstmals die „Vogue“ Fashion's Night Out stattgefunden. Ist das ein modischer Ritterschlag?

Christoph Stadlhuber: Mit Sicherheit. Vor ziemlich genau drei Jahren, als bekannt wurde, welche Brands ins Goldene Quartier kommen, war Wien das Hauptthema bei der Mailänder Modemesse. Beim Goldenen Quartier war unsere Intention, nicht nur irgendein Immobilienprojekt zu finalisieren. Wir werden die beiden Objekte langfristig im Bestand halten und daher ständig daran arbeiten, die Attraktivität und Qualität zu verbessern. Wir haben mit den 18 neuen Brands, die erstmals nach Wien kamen, und mit der „Vogue“ Fashion Night einen Nachholbedarf in dieser Stadt aufgeholt.

Zum Goldenen Quartier gehört eine neue Fußgängerzone. Sie schaut meist recht leer aus. Wird da überhaupt flaniert?

Ich sehe nicht, dass die Bognergasse wenig Frequenz hat – dennoch: Das Wichtigste ist, dass die Umsätze in den Shops passen. Jetzt gibt es immer wieder die Diskussion, wie viel Frequenz da oder nicht da ist. Man darf nur nicht vergessen: Bei uns war es eine Zeit lang typisch, wenn man sich z.B. bei Prada etwas geleistet hat, drei Runden durch die Stadt zu gehen, um es herzuzeigen. Das ändert sich. Die Klientel lässt sich die Kollektion oft direkt zu sich bringen bzw. will beim Shoppen nicht gesehen werden. Das Zweite ist: Bis sich Wege einspielen, dauert es naturgemäß einige Zeit. Wir tun aber etwas zur Frequenzsteigerung, siehe z.B. die „Vogue“ Fashion Night. Wir beginnen mit einer Weihnachtsgestaltung und werden im Frühjahr die Freiflächen mit Pflanzen und Sitzmöblierungen durchziehen.

Wie steht es um das Restaurant?

An der Ecke Seitzergasse/Tuchlaubenhof ist jetzt noch die Baustelle für die oberen Penthousewohnungen. Dort kommt das Restaurant hin. Da sind wir mit dem Lokalbetreiber im Finale. Bitte um Verständnis, dass wir noch nicht sagen können, wer es ist. Wenn der Zeitplan hält, wird das Restaurant im Frühsommer 2016 eröffnen. Es soll ein Restaurant werden, das auf der einen Seite sehr wohl die Klientel bedient, die dort shoppen geht. Aber auf der anderen Seite auch flanierende Menschen. Es muss etwas sein, wo man auch hingeht, um am Vormittag einen Kaffee zu trinken, wo man reinschaut und sich auf ein Glas an die Bar setzt.

Apropos reinschauen: Ist das in den Geschäften erwünscht – oder eher weniger, weil es die guten Kunden stören könnte?

Die, die dort einkaufen, kommen ungefähr zur Hälfte aus Österreich – weil es immer heißt, dort kaufen nur die Ausländer ein. Ob sich die Shopbetreiber darüber freuen, dass man reingeht und sich die Shops anschaut, das müssen Sie in den Shops erfragen. Faktum ist, das Interior Design ist durchwegs ein Hammer, wo ich mir denke: Warum spielen sie das Thema nicht viel mehr?

Ich würde raten, dass Sie für die Innenstadt noch Pläne hätten. Wie schaut es etwa mit der Zone in Richtung Freyung aus?

Es gibt noch einige Brands, die gern in dieses Umfeld kommen wollen. Derzeit sind keine Flächen frei. Die Vision lebt natürlich, zu sagen: Kann man das nicht weiterziehen – über den Platz Am Hof? Der Hof ist ein traumhafter Platz, einer der schönsten Plätze Wiens, weil er bis auf das Haus des Verbunds ausschließlich historische Objekte hat. Plätze haben schon immer ihre Wirkung dadurch gehabt, dass sie ganz einfach Platz waren. Weil sie damit Großzügigkeit ausgestrahlt haben. Das geht jetzt nicht mehr, wenn ständig Standeln und Ringelspiele dort sind. Derzeit ist der Platz über 200 Tage im Jahr bespielt.

Sie hätten gern weniger Veranstaltungen?

Und weniger Autos.

Sie werben mit Lage und Flair der Innenstadt. Gleichzeitig steigen durch das Goldene Quartier die Mieten, was die lokalen Anbieter, die das Flair auch ausmachen, unter Zugzwang bringt.

Die Preise steigen wegen der Nachfrage nach Flächen. Es gibt Unternehmen, die nicht im Goldenen Quartier liegen und sogar mit dem Namen und der Nähe durchaus werben. Das ist spannend, im positiven Sinn. International gesehen würde es überhaupt keinen Sinn haben zu sagen: Hier ist das Goldene Quartier, und dort ist der Kohlmarkt. Da sind im internationalen Kontext Wien und die Innenstadt viel zu klein, um da Konkurrenz zu sein.

Auch jenseits des Ersten plant Signa viel.

Wir haben drei Entwicklungsprojekte in Wien laufen, zusammen mit einer Milliarde Euro Investitionsvolumen. Da sind wir auch die Größten derzeit in Wien. Das ist zum einen der Austria Campus beim Praterstern, wo wir das Headquarter der Bank Austria neu bauen, und weitere 100.000 Quadratmeter vermietbare Fläche. Die anderen beiden Projekte sind am Hauptbahnhof: The Icon mit 90.000 Quadratmetern Büro- und Einzelhandelsfläche am Übergang vom Hauptbahnhof zum Südtiroler Platz und die Parkapartments am Belvedere in der Arsenalstraße. Dort bauen wir 334 Eigentumswohnungen, und zwei Türme werden eine andere Nutzung bekommen, mit ziemlicher Sicherheit auch ein Hotel.

Das Parkhotel Belvedere: Die Gebäude von Renzo Piano stehen auf Stelzen. Warum?

Der Gedanke der Stelzen ist ein zweiteiliger. Der eine ist: Im Wohnbau ist die Erdgeschoßnutzung immer schwierig. Das Zweite ist, dass Renzo Piano gesagt hat, ein Hochhaus wirkt immer wie ein Klotz. Und wenn ich es anhebe, ist es luftiger. Plus: Man hat ja hinten die Eisenbahn. Schon der unterste Stock der Wohnungen schaut über die Eisenbahn drüber bzw. in den Schweizergarten hinein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2015)

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