Zinsentscheid am Donnerstag war eng. Notenbanker fordern höhere Zinsen.
Washington. Die US-Notenbank Fed ist offenbar tief gespalten in der Frage, wie stark sich die Probleme der Weltwirtschaft auf die USA auswirken. Trotz des nahezu einstimmigen Beschlusses vergangenen Donnerstag, mit einer Zinserhöhung noch zu warten, sei die Entscheidung „eine enge Sache“ gewesen, sagt Notenbanker John Williams. Der Präsident der Fed von San Francisco gilt als Vertrauter von Fed-Chefin Janet Yellen.
Sein Kollege aus St. Louis, James Bullard, bezeichnet die Stimmung in der vergangenen Fed-Sitzung als „spannungsgeladen“. Und er macht kein Hehl daraus, dass er gegen das Festhalten an der gegenwärtigen Geldpolitik ist. Die Finanzmärkte bewegten sich auf und ab, manchmal auch abrupt, sagte er vor Bankern in Illinois. „Die Geldpolitik muss stabiler sein.“ Die Fed habe keine befriedigende Antwort gegeben, warum die Zinsen nahe null bleiben sollten.
Die US-Wirtschaft sei robust genug für eine Zinserhöhung, hat der Chef der Fed von Richmond, Jeffrey Lacker, am Samstag erklärt. Der private Verbrauch steige stetig, auch der Arbeitsmarkt ziehe an. Notenbanker Williams sieht gute Chancen dafür, dass die Zinsen in diesem Jahr angehoben werden. Er hat durchblicken lassen, dass er sich diesen Schritt schon im Oktober vorstellen könne. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2015)