Druck-Spionage: Nadeldrucker können abgehört werden

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Über ein Mikrofon und spezielle Software lassen sich Texte, die gedruckt wurden, rekonstruieren. Damit könnten Angreifer Rezepte oder Kontodaten abfangen. Viele Ärzte und Banken verwenden die Geräte noch.

Die häufig in Arztpraxen und Banken eingesetzten Nadeldrucker stellen laut einer Untersuchung der Universität des Saarlandes ein Sicherheitsrisiko dar. Es reiche ein Mikrofon am Drucker, um aus den aufgenommen Geräuschen die gedruckten Texte weitgehend rekonstruieren zu können. Der Inhalt von Arztrezepten oder Bankunterlagen könne so entschlüsselt werden, teilten die Wissenschafter am Mittwoch mit.

Nadeldrucker immer noch weit verbreitet

Nadeldrucker werden in Arztpraxen vor allem verwendet, um Rezepte oder Patientenberichte zu drucken. In Banken werden damit häufig Kontoauszüge erstellt, wie die Wissenschaftler erklärten. Laut einer Umfrage der Universität benutzen 60 Prozent der deutschen Arztpraxen noch Nadeldrucker. Bei den Banken sind es lediglich 30 Prozent. Dafür werden davon 70 Prozent für den Ausdruck vertraulicher Daten verwendet.

Software trainierte mit Wörterbuch

Damit die Nadeldrucker ihre Geheimnisse preisgaben, mussten die Experten des Lehrstuhls für Kryptographie und Informationssicherheit allerdings einige Vorarbeiten leisten: Sie ließen die Geräte zuerst ein Wörterbuch drucken und trainierten die Software dann darauf, den einzelnen Wörtern charakteristische Tonmuster zuzuweisen. Außerdem mussten sie Störgeräusche wie zum Beispiel Patientengespräche in einer Arztpraxis herausfiltern.

70 Prozent der gedruckten Wörter werden erkannt

Dann gelang es ihnen immerhin, über 70 Prozent der gedruckten Wörter zu erkennen und damit die meisten Inhalte zu verstehen. Auch einzelne Zahlen wie etwa Geheimnummern von Konten könnten auf diese Weise mit erstaunlich hoher Trefferquote erkundet worden, wie die Wissenschafter betonten.

Experiment bestätigte Abhörmöglichkeit

In einem angekündigten Test stellten die Experten ihr Programm in einer Arztpraxis auf die Probe und nahmen bei laufendem Betrieb verschiedene Rezeptausdrucke auf. Nach sechs Trainingsrunden sei es beim siebenten Rezept gelungen, das verschriebene Medikament rein über die Druckergeräusche herauszufinden.

Gefahr ist nur theoretisch

Der Leiter der Forschergruppe, Michael Backes, geht allerdings nicht davon aus, dass die ungewöhnliche Spionagemethode in der Praxis bereits angewendet wird. Den Informatikern geht es nach eigenen Angaben darum, neue Sicherheitslücken frühzeitig aufzudecken und auf mögliche Gefahren hinzuweisen.

(Ag.)

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