Berater McKinsey soll im Flüchtlingschaos helfen

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Deutschland erwartet heuer bis zu eine Million Flüchtlinge. McKinsey soll bei der Beschleunigung der Asylverfahren helfen.

Bis zu eine Million Flüchtlinge sollen in diesem Jahr nach Deutschland kommen, und das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo rechnet mit Mehrkosten für den Staat in Höhe von rund zehn Milliarden Euro. Diese Zahl berücksichtige keinen Familiennachzug und keine Bildungsmaßnahmen und stelle daher eine Untergrenze dar, teilt das Institut mit. Laut einem Bericht der "Rheinischen Post" soll die Unternehmensberatung McKinsey helfen, das befürchtete Chaos in der Flüchtlingskrise ind en Griff zu kriegen, die Asylverfahren zu beschleunigen und eine bundesweite Struktur zur Registrierung und Versorgung der Menschen zu etablieren. Der neue Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise hat eine solche vereinbarung mit McKinsey getroffen. Bis zu zehn McKinsey-Berater sollten zunächst bis zu sechs Wochen unentgeltlich Weise und der interministeriellen Lenkungsrunde der Bundesregierung zur Seite stehen.

"Wir brauchen ein Bauprogramm"

Angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen in Deutschland hat der deutsche Städte- und Gemeindebund von der Regierung ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm gefordert. Geschäftsführer Gerd Landsberg sagte am Montag im ARD-"Morgenmagazin", es müssten jährlich "deutlich mehr" Wohnungen gebaut werden als bisher. Nötig seien statt der derzeit jährlich 245.000 Neubauten rund 400.000 neue Wohnungen.

"Wir brauchen ein Bauprogramm", sagte Landsberg. Die Finanzierung der Unterkünfte sei "Aufgabe des Bundes und der Länder", sagte Landsberg weiter. Bisher stelle der Bund rund 580 Millionen Euro im Jahr bereit. "Nach unserer Vorstellung müssen es mindestens zwei Milliarden sein." Beim Neubau sei es zudem wichtig, dass nicht nur teure Eigentumswohnungen entstünden - stattdessen müsse der "soziale Wohnungsbau reaktiviert" werden. Eine "Neiddiskussion" in der Bevölkerung müsse vermieden werden.

Andrang bei Volkshochschulen

Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) forderte mehr Unterstützung angesichts des großen Andrangs von Flüchtlingen auf die Kurse der Volkshochschulen. Die Schulen kämen "an ihre Grenzen", erklärte der Verband am Montag in Bonn. Lange Schlangen bei der Kursanmeldung und monatelange Wartelisten für einzelne Kurse zeugten davon, dass die Volkshochschulen die ständig steigende Nachfrage nicht mehr bewältigen könnten. Der Verband forderte 500 Millionen Euro zusätzlich.

"Deutschland braucht eine schnelle Weiterbildungsoffensive für bis zu 500.000 erwachsene Flüchtlinge", erklärte DVV-Präsident Ernst Dieter Rossmann. Orts- und zeitnahe Orientierungs- und Bildungsangebote seien ein entscheidender Schlüssel für eine frühzeitige Integration. Nötig ist nach Angaben des DVV vor allem ein Ausbau der Sprach- und Integrationskurse sowie der Bildungsberatung und Berufsvorbereitung. Dafür werde insbesondere eine Finanzierung durch den Bund gebraucht, erklärte Rossmann.

"Wir müssen schneller werden"

Frank-Jürgen Weise, will die Abläufe bei Asylverfahren straffen, um "einen möglichst schnellen Durchlauf zu erreichen". Das kündigte Weise am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem deutschen Innenminister Thomas de Maiziere in Berlin an. Es müssten die Fragen gestellt werden: "Ist unsere IT-Technik richtig aufgestellt und sind unsere Arbeitsprozesse gut organisiert", sagte Weise. Bei der IT-Technik müssten Übergänge zwischen den Behörden vereinfacht werden, soweit dies verfassungsrechtlich vertretbar sei. Auch über das System der Sprachkurse solle neu nachgedacht werden.

Weise kündigte eine Gesamtsicht auf den Verlauf "von der ersten Begegnung eines Flüchtlings mit der Polizei" bis zu den verschiedenen Wegen an, die von den Ländern organisiert würden. "Wir müssen schneller werden, und wir müssen koordinierter arbeiten", sagte auch de Maiziere. Er sprach sich für "mobile Teams" aus, die in große Einrichtungen zur Flüchtlingsunterbringung kommen sollten.

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(APA/DPA/AFP/Reuters)

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