Neuer Streit zwischen Serbien und Kroatien wegen Grenzsperre

Regierungschef Aleksandar Vucic
Regierungschef Aleksandar Vucic(c) APA/EPA/JIM LO SCALZO (JIM LO SCALZO)
  • Drucken

Serbiens Ministerpräsident Vucic ließ offen, welche Maßnahmen sein Land ergreifen werde, sollte Kroatien die gesperrten grenzübergänge nicht wieder öffnen.

Serbien und Kroatien sind über die Flüchtlingskrise miteinander in neuen Streit geraten. Sollten die von Kroatien am vergangenen Freitag geschlossenen sieben Grenzübergänge nicht umgehend geöffnet werden, "werden wir Gegenmaßnahmen ergreifen, denn wir müssen unser Land schützen", drohte der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic am Montag in Belgrad.

Zuvor hatte Kroatiens Innenminister Ranko Ostojic Serbien aufgefordert, keine Flüchtlinge mehr an die kroatische Grenze zu transportieren: "Sie lenken alle Flüchtlinge auf Kroatien und das wollen wir ändern". Erst dann würden die Grenzübergänge wieder geöffnet.

Vucic ließ offen, welche Gegenmaßnahmen sein Land ergreifen könnte. Seine Regierung hatte in den vergangenen Tagen beklagt, die Wirtschaft erleide wegen des erschwerten Ex- und Imports sowie des eingeschränkten Transitverkehrs Schäden in Millionenhöhe.

Ultimatum an Kroatien

Vucic rief Zagreb auf, die Entscheidung über die Schließung des einzigen offenen Grenzüberganges zu Serbien, Bajakovo-Batrovci, für den Lkw-Verkehr aufzuheben. Kroatien würde sich verantwortungslos verhalten, erklärte Vucic bei einer Pressekonferenz in Belgrad.

Sollte die um Mitternacht in Kraft getretene Maßnahme nicht rückgängig gemacht werden, werde Serbien gezwungen sein, auf juristischem Wege den Schutz wegen Verletzung zahlreicher bilateraler und internationaler Verträge zu suchen. Sollte dies "in kürzester Zeit" keine Resultate bringen, seien auch Gegenmaßnahmen möglich, erläuterte Vucic. Diese würden Kroatien schwerer als Serbien treffen, meinte er.

Vucic kritisiert fehlende Kommunikation

Serbiens Premier bezeichnete das Verhalten Kroatiens als "antieuropäisch" und "antizivilisatorisch". Brüssel solle das EU-Mitgliedsland darauf aufmerksam machen, so Vucic. Vucic verwies auch daraufhin, dass am Grenzübergang Bajakovo-Batrovci die Einreise von Lkw nach Serbien weiterhin ungestört verlaufe.

Die serbischen Behörden haben von Zagreb offenbar keine offizielle Erklärung über die Grenzsperre des Lkw-Verkehrs erhalten. Man würde nicht einmal die Telefonanrufe beantworten oder erläutern, worum es gehe, beklagte Vucic. Belgrader Medien berichteten am Nachmittag über kilometerlange Lkw-Kolonnen am Grenzübergang Batrovci.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Balkanroute: Flüchtlingsansturm wird noch zunehmen

Die slowenischen Behörden rechnen in den nächsten Tagen mit bis zu 10.000 Flüchtlingen. Kroatischer Premier an Serbien: "Schickt sie nach Ungarn."
Anti-Islamisten-Razzia in Berlin
Weltjournal

Deutschland: Radikalisierung von Flüchtlingen droht

Laut Verfassungsschutz versuchen Islamisten, unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe, Asylwerber zu missionieren und zu rekrutieren.
Außenpolitik

Flucht aus der Türkei: Zu Fuß statt im Schlauchboot

Die vielen Unglücksfälle auf dem Meer haben Flüchtlinge dazu bewogen, auf dem Landweg nach Europa zu fliehen. Von Edirne aus geht es nach Griechenland oder Bulgarien.
Europa

EU-Deal: Aufteilung und Eindämmung

EU-Innenminister dürften heute über Verteilung von 120.000 Asylwerbern entscheiden. Bei EU-Gipfel wird über Maßnahmen an Grenzen und in Herkunftsländern beraten.
Außenpolitik

Flüchtlinge: „500.000 Menschen warten auf die Überfahrt“

Der Chef der EU-Grenzschutzbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, geht davon aus, dass viele Familien noch vor Wintereinbruch nach Griechenland gelangen wollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.