Rekord bei Asylwerbern

FL�CHTLINGE: ERSTE ASYLWERBER AUS �STERREICH NACH GABCIKOVO GEBRACHT
FL�CHTLINGE: ERSTE ASYLWERBER AUS �STERREICH NACH GABCIKOVO GEBRACHT(c) APA/HERBERT P.OCZERET (HERBERT P.OCZERET)
  • Drucken

Die OECD erwartet in diesem Jahr bis zu einer Million Asylwerber in Europa. Integration wird als Schlüssel gesehen.

Berlin. Die anhaltende Krise im Nahen Osten und in anderen Teilen der Welt lässt die Zahl der Asylwerber in diesem Jahr auf ein neues Rekordhoch schnellen. Für 2015 erwartet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rund eine Million Asylwerber in den europäischen OECD-Mitgliedsländern. Davon werden zwischen 350.000 bis 450.000 dauerhaft bleiben dürfen. Das entspricht rund 0,1 Prozent der Bevölkerung. „Das sollte zu schaffen sein“, sagt Thomas Liebig von der OECD am gestrigen Dienstag in Berlin.

Allerdings konzentrieren sich die Flüchtlinge auf einige wenige Länder, dazu zählen unter anderem Deutschland, Österreich oder Schweden. In der ersten Jahreshälfte steuerte beispielsweise jeder dritte Asylwerber die Bundesrepublik an. Zugleich variiert die Zusammensetzung der Ethnien, die Asyl in den einzelnen Mitgliedstaaten beantragen. Während in Österreich (von Jänner bis Juli) Syrer und Afghanen die größte Gruppe stellten, waren es in Deutschland (von Jänner bis August) vor allem Syrer und Albaner.

Im Vergleich zu den 1990er-Jahren sieht die OECD Deutschland und Österreich aber besser auf die Ereignisse vorbereitet. Sowohl die Integrationspolitik als auch die Asylinfrastruktur seien fortschrittlicher. Zudem gebe es Hinweise auf einen besseren Ausbildungsgrad der Flüchtlinge (wobei es hier starke Unterschiede zwischen den Herkunftsländern gibt).

Gute Jobaussichten wichtig

Anders als früher kommen die Flüchtlinge diesmal aber nicht aus Europa; dass sie in ihre Heimat zurückkehren, ist angesichts der Lage vor Ort auch eher unwahrscheinlich. Liebig plädiert deshalb dafür, eine funktionierende Integration zu ermöglichen. So sollten Flüchtlinge etwa in Regionen mit guten Jobaussichten angesiedelt werden. Und nicht etwa in Gegenden mit günstigem Wohnraum. Untersuchungen aus Schweden hätten gezeigt, dass Flüchtlinge andernfalls einen langfristigen Nachteil (etwa bei Einkommen und Beschäftigungsquote) hätten. Innerhalb Europas dauerte es in der Vergangenheit zwischen fünf und sechs Jahren, bis die Mehrheit der Flüchtlinge in Beschäftigung war. Eine Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas hält die OECD für erstrebenswert. Wie diese aussehen sollen, sei allerdings eine politische Entscheidung. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Jean Asselborn, Thomas de Maziere und Johanna Mikl-Leitner
Europa

EU-Solidarität per Mehrheitsbeschluss

Die Mehrheit der Ressortchefs erzwingt in Brüssel die Aufteilung von 120.000 Flüchtlingen auf die gesamte Europäische Union. Tschechien, die Slowakei, Rumänien und Ungarn wurden überstimmt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.