Van der Bellen: "Würde FPÖ-geführte Regierung nicht angeloben"

Van der Bellen
Van der BellenAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der Ex-Grünen-Chef wünscht sich für die EU eine "Vertragsänderung, die sich gewaschen hat". Ob er als Bundespräsident kandidieren wird, ist offen.

Alexander Van der Bellen lässt weiter offen, ob er bei der Bundespräsidentenwahl 2016 antreten wird oder nicht. Bei der Präsentation seines Buchs "Die Kunst der Freiheit" quittierte er Donnerstagabend die Frage, ob er sich nicht schon längst entschieden habe, mit: "Kein Kommentar."

Die Frage, ob er als hypothetisches Staatsoberhaupt eine FPÖ-geführte Regierung angeloben würde, verneinte er aber. "Ich täte es nicht", sagte der frühere Grünen-Chef nach einigem Zögern. Seine Hypothese sei aber ohnehin, dass das Potenzial von Parteien wie der FPÖ in Österreich mit 30 Prozent begrenzt sei. "Solange 70 Prozent der Wähler sich anders entscheiden, fühle ich mich relativ sicher", meinte er.

"Was der Fischer kann, darf ich auch"

Abgesichert hat sich Van der Bellen zumindest schon in der Frage, ob er in der Hofburg rauchen dürfte. Nach dem Essen zu seinem 70. Geburtstag seien Aschenbecher aufgestellt worden, das sei also geklärt. Dennoch wich er bei der Präsentation den Fragen seines Co-Autors Bernhard Ecker aus. Vor zwölf Jahren habe der nunmehrige Bundespräsident Heinz Fischer selbst am 21. Dezember 2013 noch "No Comment" zu seiner Kandidatur gesagt. "Ich finde, was der Fischer kann, darf ich auch."

Bei der Buchpräsentation, zu der Grüne Parteiprominenz von Bundessprecherin Eva Glawischnig abwärts gekommen war, ging es aber auch um die anderen Themen seines Buches: Etwa, dass er "Immigrant zweiter Generation" sei, die ihm nachgesagte übermäßige Kompromissbereitschaft ("Ich finde Österreich für Typen wie mich ideal"), die "griechische Tragödie" oder die Konstruktionsfehler der EU ("wird derzeit von 28 Landeshauptleuten regiert").

"Vertragsänderung, die sich gewaschen hat"

Für die Union wünscht er sich "eine Vertragsänderung, die sich gewaschen hat", auch um der etwa von der FPÖ oder von Ungarn betriebenen "Verzwergung" entgegenzutreten. In Österreich wäre er da - ganz Staatsmann - viel vorsichtiger: "Bevor ich grundsätzlich was an den Strukturen der österreichischen Verfassung ändern würde, würde ich es hundert Mal überlegen", sagte Van der Bellen.

Auch die bevorstehenden Landtagswahlen kamen zu Wort. "Ich glaube, dass die SPÖ bei weitem nicht so stark verlieren wird, wie prognostiziert", meinte er zu Wien. Die inszenierte Bürgermeister-Entscheidung zwischen Michael Häupl (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) sei eine Farce, die er - ebenso wie den Drang von Grün-Sympathisanten, doch wieder die SPÖ zu wählen - "zum x-ten Mal" erlebe.

Als "jenseitig" in seinem Affekt gegen Wien und Brüssel bezeichnete er den Wahlkampf von Josef Pühringer (ÖVP) in Oberösterreich. Zu FPÖ-Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner fiel ihm nicht viel ein. Schon zu Jörg Haiders Zeiten habe es geheißen, dass dieser bei Landtagswahlen auch einen Kleiderschrank hinstellen könne, spottete der Grüne.

(APA)

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