Stadler: "FPÖ mit Vollgas in die Nazi-Sackgasse"

(c) DiePresse.com (Splechtna)
  • Drucken

livechatChat-Nachlese: Ewald Stadler, Spitzenkandidat des BZÖ für die EU-Wahl, über die Abgrenzung der Orangen zu den Freiheitlichen, die Causa Graf und seinen Wahlslogan "Ihr Volksanwalt in Brüssel"

  • 13:46 DiePresse.com.ModeratorHeute, etwas verpätet wegen der Nationalratssitzung, im EU-Wahl-Chat: Ewald Stadler, Spitzenkandidat des BZÖ. Wir bitten Sie um interessante Fragen!
  • 14:32 Ewald StadlerGrüß Gott allen Teilnehmen des Chats - ich freue mich auf eine interessante Diskussion! Entschuldigung für die Verspätung, aber es lag am aktuellen Verlauf der Debatte im Plenum des Nationalrates zur Causa Graf.
  • 14:33 Michi_AustriaSehr geehrter Herr Stadler, welches Wahlziel haben sie sich gesetzt?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Ich will unbedingt ein Mandat erreichen und den Einzug ins EU-Parlament schaffen. Alles darunter wäre ein Misserfolg - ein weiteres Mandat wäre ein Supererfolg.
  • 14:35 Lloyd GeorgeWarum soll ich Sie wählen und nicht Herrn Mölzer?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Weil Mölzer eine Enttäuschung ist, und zwar für alle, die ihn seinerzeit beim Vorzugsstimmenwahlkampf unterstützt haben. Er ist als faulster Abgeordneter bekannt geworden, er fehlt bei wichtigen Abstimmungen wie beispielsweise zur Asylrichtlinie, und er ist ein abgehobener Politiker, dem der Bürger und sein Einzelanliegen buchstäblich lästig ist. Außerdem ist er rückwärtsgewandt und nur an den Förderungen der EU für seine Zeitung und für seine zwei Büros interessiert und spielt darüberhinaus den Hobby-Ideologen für Strache.
  • 14:36 DPSehr geehrter Herr Stadler! Warum sollte ein rechtskonservativer Mensch eine Partei wählen, die jahrelang für einen türkischen EU- Beitritt eingetreten ist, 2005 für den EU- Verfassungsvertrag im Parlament gestimmt hat, und jetzt im Wahlkampf genau das Gegenteil der eigenen Handlungsweise propagiert? Halten Sie die Wähler für so vergesslich oder zählen Tugenden wie Verlässlichkeit und Ehrlichkeit in der Politik nichts mehr? Mfg
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Das BZÖ ist nie für einen Türkeibeitritt eingetreten - und ich schon gar nicht. Ich habe auch nie für einen Verfassungsvertrag gestimmt und habe überall dagegen politisch argumentiert. Das Gleiche gilt auch für den Lissabon-Vertrag. Diesen Vertrag werde ich schon allein deswegen niemals akzeptieren, weil er die Einstimmigkeitserfordernisse praktisch auf Null herunterreduziert und damit ein kleines Land wie Österreich seiner entscheidenden politischen Mitsprache beraubt.
  • 14:39 knoffsHerr Stadler, welche Rolle sollte Religion in einem Staat und welche in der EU spielen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Sowohl im Staat wie auch in der EU will ich Politiker mit einer klaren Werthaltung haben. Meine Werthaltung ist Ausfluss meiner religiösen Überzeugung als Katholik. Mir sind Politiker, die keine Überzeugungen haben und daher beliebig sind, wesentlich suspekter als Politiker, die eine andere Überzeugung und Werthaltung haben, als ich sie selbst habe. Religion ist für die politische Standortbestimmung sehr wichtig.
  • 14:40 Julius PokornySehr geehrter Herr Stadler, meine Frage bezieht sich auf den Ursprung des BZÖ als Abspaltung von der FPÖ... Können Sie potentiellen Wählerinnen und Wählern garantieren, dass trotz des gemeinsamen Ursprungs der beiden Fraktionen in Ihrer derzeitigen Partei für skandalöses Benehmen und politischen Extremismus wie im Fall des dritten Nationalratspräsidenten kein Platz ist?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Das kann ich garantieren, weil ich mit diesem Problem in der FPÖ unter Strache erstens persönlich gelitten habe, und zweitens nicht in der Lage war, für eine Kurskorrektur zu sorgen. Meine diesbezüglichen Versuche sind an der Stache-Junta und an den Seilschaften rund um Kickl und Vilimsky gescheitert. Die Trennung war daher eine logische Konsequenz.
  • 14:42 danieln82Herr Stadler, Sie unterstellen der FPÖ, Strache, Graf und Mölzer eine Gewisse nähe zur NS Ideologie. Warum ist das BZÖ dann aber gegen eine Abwahl von Martin Graf.
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Die FPÖ provoziert gezielt, um die Inhaltsleere in sachpolitischer Hinsicht zu kaschieren. Sie hat bedauerlicherweise nur mehr ein Thema: Nämlich die Ausländer. Sonst hat sie nichts mehr anzubieten und muss daher provozieren, um im politischen Gespräch zu bleiben. Dabei gefällt sie sich besonders gut in der Rolle der Märtyrer der reinen Lehre. Eine Abwahl Grafs würde genau diesem Rollenverständnis entsprechen und damit das taktische Spiel der FPÖ unterstützen. Meine Devise gilt eher: Herr Graf, bleiben Sie, wo sie sind, und zeigen sie weiterhin, wer und was sie sind.
  • 14:44 GrummelbartWie können sie sich die beiden Wahlslogans "Kompromisslos ehrlich" und "Ihr Volksanwalt in Brüssel" vereinbaren lassen? Da sie ja nicht mehr das Amt des Volksanwaltes bekleiden, könnte man Letzteres ja als Irreführung des Wählers betrachten - was sich mit Ersterem ja nicht so gut vertragen würde.
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    In der Öffentlichkeit bin ich fast nur als Volksanwalt bekannt, jedenfalls bekannter, als die derzeit amtierenden Volksanwälte. Die Bezeichnung "Volksanwalt" ist nicht geschützt, weshalb ein ehemaliger Volksanwalt, der zudem als solcher in der Öffentlichkeit sehr bekannt ist, mit Fug und Recht in dieser Rolle öffentlich auftreten kann. Im Übrigen will ich aber tatsächlich auch österreichischer Volksanwalt in Brüssel sein, und zwar in der Kernbedeutung des Begriffes: Sowohl für die österreichischen Anliegen, wie auch für die Einzelanliegen der Bürger engagiert und couragiert aufzutreten. Dies ist ehrlich.
  • 14:46 AlbineHerr Stadler, durch den Vertrag von Lissabon wird die EU bekanntlich demokratischer. Das EU-Parlament bekommt mehr Rechte - ebenso die nationalen Parlamente. Es gibt EU-weite Volksbefragungen. Und Österreich bekommt mehr EU-Abgeordnete. Müßten Sie als österreichischer Demokrat da nicht für den Vertrag von Lissabon sein?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Das Problem mit diesem Vertrag - wie auch mit anderen EU-Vorlagen - ist, dass durchaus vernünftige Vorschläge mit Unverdaulichem vermischt sind. Die Reduktion des Einstimmigkeitserfordernisses Richtung Null ist für ein kleines Land ein derart schwerwiegender Nachteil, dass er nicht durch ein paar Zugeständnisse an das EU-Parlament oder durch plebiszitäre Elemente wettgemacht werden kann. Im Übrigen brauchen wir für die letztgenannten Elemente keinen Lissabonvertrag, die hat bereits unsere geltende Bundesverfassung.
  • 14:49 se-michiSehr geehrte Herr Mag. Stadler Mit dem Lissabon-Vertrag wird auch der 1. Schritt getätigt zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) [die auch handlungsfähig ist [war sie aufgrund von zu viel Bürokratie noch nicht - siehe Irak oder Jugoslavienkrieg]in wie fern stehen sie dazu? Sollte die EU international auch außenpolitisch gemeinsam Auftreten (d.h. wenn das Parlament entscheidet, solln die Mitgliedstaaten dazu verpflichtete werden) und somit unabhängig von dem Schutz der NATO werden. Oder soll es jedem Mitgliedstaat frei sein sich zu Entscheiden? Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Zunächst Danke für Ihre Frage, weil darin die Erkentnis vorhanden ist, dass nicht die EU für den Frieden auf dem Kontinent gesorgt hat, sondern in erster Linie die Nato. Für einen neutralen Staat wie Österreich stellt aber eine GASP stets ein Problem dar, sodass man daran nur mit dem Neutralitätsvorbehalt teilnehmen kann. So vernünftig eine GASP ist, so sehr muss das neutrale Österreich auf die Wahrung seiner eigenen außenpolitischen Interessen als neutraler Staat achten. Dem wird im derzeitigen Vertragstext des Lissabonvertrages nicht entsprochen, weshalb dies ein weiterer Grund für meine Ablehnung dieses Vertrages ist. Ich kann mir aber eine GASP-Teilnahme Österreichs mit einem Neutralitätsvorbehalt durchaus vorstellen.
  • 14:53 ikarus10Sie treten wenn ich richtig informiert bin auch für nationale Volksabstimmungen für alle zukünftigen EU Verträge ein. Wenn diese Praxis in allen 27 Mitgliedsstaaten Einzug erhält, können Sie sich dann vorstellen, dass jemals wieder ein neuer Vertrag zustande kommen kann?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Ja, das kann ich, weil die Wiener Vertragsrechtskonvention für supranationale Organisationen auch jetzt schon vorsieht, dass mit Inkraftsetzungsklauseln nach der Ratifizerung einer zuvor festgelegten Zahl von Staaten ein völkerrechtlicher Vertrag "inter partes", das heisst, zwischen diesen Staaten dann, bereits Gültigkeit haben wird. Jene Staaten, die den Vertrag bis zum Erreichen des Inkraftsetzungsquorums noch nicht ratifiziert haben, können dann später jederzeit beitreten. So ist gewährleistet, dass eine völkerrechtliche Entwicklung auf Vertragsebene dynamisch bleibt. Die derzeit vorgeschlagene Regelung des Lissabonvertrages sieht aber die vollkommene Einheitlichkeit jeder Vertragsentwicklung vor, die für einen Bundesstaat gilt, aber nicht für ein völkerrechtliches Staatenbundgebilde.
  • 14:54 Lloyd GeorgeIn manchen Medien wird spekuliert, das BZÖ werde nach der EP-Wahl mit "Libertas" zusammenarbeiten: Ist das wahr oder nur Journalistenphantasie?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Libertas ist eine interessante Gruppierung, die ebenfalls gegen den Lissabonvertrag auftritt. Eine Zusammenarbeit ist daher durchaus denkbar.
  • 14:56 DisGruntlerHerr Stadler, ich bin es ehrlich gesagt leid, dass Politiker (auch Sie bei einer vorigen Frage) von Österreich als "kleinem Land" sprechen. Dieser Minderwertigkeitskomplex zieht sich durch alle Schichten. Wäre es nicht einmal an der Zeit, über unseren eigenen Schatten zu springen? Was könnten Sie dazu beitragen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Es wäre unsachlich, Österreich größer zu machen, als es ist. Im Verhältnis zu Deutschland besteht nun einmal die Formel 1:10 in Bezug auf die Bevölkerung. Das hat nichts mit einem Minderwertigkeitskomplex zu tun: Ganz im Gegenteil - ich will, dass Österreich wie andere große Länder in der EU die gleiche Stimme hat. Dies hat man im Übrigen den Österreichern vor der EU-Volksabstimmung 1994 genau so versprochen. Wenn nun der Lissabonvertrag kommt, ist es mit dieser Gleichstimmigkeit vorbei. Auch das hat nichts mit einem Minderwertigkeitskomplex zu tun, sondern nur mit der Wahrung einer völkerrechtlich bereits gesicherten Position.
  • 14:59 DisGruntlerUlrike Lunacek könnte sich mit dem Begriff "United States of Europe" anfreunden. Kann ein Nationalstaat in Zeiten des globalen Zusammenwachsens überhaupt noch bestehen? Ich selbst habe Freunde und Verwandte in mehreren europäischen Ländern und erkennen den Sinn von Grenzen nicht. Welchen Sinn sollte die eigenstaatliche Idee denn noch haben, außer "weil es immer schon so war"?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Österreichs Unabhängigkeit ist uralt und im zwanzigsten Jahrhundert wieder mühsam zurückerkämpft. So etwas gibt man nicht leichtfertig auf. Selbstverständlich hat Österreich immer mit anderen Ländern und Völkern auf dem Kontinent zusammengearbeitet, und das wird auch in Zukunft so sein. Dieses vernünftige Erfordernis bedeutet aber nicht, dass man sich in ein neues superstaatliches Gebilde eingliedert und seine Eigenständigkeit und Selbstständigkeit mit einem falsch verstandenen "Hurra-Internationalismus" aufgibt.
  • 15:02 stephan tomannDas Wahlprogramm des BZÖ für den EU-Wahlkampf bezieht sich immer auf die anderen Parteien und legt dann die Gegenposition des BZÖ dar. Es sieht so aus, als hätte das BZÖ keine eigenen Standpunkte und ist einfach gegen alles, das die Mitbewerber fordern. Haben Sie keine eigenen Forderungen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Das stimmt nicht! Mir sind keine fünf Bezüge im Leitantrag, der als Wahlprogramm vom letzten Bundeskonvent beschlossen wurde, bekannt, wo auf die Positionen anderer Parteien Bezug genommen wird. Zu Vergleichszwecken ist aber in der Wahlbroschüre eine Gegenüberstellung vorhanden. Wer aber den Volltext des BZÖ-Wahlprogrammes (Leitantrages) studieren möchte, kann dies auf der Homepage www.bzoe.at tun.
  • 15:05 shinafeinDistanzieren Sie sich auch von den deutschnationalen Korporationen wie ihr verstorbener Parteichef, oder sind Sie dafür zu sehr in diesem Lager verwurzelt?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Ich bin Angehöriger einer Innsbrucker Verbindung, die im Jahre 1863 gegründet wurde. Es fällt mir im Traum nicht ein, mich von meiner Verbindung und von meiner studentischen Tradition zu distanzieren. Die hat im Übrigen auch Jörg Haider nie getan, er ist bis zu seinem Tod Mitglied seiner Burschenschaft geblieben. Das, worauf Sie anspielen, ist etwas anderes: Jörg Haider hat einmal gesagt, dass er mit der "Deutschtümelei" nichts mehr zu tun haben möchte, die den Österreich-Patriotismus negiert. Ich bin und bleibe begeisterter Österreicher.
  • 15:06 knoffsHerr Stadler, glauben Sie dass in den nächsten Jahren ein gesamteuopäisches Verbotgesetz eingeführt werden könnte und wären Sie dafür ?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Die EU hat keine strafrechtliche Rechtssetzungskompetenz, weshalb es ein derartiges Gesetz von der EU nicht geben kann. In Österreich gibt es ein diesbezügliches Gesetz. Ich habe bisher nichts unternommen, die geltende Rechtslage zu ändern - und habe auch nicht die Absicht, dies zu tun.
  • 15:07 DiePresse.com.Moderator
  • 15:08 danieln82Folgefrage: Finden Sie es nicht ein wenig Scheinheilig einerseits die Kollegen von den Freiheitlichen ins rechte Eck zu stellen andererseits aber aus genau dem selben Eck gegen Asylanten und andere Randgruppen zu Hetzen (Stichwort Brief an Asylanten,..)
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Die Freiheitlichen stellen sich selbst nicht nur ins rechte Eck, sondern wollen augenscheinlich mit Vollgas in die Nazi-Sackgasse. Das ist bedauerlich für die politische Landschaft und für das ganze Land - aber leider nicht zu ändern. Unsere Vorschläge zu einer Änderung der Asylpolitik sind mittlerweile Teil der Regierungspolitik. Was ist daher darin als Hetze zu diffamieren?
  • 15:10 martellHerr Volksanwalt, in Frage der Asylgewährung und des Familiennachzuges, scheint es so manchen Missbrauch zu geben. Sie haben daher in einem offenen Brief bestimmten Nutzniessern "Gute Heimreise" gewunschen. Derzeit besteht weder die Verpflichtung zu DNS-Tests und auch Altersfeststellungen wie zB Röntgen sind nicht erlaubt.Ganze Sippen können daher im Zuge der Asylerstreckung de facto einwandern, obwohl weder gesichert ist, dass es sich um leibliche Kinder oder Eltern handelt, noch ob die Personen überhaupt minderjährig. Wie würden Sie hier vorgehen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Die in Diskussion befindliche Asylrichtlinie der EU sieht sogar noch eine Ausweitung des Familienbegriffes vor. Dies ist einer der Gründe, warum ich so engagiert gegen diese Richtlinie kämpfe. Die Asylverfahren müssen wesentlich zügiger und rigider geführt werden, damit nicht unter dem Titel "Asyl" in Wahrheit illegale Zuwanderung stattfindet. Dies ist aber aufgrund der Zahlen zweifelsfrei derzeit in der Mehrzahl der Fälle genau so. Hier ist anzusetzen. Durch raschere Asylverfahren, raschere Aufenthaltsverbote und raschere Abschiebebescheide kann gegengesteuert werden. In Zeiten der EDV-unterstützten Verwaltungsverfahren können solche Bescheide synchron ergehen.
  • 15:12 Berta2080Wenn Sie de Einzug in das Europaparlament verpassen, ist Ihre politische Laufbahn dann zu Ende oder ist ein Posten in Kärnten für Sie vorgesehen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Was meine politische Laufbahn anbelangt, ist diese unabhängig vom EU-Wahlergebnis zu sehen. In Kärnten gibt es für mich keinen Posten, weil ich in Kärnten keine politische Verankerung und auch keinen Wohnsitz habe. Im Übrigen brauche ich keine politische Postenversorgung. Ich habe immer Politik ohne Sicherheitsnetz betrieben und fange jetzt nicht damit an, nach Sicherheitsnetzen zu schielen.
  • 15:14 LondonerWarum sollten die Österreicher eine Kärntner Regionalpartei nach Brüssel wählen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Das BZÖ wird mit der EU-Wahl beweisen, dass es ein österreichweiter politischer Faktor bleibt und über Kärnten hinaus politische Bedeutung hat. Aber Kärnten ist für das BZÖ ein großer politischer Rückhalt und hat mindestens die gleiche Bedeutung für das BZÖ, wie Wien dies für die Sozialisten hat.
  • 15:15 KrowodinIn manchen Ländern ist es ja so, dass mehrere Parteien dann im EU-Parlament in der selben Fraktion sitzen. Könnten sie sich das auch vorstellen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Es geht nur so! Nach der Geschäftsordnung des EU-Parlamentes müssen mindestens 20 Abgeordnete aus mindestens 5 verschiedenen Ländern sich zu einer Fraktion zusammenschließen. Daher ist die Zusammenarbeit verschiedener Parteien zwingend erforderlich.
  • 15:17 grisutheguruWieso sollen lokale Fragen einen Wahlkampf entscheiden, wo es doch um die EU geht? Wäre es nicht sinnvoller das EU Parlament herkunftslandunabhängig zu wählen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Mir ist nicht klar, wie das gehen soll. Selbstverständlich spielt in der EU auch die Herkunft der Politiker aus ihren jeweiligen Mitgliedsländern eine Rolle. Dies ist ja nichts Unanständiges. Es gehört zur Demokratie, dass Regionen in nationalen Parlamenten und Nationen in supranationalen Versammlungen vertreten werden. Das ist das Normalste in der Welt der internationalen Zusammenarbeit.
  • 15:21 PfiffikusSehr geehrter Hr. Stadler, auch ihnen darf ich folgende Frage stellen: Nun mal angenommen, die Türkei tritt der EU bei, was glauben Sie, welche Verhältnisse werden wir in Österreich bzw. in Europa im Jahre 2020 vorfinden? Und noch eine zweite: Wann glauben Sie, wird die erste türkische (islamische) Partei ins österr. Parlament einziehen? Danke und noch einen schönen Tag!
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Mit islamischen Parteien muss auf kommunaler, regionaler, aber auch auf nationaler Ebene schon in den nächsten Jahren gerechnet werden, weil die verfehlte Zuwanderungspolitik entsprechende Bevölkerungsgruppen mit muslimischer Prägung in einer entsprechenden Stärke bereits ins Land geholt hat. Auf die Annahme, dass die Türkei Mitglied der EU wird, möchte ich nicht im Detail eingehen, weil ich mit allem Gebotenen dagegen politisch auftreten werde. Die von Ihnen getätigte Annahme würde aber bedeuten, dass die Türkei im Jahre 2020 mit geschätzten 100 Millionen Einwohnern (bei dort anhaltender Bevölkerungsentwicklung) dann der bevölkerungsreichste Staat der EU wäre. Die politischen Konsequenzen hieraus kann sich jeder ausmalen. Dies ist auch der Grund, warum manche türkische Politiker so tun, als ob sich Europa der Türkei anschließen will und nicht umgekehrt.
  • 15:24 OphicusSie haben vorhin geschrieben, dass in erster Linie die NATO fpr Frieden auf dem Kontinent gesorgt hat. Müssten Sie dann nicht eigentlich für einen NATO-Beitritt Österreichs eintreten? Oder zumindest analoge militärische Komponenten in der EU oder auch dem neutralen Österreich fordern?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Die österreichische Neutralität ist genau vor dem Hintergrund des Entstehens der Nato, aber auch des danach entstandenen Warschauer Paktes entwickelt worden. Diese Neutralität sollte nicht leichtfertig wieder hergegeben werden. Unabhängig von dem Effekt der seinerzeitigen Blockteilung, keinen Krieg bewirkt zu haben, muss nicht jedes europäische Land deswegen schon in einen Militärblock eintreten. Dies tut auch die Schweiz nicht, nach deren Beispiel die österreichische Neutralität definiert wurde, dies tun auch die Iren und die Norweger nicht. Es gibt dafür auch keinen zwingenden Grund.
  • 15:27 stephan tomannWie bewerten Sie den Ruf Österreichs in der EU? Sind wir als Nazi-Land verschrien, oder kann man da noch etwas retten? Was würden Sie tun, um den Ruf Österreichs im Ausland zu verbessern?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Ich darf Sie beruhigen: Wer nicht bewusst gegen Österreich polemisiert, stellt Österreich nicht als Nazi-Land dar. Im Gegenteil, Österreich hat einen sehr guten Ruf und gilt als landschaftliches und touristisches Kleinod. Aber der Ruf eines Landes muss immer gewahrt bleiben. Riesigen Verbesserungsbedarf haben wir aber derzeit Gott sei Dank nicht. Daran haben auch Familientragödien, wie jene von Amstetten, und ähnliche Dinge nichts geändert.
  • 15:27 ikarus10Haben Sie eigentlich vor Ihren Spitznamen "Dobermann" im EU-Parlament alle Ehre zumachen?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Vor dem Hintergrund der dort geltenden Redeordnung wäre das wahrscheinlich nicht so leicht möglich. Aber wir werden sehen ...
  • 15:28 SnakeeyeWas sagen Sie zum gestrigen Fussballspiel. Sind Sie auch ein Fussball-Fan?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Nun haben Sie mich aber wirklich erwischt: Fussball ist eines der wenigen Themen, wo ich wirklich nicht mitreden kann. Beim Fussball bin ich auf die Beratertätigkeit meiner Söhne angewiesen. Leider.
  • 15:31 martellZum Abschluss noch eine humorige Frage: da bekannt ist, dass Ihre Frau Hilde eine gute Köchin ist, Sie aber ganz augenscheinlich etliche Kilos leichter sind: Essen Sie kaum zu Hause, weil Sie immer unterwegs sind, oder verraten Sie uns die Stadler Diät, damit andere Leute auch abmehmen können?
  • ANTWORT VON Ewald Stadler:
    Meine Frau ist tatsächlich eine gute Köchin, aber auch eine gute Bäckerin und Konditorin. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie sehr ich mich bei manchem Gebäck beherrschen muss. Meine Frau hat aber eine Umstellung meiner Ernährung organisiert: Viel mehr Gemüse, Salate, Fisch und so weiter. Aber das alles nützt nichts, wenn man sich nicht gleichzeitig auch mehr bewegt. Im laufenden Wahlkampf kommt die Bewegung zwar etwas zu kurz, aber ich möchte dies gleich danach wieder nachholen. Meine liebe Hilde geht im übrigen auch mit mir gemeinsam trainieren, wenn sie Zeit dazu hat.
  • 15:34 Ewald StadlerDanke für die tollen Fragen; sie waren sehr sachlich und zeigen von hoher Sachkenntnis. Es ist schade, dass ich nicht alle beantworten konnte. Vielleicht ein anderes Mal.
  • 15:35 DiePresse.com.ModeratorWir danken Ewald Stadler, dass er direkt aus dem Nationalrat zu uns zum Chat gekommen ist und bedanken uns für die spannenden Fragen der User.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

EU-Wahl

Mölzer: "Bin kein politischer Wendehals"

livechatChat-Nachlese: Andreas Mölzer, FPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahlen, über einen Beitritt der Türkeit zur EU, nationale Gesinnung und die "Faschismuskeule".
DiePresse.com-Chat

Andreas Mölzer im Wordrap

EU-Wahl

Lunacek: "United States of Europe gefällt mir"

livechatUlrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen für die EU-Wahl am 7. Juni, im Chat über die Zukunft von Europa, Emanzipation, Finanzkrise und "alte Dinosaurier" in der EU.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.