„Vertrauen oder kein Vertrauen: Das ist kein Kriterium“

Yukiya Amano
Yukiya Amano(c) APA/EPA/HANS PUNZ
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Yukiya Amano, Generaldirektor der Atomenergiebehörde (IAEA), über die Umsetzung des Atomabkommens im Iran.

Die Presse: Was ist Ihr Eindruck von Ihrem jüngsten Besuch im Iran?

Yukiya Amano: Die Entscheidungsträger sind sehr entschlossen, den Fahrplan und das Atomabkommen umzusetzen. Sie möchten den Prozess weiter beschleunigen.

Sie bekamen auch Zutritt zur Militäranlage in Parchin. Haben dort Tests stattgefunden, die dem Bau einer Atombombe gedient haben könnten?

Das ist zu früh zu sagen. Wir haben gesehen, dass Renovierungsarbeiten stattgefunden haben. Aber wir haben keine Geräte gesehen.

Der Iran bestand darauf, dass IAEA-Inspektoren in Parchin keine Proben nehmen dürfen, sondern nur iranische Experten. Waren IAEA-Inspektoren vor Ort?

Die Proben wurden von iranischer Seite genommen, und das wurde von uns überwacht. Das Entnehmen einer Probe ist nur ein Teil eines ziemlich komplexen Verfahrens. Der Prozess wurde von der IAEA überwacht; er verläuft unter der Verantwortung der IAEA.

Wie können Sie darauf vertrauen, dass die Proben die richtigen sind?

Vertrauen oder kein Vertrauen ist nicht das Kriterium für uns. Für uns ist das Wichtigste, die Integrität der Proben und des Prozesses bestätigen zu können.


Und das können Sie garantieren?

Ja, das können wir garantieren. Wir sind sicher, dass der Prozess integer ist und die Proben authentisch sind.

Wie kommen Sie bei der Umsetzung des Fahrplans voran?

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Prozess bis zum 15. Oktober abschließen und bis zum 15. Dezember einen Bericht produzieren können.

Was bedeutet es für die IAEA, die Umsetzung des Iran-Deals zu überwachen?

Wir brauchen mehr Inspektoren, aber keine große Zahl. Wir brauchen mehr Analyse und mehr Mittel. Wir haben schon das Budget erhöht, aber müssen es weiter erhöhen. Unsere Schätzung liegt bei derzeit 9,2 Millionen Euro pro Jahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

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