Robert Pattinson: "Ich trage keine Maske mehr"

(c) EPA (BRITTA PEDERSEN)
  • Drucken

Bild des Lebens: In Anton Corbijns wunderschönem Drama „Life“ spielt Ex-Vampir Robert Pattinson Dennis Stock – jenen Fotografen, der das ikonische Foto von James Dean am New Yorker Times Square geschossen hat.

Ob Boyband, Seifenopernheld oder Filmvampir – ausgerechnet als Teenager-Sexsymbol berühmt zu werden, ist für junge Künstler ein Segen und ein Fluch zugleich. Sicherlich, so schnell erlangt man im Showbiz sonst kaum so großen Marktwert. Andererseits gilt es, den Ruf als übergehypte Schmachtvorlage für Minderjährige auch wieder loszuwerden, und daran ist schon so mancher spektakulär gescheitert. Robert Pattinson allerdings scheint seine Vergangenheit als blasser „Twilight“-Blutsauger bestens verarbeitet zu haben: In einer Reihe von künstlerisch ambitionierten Filmen zeigte er bereits echtes Schauspieltalent. So wie nun auch in „Life“, der faszinierenden Geschichte um die Entstehung eines der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts – inszeniert vom holländischen Fotografen und Filmemacher Anton Corbijn.


Sind Sie James-Dean-Fan?

Robert Pattinson: Als Person hat er mich nie so wirklich interessiert. Aber als Schauspieler war er definitiv ganz groß. Er war so furchtlos bei seinem Spiel, seine Bewegungen waren wie Ballett. Und was mich fasziniert, gerade jetzt, wo ich mir so viele Fotos von ihm angesehen habe: Es gibt kein einziges schlechtes Bild von ihm. Aber das ist nicht nur so, weil er einfach wahnsinnig toll aussah, sondern weil er immer mit der Kamera spielte. Und das zu einer Zeit, als man noch nicht ständig überall fotografiert wurde.


Und Sie? Spielen Sie gern mit der Kamera?

Ich bin definitiv keine Naturbegabung wie James Dean (lacht). Aber es wird langsam. Früher hab ich das überhaupt nicht beherrscht. Als der erste „Twilight“-Film herauskam, glaubte ich tatsächlich, ich hätte irgendeine Kontrolle über die Bilder, die die Öffentlichkeit von mir zu sehen bekommt. Und die Panik, diese Kontrolle zu verlieren, hat man mir wirklich angesehen.


Hatten Sie jemals so ein Verhältnis zu einem Fotografen wie James Dean (im Film gespielt von Dane DeHaan, Anm.) mit Ihrer Filmfigur Dennis Stock?

Nicht mit Fotografen, eher mit Journalisten. Als „Twilight“ herauskam, gab es ein paar, mit denen ich mich recht gut verstanden habe. Ich erinnere mich noch daran, als mein erstes Porträt in einem größeren britischen Magazin erschien. Das ist ziemlich cool entstanden. Der Journalist und ich sind in eine Bar gegangen, und wir haben uns betrunken (lacht). So etwas könnte ich heute nicht mehr machen.


Ist das etwas, was Ihnen abgeht? Dass Sie nicht mehr in einer Bar abhängen können und einfach schauen, was passiert?

Es beginnt langsam, wieder möglich zu werden! Wenn etwas so groß gehypt wird wie „Twilight“, dann interessieren sich die Menschen nicht mehr für Nuancen oder Details. Alles, was man sagt, ruft die heftigsten Reaktionen hervor. Aber mittlerweile hat sich das wirklich schon sehr beruhigt.


Verkleiden Sie sich, wenn Sie hinausgehen?

Nein. Vor ein paar Wochen habe ich beschlossen, dass ich nun endgültig nie mehr mit einem ums Gesicht gewickeltem Schal hinausgehen werde, außer bei bitterster Kälte. Also hab ich damit aufgehört – und es auch überlebt.


Ihr Leben wirkt ja teilweise wie eine Seifenoper. Haben Sie selbst das auch manchmal so wahrgenommen?

Ja, klar. Ich habe ja immer darauf bestanden, nie über mein Privatleben zu sprechen – aber das hat überhaupt keinen Unterschied gemacht (lacht). Die Leute haben einfach irgendetwas erfunden. Ich wurde Teil einer Geschichte, die von jemand anderem erzählt wurde, und konnte absolut nichts dagegen tun.


Dennis Stock, den Sie im Film spielen, opfert viel für seine Karriere. Tun Sie das auch?

Nicht wirklich. Ich glaube auch nicht, dass Dennis wirklich etwas opferte. Er redet sich das nur ein. Es geht letztlich nur um ihn und seine Angst, als Künstler zu versagen – und so sucht er Schuldige für seine potenziellen Misserfolge. So denkt er keine Sekunde lang an seinen kleinen Sohn – außer, wenn er ihn als Belastung empfindet. Er ist nur mit sich selbst beschäftigt und wartet darauf, dass sich alles ändert und plötzlich Sinn ergibt. Das passiert aber nicht. Er ist wirklich eine tragische Figur. Wenn man sich spätere Interviews mit ihm durchliest, merkt man, dass er nichts dazugelernt hat. Mit 80 beschwert er sich noch darüber, dass ihn jeder nur wegen der James-Dean-Fotos kennt. Dabei sind sie der einzige Job, mit dem er jemals wirklich Geld verdient hat.

Steckbrief

Robert Pattinson (geb. 1986 in London) wurde bekannt durch seine Rolle als Cedric Diggory in den Verfilmungen der „Harry Potter“-Romane.

2007 übernahm er die Hauptrolle des Edward Cullen in der Verfilmung der „Twilight-Saga“. In „Little Ashes“ spielte Pattinson den Maler Salvador Dalí.

Aktuell spielt Pattinson in dem James-Dean-Film „Life“. Doch nicht in der Rolle des Hollywood-Rebellen, sondern als Fotograf Dennis Stock, von dem das legendärste Dean-Foto stammt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.