Die Institute Wifo und IHS haben ihre Konjunkturprognose veröffentlicht. 2016 soll Österreichs Wirtschaft wieder um bis zu 1,6 Prozent wachsen. Trotzdem wird die Arbeitslosigkeit weiter steigen.
Österreichs Wirtschaft gewinnt etwas an Dynamik und dürfte sich kommendes Jahr stärker erholen als bisher angenommen. Für heuer sieht nun auch das Wifo 0,7 Prozent reales Wachstum. Für 2016 sind die Institute laut neuen Prognosen von Dienstag noch optimistischer: Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo rechnet dann mit 1,4 Prozent BIP-Plus, das Institut für Höhere Studien (IHS) sogar mit 1,6 Prozent. Damit rechnet das Wifo für 2016 mit 0,1 Prozentpunkten mehr BIP-Wachstum als noch im Juni, das IHS um 0,2 Prozentpunkte weniger.
Steuerreform treibt privaten Konsum
Treiber der etwas stärkeren Erholung ist primär die Entlastung der Einkommen durch die Steuerreform 2015/16, die den privaten Konsum antreibt und die Ausweitung der Beschäftigung beschleunigt. Die Arbeitslosigkeit in Österreich dürfte aber dennoch vor allem nächstes Jahr weiter steigen. Heuer wird nach nationaler Berechnung eine Arbeitslosenrate von 9,2 Prozent erwartet, 2016 könnte sie laut Wifo auf 9,7 Prozent klettern und laut IHS auf 9,3 Prozent. Nach Eurostat-Definition wären das heuer 5,8 beziehungsweise kommendes Jahr bis zu 6,0 Prozent.
Der heimische Außenhandel wird stark durch die Krise in den Schwellenländern belastet, worunter in erster Linie die Warenexporte leiden. Die Ausfuhren nach China und Russland brachen im 1. Halbjahr ein, auch mit den Euro-Ländern war der Handel rückläufig. Ein leichtes Plus konnte nur durch Zuwächse mit den USA und auch Osteuropa-Staaten erreicht werden.
Heta lässt Defizit steigen
Die öffentlichen Haushalte stehen in Österreich weiter unter dem Druck der Belastungen durch Bankenhilfen und Heta-Abwicklung. Die Heta-Kosten belasteten die Staatsausgaben 2014 deutlich stärker als ursprünglich angenommen, wodurch das Budgetdefizit auf 2,7 Prozent des BIP kletterte - ohne Heta wären es nur 1,0 Prozent gewesen. Auch in den kommenden Jahren belasten die Bankenhilfen den heimischen Staatshaushalt. Das Wifo nimmt hier im Prognosezeitraum weitere, das Maastricht-Defizit erhöhende Maßnahmen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro heuer und 0,6 Milliarden Euro 2016 an.
Heuer werde das Defizit - auch durch die Konjunkturschwäche und die geringere Einnahmen-Entwicklung - bei 1,9 Prozent des BIP liegen. "Ohne Bankenhilfen und unerwartete Zusatzausgaben im Zuge der Flüchtlingskrise im 2. Halbjahr würde das Maastricht-Defizit 1,3 Prozent des BIP betragen", erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut am Dienstag.
Für 2016 wird dann ein gesamtstaatliches Maastricht-Budgetdefizit von zwei Prozent erwartet. Und: "Über die gegenwärtigen Erwartungen hinausgehende Bankenhilfen bilden ein Prognoserisiko für den Finanzierungssaldo des Staates", so das Wifo.
Unternehmervertrauen könnte gering bleiben
Für die österreichische Wirtschaftsentwicklung besteht laut IHS weiter das Risiko, dass das Unternehmervertrauen gering bleibt und damit selbst bei einem verbesserten internationalen Konjunkturklima wenig investiert wird. Bereits 2014 haben sich die Investitionen in Österreich nach den neuen Berechnungen viel schlechter entwickelt als noch vor drei Monaten gedacht. Und für heuer und 2016 ist hier vor allem das IHS deutlich pessimistischer.
Die Teuerungsrate in Österreich sehen beide Institute - nach 1,7 Prozent im Vorjahr - heuer bei 1,1 Prozent und kommendes Jahr bei 1,7 beziehungsweise 1,8 Prozent.
(APA)