Asylwerber werden aus den Verteilerzentren des Bunds weggeschickt.
Wien. Wer derzeit in Österreich um Asyl ansucht, findet in den Betreuungsstellen des Bunds keinen Platz mehr – und wird, nachdem sein Antrag auf Asyl aufgenommen wurde, wieder weggeschickt. Die Diakonie Österreich spricht von einer „eklatanten Quartiernot“ und berichtet von Fällen beim Verteilerzentrum Traiskirchen, wo sogar eine 80-jährige Frau weggeschickt wurde – mit einer Bescheinigung des Innenminsteriums, dass sie nun obdachlos sei und selbst für ihre Meldeadresse sorgen müsse.
Das Innenministerium bestätigt, „dass unsere Kapazitäten am Ende sind“, wie ein Sprecher sagt. Bei bis zu 500 Asylanträgen pro Tag seien die Verteilerzentren „zum Bersten voll“. Es stimme ebenso, dass die Asylwerber eine Bescheinigung der Obdachlosigkeit bekommen, allerdings würden sie auch über Notquartiere in der Nähe informiert und ihnen ein Bahnticket ausgehändigt. Dass dies im Einzelfall nicht passiert sein könnte, kann man im Innenministerium nicht ausschließen. Im Büro des Flüchtlingskoordinators der Bundesregierung, Christian Konrad, nimmt man die von der Diakonie geschilderten Fälle „sehr ernst“ und prüft gerade, ob es sich „um ein grundlegendes Problem“ handle. Wenn ja, wolle man es selbstverständlich lösen.
An sich kommen Asylwerber schon bisher auch in jenen Notquartieren unter, die eigentlich für Flüchtlinge vorgesehen sind, die nur auf der Durchreise sind. Die meisten Notschlafstellen – etwa in Wien und Graz – sind derzeit nicht voll ausgelastet. Zudem wurde gestern, Dienstag, das neue Notquartier im ehemaligen Kurier-Gebäude in Wien Neubau bezogen. Die Notschlafstelle in der Stadthalle wird für eine Messe gebraucht, wurde aufgelassen und wird auch nach Ende der Messe nicht mehr bezogen. (mpm/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2015)