Juraczka: ÖVP-Chef scheitert in schwerer Mission

Bis zuletzt hat er gehofft und an das Meisterstück geglaubt: ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka war - zumindest öffentlich - davon überzeugt, dass die Volkspartei bei der Wien-Wahl einen Erfolg zu feiern vermag. Doch die Wähler zogen da nicht mit - und bescherten dem Mann mit dem schwierigen Namen das schlechteste schwarze Ergebnis aller Zeiten. Er zog die Konsequenz und wird sich im Febraur 2016 nicht mehr zur Wiederwahl stellen.
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Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass Manfred Juraczka einen der undankbarsten Jobs im ÖVP-Universum angenommen hat. Seit 2012 ist der 46-Jährige Chef der Wiener Landespartei. Dabei ist ihm das nicht zu unterschätzende Kunststück gelungen, die Stadt-Schwarzen zu einen. In einer Landespartei, die vor ihm schon 16 Obleute seit 1945 - und damit deutlich mehr als die politische Konkurrenz -, ist dies bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Als Spitzenkandidat kämpfte der 17. Chef nun gegen den Absturz der Rathaus-ÖVP in Richtung Bedeutungslosigkeit. Es blieb bei einem Kampf, denn gelungen ist ihm das nicht: Die Schwarzen rutschten in den einstelligen Bereich.
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Im Vorfeld des Urnengangs hatte der Landesparteichef außerdem mit internem Gegenwind zu kämpfen. Immerhin ließ er bei der Kandidaten-Listenerstellung altgediente Funktionäre wie Ingrid Korosec zugunsten unbekannter junger Kandidaten und Wirtschaftsbündler wie Landtmann-Chef Berndt Querfeld außen vor. Auch mit der Grande Dame der Innenstadt, Ursula Stenzel (Bild), hatte es sich der ÖVP-Obmann verscherzt. Denn die ÖVP hat die Bezirksvorsteherin nicht mehr nominiert.

Viel kommunalpolitische Erfahrung brachte der am 16. Jänner 1969 geborene Hernalser jedenfalls nicht mit, als er seinen Posten an der Parteispitze antrat - und das, obwohl er die Verbundenheit mit der ÖVP gewissermaßen in die Wiege gelegt bekam. Seine Mutter werkte als Bezirksparteisekretärin, sein Vater war stellvertretender Bezirksvorsteher in Hernals. 2007 übergab er diese Funktion an seinen Sohn, der bereits seit 2003 Parteiobmann im 17. Bezirk war und darüber hinaus einige Funktionen im ÖAAB innehatte. Parteiintern blieb er aber lange Zeit ein eher unbeschriebenes Blatt.
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Das änderte sich sechs Jahre später schlagartig. Damals schaffte der studierte Politologe den Sprung ins Rathaus und wurde nicht amtsführender Stadtrat. Dann ging es schnell: Die glücklose Christine Marek kehrte Wien den Rücken, ÖAAB-Chefin Gabriele Tamandl übernahm interimistisch, und schon im Februar 2012 wurde Juraczka offiziell zum neuen Parteichef gekürt. In seiner Antrittsrede versprach er den Delegierten einen "Neustart". "Das Wahlergebnis, interne Diskussionen, bescheidene Meinungsumfragen. Das hat uns allen deutlich gemacht, so darf es nicht weitergehen", meinte er damals.
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Den großen Reset-Knopf hat der gelernte PR-Profi - er war von 2004 bis 2011 Marketingmanager beim Technologiekonzern Alcatel - aber nicht gedrückt. Juraczka positionierte die schwarze Rathaustruppe vor allem als Schutzpatrone der von "Gebührenlawinen" überrollten Steuerzahler und noch mehr der "schikanierten" Autofahrer. Wobei der Parteichef selbst einmal bekundete: "Ich bin sicher kein Benzinbruder, der glaubt, alle müssen mit dem Auto fahren." Darüber hinaus pflegt man das Image als kompetente Wirtschaftspartei in Zeiten angespannter Budgets.
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Die Umfragewerte für die Stadt-Schwarzen sind a la longue jedoch nicht besser geworden. Im Gegenteil, der Absturz war schon vor der Wahl erahnbar: Regelmäßig war vom drohenden Minus unter die Zehn-Prozent-Marke die Rede. Und das, obwohl der streng-kritische Plakatblick der Anfangszeit einem tendenziell verkniffenen Lächeln gewichen war. Auch die wilden Zeiten, als Juraczka von Hernals aus forderte, man möge mithilfe von DNA-Analysen die Verursacher illegal zurückgelassenen Hundekots ausfindig machen, sind schon lange vorbei.
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Zu seinen Erfolgen als Landesparteichhef zählte eine Unterschriften-Sammelaktion, um eine Volksbefragung über die Ausweitung des viel diskutierten Parkpickerls herbeizuführen. Damit hätte das rot-grüne Vorhaben zum Fall gebracht werden sollen. Es kamen zwar mehr als ausreichend Unterstützungserklärungen zusammen, aber eine Befragung gab es dann nicht, da die Fragestellung als nicht zulässig bewertet wurde. Abseits der politischen Bühne bzw. im semiprivaten Bereich zeigt sich der 46-Jährige - verheiratet und Vater eines Buben - umgänglich und locker. Bei Abendveranstaltungen trifft man ihn - gerne mit einem Wodka-Red Bull und (wenn erlaubt) einer Zigarette in der Hand - plaudernd an der Bar. Für das unregelmäßig stattfindende Partei-Clubbing "Manfreds Nachtflug" versucht er sich sogar an den Plattentellern. In dieser Rolle feiert er gewissermaßen ein Comeback. Denn schon in den 1980er-Jahren legte Juraczka bei Partys der Jungen ÖVP auf - als "DJ Mandy".
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