Casinos Austria: Das Machtspiel der Milliardäre

Aufputz für den neuen Großaktionär der Casinos Austria: Die Novomatic hat der Konkurrenz aus Tschechien getrotzt.
Aufputz für den neuen Großaktionär der Casinos Austria: Die Novomatic hat der Konkurrenz aus Tschechien getrotzt.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Die Zahl der Casinos-Austria-Aktionäre schrumpft von 13 auf vier. Doch die Machtverhältnisse bleiben kompliziert. Novomatic hat im Spiel vorerst die besten Karten.

So schnell geben Milliardäre nicht auf. Zumal es um Geld – sogar um viel Geld – geht, aber noch mehr um Macht, um den Einstieg in einen neuen Markt. Und so akzeptieren die tschechischen Unternehmer Jiri Smejc und Karel Komarek keineswegs die Niederlage, die sie am Montag im Kampf um die Casinos Austria erlitten haben. Die Tschechen wollen, so hört man, alles daransetzen, Finanzminister Hans Jörg Schelling umzustimmen, sodass dieser seinen Widerstand gegen sie aufgibt. Ihr Kalkül: Eine Verhandlungslösung, bei der der Kuchen „friedlich“ zwischen ihnen und dem großen Widersacher Novomatic aufgeteilt würde, könnte jenen langen Rechtsstreit verhindern, den sie andernfalls anzustrengen gedenken.

Nach der montäglichen außerordentlichen Hauptversammlung bei den Casinos Austria haben die Tschechen allerdings keine so guten Karten. Ihnen hat nämlich just Schelling, der über die Staatsholding ÖBIB 33,2 Prozent an dem Glücksspielkonzern hält, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Smejc und Komarek hatten sich über ihre Firma Came in einem Überraschungscoup Mitte September 11,345 Prozent an den Casinos Austria gesichert, was sie zu einem Teil des Gesellschaftergeflechts der Casinos Austria werden ließ. Sie hatten damit – so wie die anderen Anteilshaber – das Recht, Anteile der anderen aufzukaufen. Was sie auch tun wollten. Konkret hatten sie es auf die Anteile von Maria Theresia Bablik abgesehen. Die Dame hatte aber ihre in der MTB-Privatstiftung gehaltenen knapp 17 Prozent schon im Frühjahr der Novomatic angedient und seither allen Avancen der Tschechen eine Abfuhr erteilt.

Am Montag erhielt sie von Schelling Schützenhilfe: Die ÖBIB blockiert eine Übernahme der Anteile von Bablik durch die Tschechen. Ein Erwerb der MTB-Anteile durch die Tschechen hätte „negative Einflüsse“ auf die Casinos Austria, führte ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer ins Treffen. Ein Rechtsgutachten von Michael Enzinger, dem Präsidenten der Wiener Anwaltskammer, ortet „signifikante Rechtsunsicherheiten“, weil das Vorkaufsrecht der Came umstritten sei. Somit ebnete die ÖBIB der Novomatic den Weg. Der Einfluss des niederösterreichischen Glücksspielkonzerns bei den Casinos Austria und deren lukrativer Tochter Lotterien steigt.

„Österreichische Lösung“

Möglich war das Veto der ÖBIB aufgrund eines Passus in der Satzung, wonach der Staat den Einstieg eines Aktionärs aus „wichtigen Gründen“ ablehnen kann. Für die Tschechen gebe es solche Gründe eindeutig nicht, erwiderte deren Investmentchef Stepan Dlouhy.
Schelling dürfte sich aber nicht nur an der Rechtsunsicherheit stoßen. Ihm geht es offenbar auch darum, für den Platzhirsch im heimischen Glücksspiel (für das er als Finanzminister auch zuständig ist) eine „österreichische Lösung“ zu finden. Die Ankündigung von Peter Goldscheider, der von Anfang an der österreichischen Verbindungsmann der Tschechen war, mit den Dorotheums-Eigentümern Dichand, Soravia und Tojner in der Nacht zum Montag einen Pakt geschlossen zu haben, änderte nichts und kam offenbar auch verfrüht. Der Pakt werde angestrebt, sei aber noch nicht fix, heißt es nun.

Goldscheider, der mit seiner Investmentfirma Epic ursprünglich als Partner der Tschechen aufgetreten ist, soll sich selbst ganz aus dem Spiel genommen haben. Er beobachte jetzt von der Reservebank aus das Geschehen, heißt es. „Ich halte meine tschechischen Freunde für die beste Lösung, sie haben das beste Konzept und bieten die größten Synergien“, sagt Goldscheider.

Bleibt alles so wie in der Hauptversammlung beschlossen, wäre die Bereinigung der Eigentümerstruktur der Casinos Austria zumindest teilweise gelungen. Sie hätten nicht mehr 13 verschiedene Eigentümer, die sich aufgrund komplizierter Syndikatsverträge oft im Wege standen und ebenso häufig sinnvolle Entscheidungen verhinderten. Aber auch vier Aktionärsgruppen können einem Konzern das Leben schwer machen, wenn sie nicht an einem Strang ziehen. Lässt man mögliche Rechtsstreitigkeiten außer Acht, so käme die Novomatic derzeit auf einen Anteil von 39,5 Prozent, der Staat (ÖBIB) auf 33,2 Prozent, die zur Grazer Wechselseitigen (Grawe) gehörende Bank Schelhammer & Schattera auf rund 16 Prozent und die Tschechen auf 11,3 Prozent.

Noch ist das Spiel nicht zu Ende. So hielt sich die Grawe bisher über Verkaufsabsichten bedeckt. Auch der Staat könnte seinen Anteil zwecks Budgetkosmetik reduzieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2015)

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